Augsburger Allgemeine (Land West)
Pläne schmieden nach einer saftigen Mieterhöhung
Komödie Theaterverein Diedorf probt „QuadratRatschenSchlamassel“. Auch er hat Wohnungssorgen und sucht Spielstätte
Diedorf Siggi Erdle und Pia Frisch als Annelie Gugel und Hilde Hupf treffen sich normalerweise täglich im Hinterhof ihres Mietshauses, um fröhlich zu tratschen. Bei der Szene, die die beiden Frauen gerade auf der Bühne im Diedorfer Millerwirt proben, ist es allerdings vorbei mit dem fröhlichen Tuscheln. Nachdem das Haus verkauft wurde und eine saftige Mieterhöhung ins Haus steht, brauchen die beiden Damen eine neue Geldquelle. Schnell schmieden sie einen Plan. „Witwer Quartett“ist nur eines der Stichwörter.
„QuadratRatschenSchlamassel“heißt das hochaktuelle Stück, das der Theaterverein Diedorf bald auf die Bühne bringen will – übrigens zum letzten Mal im Millerwirt. Der Theaterverein muss sich nächstes Jahr eine neue Bleibe suchen.
Der „Hinterhofschwank in drei Akten“verspricht eine turbulente Geschichte und viel Wortwitz. Die Handlung findet im Hinterhof des Mietshauses statt. Auf der Bühne ist dieser zu sehen, umgeben von vier großen Fenstern, die im Stück ebenfalls eine wichtige Rolle spielen werden. „Das ist mal etwas anderes“, sagt Pia Frisch, die zusammen mit Siggi Erdle auch Regie führt. Die letzten Jahre hätten sie als Kulissen oft Wirtsstuben oder Wohnhäuser gebaut.
Die Entscheidung für „QuadratRatschenSchlamassel“ist dem Theaterverein nicht schwergefallen. Im Vorfeld hat die Crew unterschiedliche Stücke gelesen. Pia Frisch erklärt, worauf sie dabei achten: „Ob das Stück technisch machbar ist, genügend Schauspieler zur Verfügung stehen und ob es das Niveau hat, das wir gerne spielen.“ Manchmal merke man sofort, dass ein Stück nicht zum Diedorfer Theaterverein passt, sagt Frisch. Doch der „Hinterhofschwank“war geeignet und auch die Rollenverteilung stand von Anfang an fest. „Die Größe der Rollen ist dabei zweitrangig. Schon beim ersten Lesen merken wir, welche Rolle zu wem passt“, erklärt die Regisseurin.
Obwohl viele der Hobby-Schauspieler schon Bühnenerfahrung mitbringen, müssen Siggi Erdle und Pia Frisch immer wieder eingreifen. „Wie stehe ich auf der Bühne, Mimik, Gestik“, sind für Pia Frisch zentrale Dinge. Hinzu kommt, dass auf der Bühne Dialekt gesprochen werden soll. „Das macht das Stück gemütlicher, authentischer und spricht die Leute an“, erklärt die Regisseurin und ergänzt: „Gerade bei den Jüngeren muss man darauf achten, dass sie im Dialekt bleiben.“
Insgesamt sind an der diesjährigen Produktion wieder etwa 20 Leute beteiligt. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinter den Kulissen für die Kostüme, die Masken und die Technik braucht man engagierte Helfer. Mittlerweile ist der Theaterverein im gewohnten Stress kurz vor den Aufführungen. „Wir hatten dieses Jahr eine etwas chaotische Probezeit“, sagt Frisch. Viele Ausfälle durch Krankheiten und Verletzungen seien der Grund. „Aber wir kriegen das schon hin“, betont die Regisseurin zuversichtlich.
Eine Sache wirft allerdings einen Schatten auf die kommenden Vorstellungen: Vor Kurzem hat der Theaterverein Diedorf erfahren, dass das diesjährige „QuadratRatschenSchlamassel“sein letztes Projekt auf der Bühne im Wirtshaus sein wird. „Nach 78 Jahren ist für uns im Millerwirt Schluss. Er schließt zum 31. März und wird für Gewerbe umgebaut“, bedauert Vorsitzender Thomas Wetzel. Der Verein muss Keller unter der Bühne räumen und verliert seine Spielstätte. Besonders bitter ist für Wetzel, dass der Theaterverein eigentlich „gesund“ist, „im Gegensatz zu anderen Vereinen, die keine Funktionäre mehr finden oder deren Mitgliederzahlen schwinden.“Die Crew will sich den Spaß am aktuellen Projekt aber nicht nehmen lassen – auch wenn, wie Pia Frisch meint, die Suche nach einer neuen Spielstätte nicht leicht wird.