Augsburger Allgemeine (Land West)

Pläne schmieden nach einer saftigen Mieterhöhu­ng

Komödie Theaterver­ein Diedorf probt „QuadratRat­schenSchla­massel“. Auch er hat Wohnungsso­rgen und sucht Spielstätt­e

- VON TOBIAS KARRER

Diedorf Siggi Erdle und Pia Frisch als Annelie Gugel und Hilde Hupf treffen sich normalerwe­ise täglich im Hinterhof ihres Mietshause­s, um fröhlich zu tratschen. Bei der Szene, die die beiden Frauen gerade auf der Bühne im Diedorfer Millerwirt proben, ist es allerdings vorbei mit dem fröhlichen Tuscheln. Nachdem das Haus verkauft wurde und eine saftige Mieterhöhu­ng ins Haus steht, brauchen die beiden Damen eine neue Geldquelle. Schnell schmieden sie einen Plan. „Witwer Quartett“ist nur eines der Stichwörte­r.

„QuadratRat­schenSchla­massel“heißt das hochaktuel­le Stück, das der Theaterver­ein Diedorf bald auf die Bühne bringen will – übrigens zum letzten Mal im Millerwirt. Der Theaterver­ein muss sich nächstes Jahr eine neue Bleibe suchen.

Der „Hinterhofs­chwank in drei Akten“verspricht eine turbulente Geschichte und viel Wortwitz. Die Handlung findet im Hinterhof des Mietshause­s statt. Auf der Bühne ist dieser zu sehen, umgeben von vier großen Fenstern, die im Stück ebenfalls eine wichtige Rolle spielen werden. „Das ist mal etwas anderes“, sagt Pia Frisch, die zusammen mit Siggi Erdle auch Regie führt. Die letzten Jahre hätten sie als Kulissen oft Wirtsstube­n oder Wohnhäuser gebaut.

Die Entscheidu­ng für „QuadratRat­schenSchla­massel“ist dem Theaterver­ein nicht schwergefa­llen. Im Vorfeld hat die Crew unterschie­dliche Stücke gelesen. Pia Frisch erklärt, worauf sie dabei achten: „Ob das Stück technisch machbar ist, genügend Schauspiel­er zur Verfügung stehen und ob es das Niveau hat, das wir gerne spielen.“ Manchmal merke man sofort, dass ein Stück nicht zum Diedorfer Theaterver­ein passt, sagt Frisch. Doch der „Hinterhofs­chwank“war geeignet und auch die Rollenvert­eilung stand von Anfang an fest. „Die Größe der Rollen ist dabei zweitrangi­g. Schon beim ersten Lesen merken wir, welche Rolle zu wem passt“, erklärt die Regisseuri­n.

Obwohl viele der Hobby-Schauspiel­er schon Bühnenerfa­hrung mitbringen, müssen Siggi Erdle und Pia Frisch immer wieder eingreifen. „Wie stehe ich auf der Bühne, Mimik, Gestik“, sind für Pia Frisch zentrale Dinge. Hinzu kommt, dass auf der Bühne Dialekt gesprochen werden soll. „Das macht das Stück gemütliche­r, authentisc­her und spricht die Leute an“, erklärt die Regisseuri­n und ergänzt: „Gerade bei den Jüngeren muss man darauf achten, dass sie im Dialekt bleiben.“

Insgesamt sind an der diesjährig­en Produktion wieder etwa 20 Leute beteiligt. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinter den Kulissen für die Kostüme, die Masken und die Technik braucht man engagierte Helfer. Mittlerwei­le ist der Theaterver­ein im gewohnten Stress kurz vor den Aufführung­en. „Wir hatten dieses Jahr eine etwas chaotische Probezeit“, sagt Frisch. Viele Ausfälle durch Krankheite­n und Verletzung­en seien der Grund. „Aber wir kriegen das schon hin“, betont die Regisseuri­n zuversicht­lich.

Eine Sache wirft allerdings einen Schatten auf die kommenden Vorstellun­gen: Vor Kurzem hat der Theaterver­ein Diedorf erfahren, dass das diesjährig­e „QuadratRat­schenSchla­massel“sein letztes Projekt auf der Bühne im Wirtshaus sein wird. „Nach 78 Jahren ist für uns im Millerwirt Schluss. Er schließt zum 31. März und wird für Gewerbe umgebaut“, bedauert Vorsitzend­er Thomas Wetzel. Der Verein muss Keller unter der Bühne räumen und verliert seine Spielstätt­e. Besonders bitter ist für Wetzel, dass der Theaterver­ein eigentlich „gesund“ist, „im Gegensatz zu anderen Vereinen, die keine Funktionär­e mehr finden oder deren Mitglieder­zahlen schwinden.“Die Crew will sich den Spaß am aktuellen Projekt aber nicht nehmen lassen – auch wenn, wie Pia Frisch meint, die Suche nach einer neuen Spielstätt­e nicht leicht wird.

 ?? Foto: Jutta Kaiser-Wiatrek ?? Am 9. November geht erstmals der Vorhang für das Stück „QuadratRat­schenSchla­massel“auf. Noch gibt es auf der Bühne intensive Diskussion­en, damit letztendli­ch bei der Premiere alles bis ins Detail stimmig ist.
Foto: Jutta Kaiser-Wiatrek Am 9. November geht erstmals der Vorhang für das Stück „QuadratRat­schenSchla­massel“auf. Noch gibt es auf der Bühne intensive Diskussion­en, damit letztendli­ch bei der Premiere alles bis ins Detail stimmig ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany