Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Grandhotel: Ein Ort der Menschlich­keit

- VON MIRIAM ZISSLER ziss@augsburger-allgemeine.de

So viel wird über Integratio­n von Flüchtling­en geschriebe­n. Was getan werden muss, wie es ablaufen und womöglich funktionie­ren könnte ... Doch das ist nur die blanke Theorie. Im Grandhotel Cosmopolis wird sie seit Jahren zur Praxis: Hier treffen Augsburger und Geflüchtet­e ungezwunge­n aufeinande­r – im Café, bei einem Konzert oder beim Mittagstis­ch.

Das ist auch nicht immer einfach, keine Frage. Hotelier Georg Heber will das Zusammenle­ben auch nicht „romantisie­ren“. Zu oft hat er in den vergangene­n Jahren festgestel­lt, dass nicht immer eitel Sonnensche­in herrscht – dann, wenn Geflüchtet­e abgeschobe­n wurden zum Beispiel. Doch weder für ihn, seine Mitstreite­r noch die vielen Helfer steht außer Frage: Es ist trotz allem ein Weg, den es lohnt, weiterzuge­hen.

Dieses Engagement sollte unterstütz­t werden, weshalb es schön wäre, wenn sich Mitstreite­r für einen Fördervere­in oder Freundeskr­eis

Die Idee manchmal mit Naivität, aber mit viel Herzblut vorangetri­eben.

finden ließen. Denn ohne das Grandhotel Cosmopolis würde Augsburg etwas Wichtiges fehlen: ein Stück Menschlich­keit. Die Einrichtun­g bietet Flüchtling­en wichtige soziale Anknüpfung­spunkte, die ihnen in abgelegene­n oder isolierten Unterkünft­en oft verwehrt bleiben. Es ist erwiesen, dass solche Kontakte die Integratio­n wesentlich erleichter­n können.

2011 begann diese Erfolgsges­chichte im Augsburger Domviertel mit einer Idee, die Künstler und Aktivisten mit viel Herzblut vorangetri­eben und umgesetzt haben. Mit viel Idealismus auch, manchmal mit etwas Naivität, doch beides gehört wohl dazu, will man ein solches Projekt vorantreib­en. Die Macher des Grandhotel­s haben bewiesen, dass ihre Idee kein Luftschlos­s ist, sondern das Miteinande­r in Augsburg stärkt. Es wäre schade, wenn es dieses bunte Haus nicht mehr geben würde.

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