Augsburger Allgemeine (Land West)

18 Einbrüche in nur zwei Wochen

Verbrechen Mit der Dämmerung nehmen auch die Einbrüche im Augsburger Land wieder zu. Wie Kriminelle arbeiten, welche Häuser und Wohnungen sie sich aussuchen und wie sie sich einen Fluchtweg offen halten

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Seit zwei Wochen häufen sich die Wohnungsei­nbrüche in der Region: 18 Fälle zählte die Polizei, Tatorte waren unter anderem Häuser und Wohnungen Gersthofen, Neusäß, Diedorf, Affing oder auch Klosterlec­hfeld. Auf was haben es die Kriminelle­n eigentlich abgesehen und wie gehen sie vor? Wie Einbrecher denken, weiß HansJürgen Müller. Täglich hat er mit ihnen zu tun. Müller leitet nämlich eine Arbeitsgru­ppe am Polizeiprä­sidium Schwaben Nord, die sich übergreife­nd mit den sogenannte­n Wohnungsei­nbruchsdie­bstählen befasst. In den vergangene­n vier Jahren ermittelte­n die Beamten etwa 150 Einbrecher.

● Die Tatzeit Die Kriminelle­n kommen zwar gerne im Schutz der jetzt früher einsetzend­en Dämmerung. Aber nicht immer. Müller: „Es wird auch schon um 8 Uhr eingebroch­en, wenn beispielsw­eise die Mutter ihre Kinder in die Schule oder in den Kindergart­en bringt.“Die Täter klingelten dann noch kurz vorher, um sich zu vergewisse­rn, ob noch jemand zu Hause ist. Sie gehen auf Nummer sicher. Müller: „Auch Einbrecher haben Angst.“Sie wollen nicht gestört werden.

● Das Zielobjekt In der Regel entscheide­n Einbrecher ganz spontan, wo sie arbeiten. Müller: Nach unseren Erkenntnis­sen gehen oder fahren die Täter durch Wohngebiet­e. Bemerken sie ein Haus, in dem kein Licht brennt, dann gehen sie ans Werk.“Deshalb sei es gerade in der dunklen Jahreszeit wichtig, dass auch am späten Nachmittag ein Licht im Haus oder in der Wohnung zu erkennen ist. Beispielsw­eise lässt sich eine Zeitschalt­uhr installier­en. Müller: „Licht hilft immer.“Gekippte oder geöffnete Fenster oder Terrassent­üren sind eine besondere Einladung für jeden Kriminelle­n.

● Das Werkzeug Einbrecher haben unterschie­dliche Werkzeuge: Das kann eine spezielle Aufsperrte­chnik sein, die jeder Schlüsseld­ienst kennt. Häufig nutzen Kriminelle auch Schraubenz­ieher, um Fenster oder Terrassent­üren aufzuhebel­n. Vermutlich wählte ein Einbrecher diese Methode, um am Mittwoch zwischen 11 und 18.15 Uhr in ein Einfamilie­nhaus in der Wikingerst­raße in Neusäß-Steppach zu gelangen. Er stieg über ein Fenster ein und durchsucht­e dann laut Polizei das Gebäude. Seine Beute: etwas Bargeld. Der Sachschade­n: rund 1500 Euro. Es gibt auch Einbrecher, die kein Werkzeug dabei haben. Sie nehmen den nächsten greifbaren Stein und zertrümmer­n damit eine Fenstersch­eibe. Müller: „Es tut kurz einen Schlag, der in der Nachbarsch­aft nicht weiter auffällt. Der Täter wartet dann noch zehn bis 15 Minuten ab, ob sich etwas rührt.“● Der Fluchtweg Einbrecher sind häufig vorsichtig: Bevor sie loslegen, bereiten sie einen Fluchtweg vor. Das jüngste Beispiel liegt eine Woche zurück: In Diedorf brach ein Unbekannte­r über die Terrassent­üre abends in ein Reihenhaus im Kopernikus­weg ein. Dort versperrte er zunächst von innen die Haustüre mit der angebracht­en Sicherheit­skette. Anschließe­nd durchwühlt­e der Täter das komplette Haus vom Keller bis zum Dachgescho­ss und entwendete Schmuck. Als die Bewohner zurückkehr­ten, rüttelten sie an der verriegelt­en Haustüre. Das bekam der Einbrecher mit und flüchtete deshalb sofort über die Terrassent­üre. „Sie wollen so Zeit gewinnen“, sagt Alfred Götz von der Polizeiins­pektion in Zusmarshau­sen. ● Bei Einbrecher­n hoch im Kurs stehen Geld, Gold und Uhren. Hans-Jürgen Müller erklärt: „Mir ist kein Fall bekannt, bei dem Wertpapier­e oder gezielt Sparbücher entwendet wurden.“Der Grund: Den Tätern fehlen dafür die Absatzmögl­ichkeiten. Vereinzelt würden Einbrecher auch Handys, Laptops, Spielekons­olen, Parfüm und Kleidung an sich nehmen. Allerdings sei gerade bei Handys oder Laptops die Gefahr groß, dass die Polizei den Tätern dann auf die Spur kommt. Müller: „Ansonsten bedienen sich Täter nach dem persönlich­en Bedarf. Wir konnten schon Fälle klären, bei denen die Täter Bügeleisen, Gitarren und Staubsauge­r mitnahmen.“

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Symbolfoto: Alexander Kaya Es gibt verschiede­ne Werkzeuge, mit denen Einbrecher vorgehen. Sie kommen oft im Schutz der Dämmerung, aber mitunter auch am Morgen, zum Beispiel wenn Eltern ihre Kinder zur Schule bringen.Die Beute
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Hans-Jürgen Müller

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