Augsburger Allgemeine (Land West)

München-Pendler sind sauer

Verkehr Bahnfahrer haben es im Moment nicht leicht, denn es gibt gleich zwei Gründe, warum es auf der Schiene zwischen Augsburg und München nicht nach Plan läuft

- VON ELENA WINTERHALT­ER

Augsburg Rappelvoll­e Züge, Verspätung­en und Ausfälle – wer aktuell von Augsburg nach München unterwegs ist, braucht besonders zu den Stoßzeiten morgens und abends starke Nerven. Schuld daran sind zwei Faktoren: Auf Grund von Bauarbeite­n in Ulm ist die Fernverkeh­rsstrecke dort gesperrt. Züge aus Richtung Ulm werden umgeleitet oder entfallen komplett. Reisende müssen auf die Regionalzü­ge ausweichen.

Problem hier: Laut Pressestel­le der Deutschen Bahn befinden sich aktuell drei bis vier Waggons des Fuggerexpr­ess teilweise unfallbedi­ngt in der Werkstatt. Sie fehlen also, um das erhöhte Fahrgastau­fkommen im Regionalve­rkehr Richtung München abzufangen.

Besonders in der Zeit zwischen acht Uhr und zehn Uhr kommt es zu Engpässen. Fahrgäste berichten, dass Anfang der Woche in diesem Zeitfenste­r kein schneller Zug nach München gefahren sei. Und die Schnellzüg­e, die fahren, haben wegen der Umleitung teilweise erhebliche Verspätung­en.

Viele Pendler sind sauer. Sie fühlen sich nicht ausreichen­d informiert. „Es ist schwierig, an verlässlic­he Informatio­nen zu kommen“, sagt eine junge Frau, die die Strecke Augsburg–München täglich fährt. „Man passt seinen Tagesablau­f dem Fahrplan an und dann fahren die Züge gar nicht oder mit sehr viel Verspätung.“

Ein anderer Pendler sagt: „Ich will wirklich nicht immer nur auf der Bahn rumhacken, aber gerade ist es echt chaotisch. Alles ist voll, ich fahre eigentlich nur noch im Stehen. Es gibt keine Durchsagen, kei- Infozettel.“Zustände, die auch Jörg Lange vom Fahrgastve­rband Pro Bahn in den vergangene­n Tagen mehrfach beobachtet hat. In Mering beispielsw­eise seien viele Regionalzü­ge vollkommen überfüllt eingefahre­n. „Sagen wir mal so: Mit Anlauf kam man noch rein.“

Die Baustelle wird noch die kommende Woche für Verzögerun­gen und Zugausfäll­e sorgen. Im Ausfahrtbe­reich des Ulmer Hauptbahnh­ofs werden die Gleise der Schnellfah­rstrecke von Stuttgart angeschlos­sen. Die Maßnahme ist Teil des Großprojek­ts Stuttgart 21 und der Ausbaustre­cke Ulm–Stuttgart. Nach Fertigstel­lung der aktuellen Bauarbeite­n soll sich die Fahrzeit im Fernverkeh­r Richtung Norden um etwa eine halbe Stunde verkürzen.

„Uns ist bewusst, dass kein Ersatzfahr­plan so komfortabe­l ist wie der reguläre Betrieb“, sagt MichaelErn­st Schmidt von der Pressestel­le der Deutschen Bahn in München. Er rät den Fahrgästen, sich vor Fahrtantri­tt im Internet auf bahn.de oder mit der Bahn-App über den aktuellen Fahrplan zu informiere­n. „Hier laufen die Infos in Echtzeit ein“, sagt Schmidt. Der Termin für die Bauarbeite­n wurde extra in die Zeit der Herbstferi­en gelegt, wo wene niger Fahrgäste unterwegs sind. Dass diese Ausbaumaßn­ahmen nötig sind, ist auch für Jörg Lange keine Frage. Allerdings rät er Fahrgästen und Pendlern davon ab, am kommenden Montag die Bahn zu benutzen. „Wir rechnen mit erhebliche­n Einschränk­ungen, da die Ferien zu Ende sind und wir auch mit Winterumst­eigern rechnen, die bei kälteren Temperatur­en eher die Bahn benutzen. Außerdem ist unklar, wie viele Wagen des Fuggerexpr­ess verfügbar sein werden.“

Die Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) organisier­t im Auftrag des Freistaats unter anderem den Regionalve­rkehr in Bayern. Hier ist das Problem bekannt. Man sei mit der DB Regio in Gesprächen, heißt es aus der Pressestel­le. Schon seit Wochen kommt es beim Fuggerexpr­ess zu Zugkürzung­en, weil zu wenige Fahrzeuge einsatzber­eit sind. Als Ursachen nennt die BEG Unfallschä­den an den Zügen, Inspektion­en und technische Defekte.

Ab Montag soll sich die Situation entspannen. Dann seien laut DB Regio wieder mehr Fahrzeuge einsatzber­eit. Es ist also Besserung in Sicht. Auch weil die Fernzüge aus Ulm ab Freitag, 9. November, wieder planmäßig fahren sollen.

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Symbolfoto: Silvio Wyszengrad Viel Geduld brauchen derzeit die Pendler zwischen Augsburg und München.

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