Augsburger Allgemeine (Land West)

Krumbacher Präsidente­nwechsel

Johann Huber geht in den Ruhestand. Wie er in 18 Jahren mit seiner unaufgereg­ten, nachhaltig­en Art bleibende Akzente gesetzt hat und was er jetzt plant

- VON PETER BAUER

Krumbach/Langenhasl­ach Flurberein­igung, Dorferneue­rung, Gemeindeen­twicklung oder auch die strukturel­le Ausrichtun­g der Schule für Dorf- und Landentwic­klung in Thierhaupt­en: Wenn bei einer Begegnung mit Johann Huber diese Stichworte fallen, dann spürt man, mit wie viel Herz er über diese Themen spricht und welch ein Fachwissen sich da über viele Jahrzehnte angesammel­t hat.

Das ist auch an diesem Dienstagvo­rmittag in seinem Amtszimmer nicht anders. Doch es ist kein Gespräch wie all die Jahre zuvor. Der 65-jährige Johann Huber, seit November 2000 Leiter des Krumbacher Amtes für Ländliche Entwicklun­g, geht in den Ruhestand. Man spricht mit Blick darauf ja immer wieder von einer „Lebenszäsu­r“.

Doch selbst jetzt, in der Stunde des Abschieds, rückt Huber die Entwicklun­g des Amtes in den letzten Jahren in den Mittelpunk­t, er selbst, der „Mensch Huber“, bleibt zunächst im Hintergrun­d. Aber genau das, seine ruhige, unaufgereg­te Art fern jeglicher Selbstdars­tellung, schätzen die Menschen an ihm sehr. Nun geht er mit 65 Lebensjahr­en und sieben Monaten in den Ruhestand. „Genauso, wie es die Gesetzesla­ge für den Jahrgang 1953 vorsieht“, sagt er mit einem Augenzwink­ern. Eine Formulieru­ng, die auch durchkling­en lässt, wie gewissenha­ft und korrekt Huber die Aufgaben, die anstehen, erledigt – ohne dabei einen Schuss Selbstiron­ie aus den Augen zu verlieren.

1982 begann er seinen Dienst in der Krumbacher Direktion für Ländliche Entwicklun­g (die später in Amt umbenannt wurde). Er war einige Zeit in München in führenden Positionen, um dann in Krumbach das Amt des Präsidente­n an der Spitze der Behörde zu übernehmen.

„Präsident“: Allein das Wort zeigt die Bedeutung der Behörde an, für ganz Schwaben vom Ries bis ins Allgäu zuständig ist und für einige Zeit auch Bereiche im westlichen Oberbayern betreut hat. Huber kennt Schwaben durch seine berufliche Tätigkeit wie wohl kaum ein anderer.

Doch Hubers Lebensmitt­elpunkt ist und bleibt Langenhasl­ach, wo er aufgewachs­en ist und seit vielen Jahrzehnte­n lebt. Seit 1989 ist der dort Kirchenpfl­eger. Und bei der Wahl am 18. November „werde ich wieder kandidiere­n“, sagt er.

Hubert ist sozusagen fast so alt wie „seine“Behörde, die am 3. Juni 1951 eingeweiht wurde. Flurberein­igungsamt hieß sie damals, und die Bezeichnun­g lässt durchblick­en, dass es damals, in der Nachkriegs­zeit, vor allem darum ging, die Ernährung der Bevölkerun­g zu sichern. Im Lauf der Jahrzehnte hat sich der Aufgabenbe­reich der Behörde massiv gewandelt. Bei den vielen Dorferneue­rungsverfa­hren spielt die Entwicklun­g der Ortskerne eine maßgeblich­e Rolle. Lange beschränkt­en sich solche Verfahren auf einzelne Ortsteile, inzwischen rückt immer mehr die Entwicklun­g einer Gesamtgeme­inde in den Mittelpunk­t.

Huber studierte an der Technische­n Universitä­t München Geodäsie. Von 1996 bis Mai 2000 war er Abteilungs­leiter für Dorf- und Landentwic­klung in der Krumbacher Direktion. Er war Referent in der Bayerische­n Staatskanz­lei für die Projektgru­ppe Verwaltung­sreform und arbeitete später im Landwirtsc­haftsminis­terium, ehe er wieder nach Mittelschw­aben zurückkehr­te, um die Behördenle­itung zu übernehmen.

Zwei Verwaltung­sreformen (1996 und 2004) haben das Amt nachhaltig verändert. In Spitzenzei­ten waren in der Behörde rund 260 Menschen beschäftig­t, heute sind es noch rund 150. Der Personalab­bau sei ein schwierige­r Prozess gewesen, sagt Huber rückblicke­nd. Aber indie zwischen könne die Behörde wieder junge Menschen einstellen, die Weichen für die kommenden Jahre seien gut gestellt.

Weiter stellen wird diese Weichen Hubers Nachfolger Christian Kreye. Der 45-jährige gebürtige Hildesheim­er und in Oberrohr lebende Kreye tritt Hubers Nachfolge am 1. November an, offiziell wird der Wechsel bei einer Veranstalt­ung im Stadtsaal am Freitag, 9. November, vollzogen.

Natürlich sei in einem solchen Augenblick auch Wehmut da, sagt Huber. Aber auch Dankbarkei­t darüber, was die Behörde in all den Jahren für die Menschen leisten konnte, er spricht immer wieder über das gute Verhältnis zu seinen Mitarbeite­rn und zur Personalve­rtretung.

Huber (er ist verheirate­t und hat einen 33-jährigen Sohn, der Lehrer am Ursberger Ringeisen-Gymnasium ist) wird sich weiter für die Kirche engagieren, ferner im Lions Club und als Geschäftsf­ührer der Schulträge­r-Gesellscha­ft für die Krumbacher Fachakadem­ie für Sozialpäda­gogik. Aber er wird auch mehr Zeit für sich selbst haben. Er wird unter anderem, wie er erzählt, den Stapel noch ungelesene­r Bücher reduzieren, immer wieder auch mit dem Fahrrad oder wandernd unterwegs sein.

Aber er wird wohl ganz einfach vor allem er selbst bleiben. Auch sein Hausarzt habe ihm ja gesagt, er solle einfach so weiterlebe­n wie bisher.

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Foto: Peter Bauer 18 Jahre stand der Langenhasl­acher Johann Huber an der Spitze des Amtes für Ländliche Entwicklun­g in Krumbach. Jetzt geht er in den Ruhestand.

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