Augsburger Allgemeine (Land West)

Dem Erbgut von Krebszelle­n auf der Spur

Medizin Die Ärzte in der modernen Pathologie arbeiten mehr für die Lebenden als für die Toten

- VON ANDREAS ALT

Stadtberge­n Das Bild, das manche Fernsehrse­rie von der Tätigkeit des Pathologen vermittelt, geht oft an der Realität vorbei: Zu den wichtigste­n Aufgaben der Pathologie gehört, Gewebeprob­en von Patienten auf mögliche Spuren von Krebs zu untersuche­n. Aber inzwischen kann die Medizin noch mehr: Untersucht werden nach Aussage des Direktors des Instituts für Pathologie des Klinikums, Prof. Dr. med. Bruno Märkl, inzwischen auch Krebszelle­n, um die beste Strategie zu ihrer Bekämpfung zu ermitteln. Darüber berichtet er in der Ärztlichen Vortragsre­ihe im Bürgersaal.

Wie alle Körperzell­en besitzen auch Tumorzelle­n Erbinforma­tionen in Form einer DNA. Mit neuartigen Geräten und aufwendige­r Technik kann die Pathologie diese Molekülket­te untersuche­n und zu großen Teilen entschlüss­eln. Laut Märkl geht es dabei darum, dort Strukturen zu finden, die man so in ihrer Funktion beeinfluss­en kann, dass das unkontroll­ierte Krebswachs­tum gebremst oder gestoppt wird.

Es ist erst wenige Jahrzehnte her, dass die Medizin bestimmte Krebsarten zwar diagnostiz­ieren konnte, aber häufig keine effektive Therapie zur Verfügung hatte. Diese Krebspatie­nten waren hoffnungsl­ose Fälle. Heute hilft die Analyse des Erbguts, solchen Krebsarten ihre treibende Kraft zu nehmen. Märkl nennt das auch: „den Motor des Tumors lahmlegen“.

Der Schlüssel zu einer erfolgreic­hen Krebsbehan­dlung ist die Zusammenar­beit zwischen einer Vielzahl medizinisc­her Fächer. Dabei hat sich die Arbeit der Pathologie laut Märkl stark verändert. Es geht immer weniger um das Sezieren von Toten – „wir arbeiten heute für die Lebenden“.

Dieser Bereich hat sich nach seinen Worten in den vergangene­n Jahren extrem stark entwickelt. Seine Mitarbeite­r und er lieferten den Onkologen die Analysen, die sie brauchen, um entscheide­n zu können, wie ein Krebspatie­nt bestmöglic­h behandelt werden kann.

Mit Leichen hat die Pathologie nach Aussage von Märkl allerdings immer noch zu tun. Wenn er ermittelt, woran ein Mensch auf natürliche­m Weg gestorben ist, dient das dem Erkenntnis­gewinn und der Qualitätss­icherung im Krankenhau­s. Mit Verbrechen­sopfern hat es die Pathologie allerdings so gut wie nie zu tun. Einem möglichen Mörder auf die Spur zu kommen, ist die Arbeit der Gerichtsme­dizin.

Vortrag Die Veranstalt­ung findet am 5. November um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtberge­n statt, Eintritt: 5 Euro.

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