Augsburger Allgemeine (Land West)
Was die Statistik über Kriegshaber verrät
Stadtentwicklung Zwei Fachleute geben einen Einblick in die Bevölkerungsstruktur des wachsenden Stadtteils. Die Herausforderungen sind groß, weil die Quartiere so unterschiedlich sind
Augsburg-Kriegshaber Ob Polizei, Sozialarbeiter, Lehrer, Erzieherinnen oder Geistliche – seit 20 Jahren tauschen sich Personen aus Kriegshaber jeweils im Frühjahr und Herbst über den Stadtteil aus, in dem sie arbeiten und oft auch leben. Dass Kriegshaber wächst, ist allgemein bekannt. Bei der jüngsten Zusammenkunft des sogenannten Centerville-Cramerton-KriegshaberTreffs boten ihnen zwei städtische Fachleute, Klaus Maciol vom Bildungsreferat und Benedikt Unger vom Amt für Statistik und Stadtforschung, einen tieferen Einblick in ihren Stadtteil. Deren Fazit: „Kriegshaber ist ein sehr inhomogener Stadtteil.“Also ein Stadtteil, der sich nicht über einen Kamm scheren lässt. Die daraus resultierenden Herausforderungen seien nicht geringer geworden.
Hier ein Überblick:
● Bevölkerungsentwicklung Lebten 2012 noch 16700 Menschen in Kriegshaber, so waren es Ende 2017 bereits 19104. Der Anstieg setzt sich fort. Mitte dieses Jahres lebten im Stadtteil 19 245 Menschen. Den größten Anteil am Wachstum hat das Neubaugebiet Reese-Kaserne. Eine Rolle spielt aber auch der Bezug von Neubauten in der Hessenbachstraße oder in Centerville-Süd.
● Alter Die Bewohner in Kriegshaber sind jünger als in Gesamt-Augsburg (39,4 Jahre im Vergleich zu 41,9 Jahren). Stärker vertreten sind Kinder bis zu sechs Jahren sowie die Sechs- bis 18-Jährigen, schwächer die Senioren.
● Verteilung Vor allem in den Neubaugebieten dominiert die jüngere Bevölkerung, weil hier viele Familien mit Kindern leben. Diese Tendenz zeigt sich auch in den Vierteln Centerville-Nord und Cramerton, in denen Wohnungen der Amerikaner nach deren Abzug für die einheimische Bevölkerung umgebaut wurden. In den alteingesessenen Quartieren hingegen ist der Altersschnitt höher. Aus dem Rahmen fällt ein Neubaugebiet an der Bürgermeister-Ackermann-Straße, in dem sich die betreute Wohnanlage Albaretto befindet. Hier ist der Altersschnitt naturgemäß höher.
● Migration Interessant ist ein Blick auf die Stadtteilbewohner mit Wurzeln im Ausland. Mit 53,5 Prozent liegt die Migrationsquote deutlich über dem Stadtschnitt von 45,8 Prozent. Allerdings hat Kriegshaber einen etwas geringeren Anstieg der Migrationsquote zu verzeichnen als
Mitte 2018 lebten hier 19 245 Menschen
Gesamt-Augsburg. Die Fachleute führen dies vor allem auf Zuzügler in die eher hochpreisigen Neubaugebiete zurück. Besonders stark sind Migranten wiederum in den Vierteln Centerville-Nord (CarlSchurz-Straße) und Cramerton vertreten.
● Haushalte In Kriegshaber leben mehr Menschen in einem Haushalt als im Stadtvergleich. Gibt es in Augsburg fast 52 Prozent Singlehaushalte, sind es in Kriegshaber fast zehn Prozent weniger. Haushalte mit vier und fünf oder mehr Personen sind im Stadtteil überrepräsentiert. Ende 2017 gab es insgesamt 8825 Haushalte, das sind fast 1200 mehr als im Jahr 2012.
● Bevölkerungsbewegungen Im vergangenen Jahr zogen mehr als 1200 Menschen außerhalb Augsburgs nach Kriegshaber, knapp 800 siedelten aus anderen Stadtteilen über und 270 wechselten innerhalb Kriegshabers den Wohnsitz. Bei den Wegzügen liegen die Zahlen niedriger.
● Schulsprengel Das Bevölkerungswachstum im Stadtteil zeigt sich besonders deutlich in der Grundschule Kriegshaber, in deren Sprengel die liegen. Hier gehen die Prognosen von einem Anstieg der Schülerzahlen um bis zu 25 Prozent bis zum Jahr 2030 aus. In der Schule Centerville-Süd hingegen bleiben die Zahlen voraussichtlich weitgehend stabil.
● Arbeitsmarkt 62,4 Prozent aller Kriegshaberer im erwerbsfähigen Alter sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt, das sind 4,5 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. In der Gesamtstadt ist der Anteil der Beschäftigten sogar um 4,9 Prozent gestiegen. Dennoch. Ende 2017 betrug die Arbeitslosenquote in Kriegshaber 3,5 Prozent, in ganz Augsburg lag sie bei 4 Prozent.
● Bedarfsgemeinschaften Im Stadtteil gab es Ende des vergangenen Jahres 570 Bedarfsgemeinschaften, also Haushalte mit Sozialhilfeempfängern. Damit liegt Kriegshaber leicht über dem städtischen Level. Bei den Leistungen der Jugendhilfe entspricht die Quote dem Stadtschnitt, bei älteren Menschen liegt sie etwas darüber. Insgesamt zählen die Fachleute Kriegshaber zu den Stadtteilen, die sozial etwas besser aufgestellt sind als die Gesamtstadt. Allerdings gebe es große Unterschiede in den einzelnen Vierteln. ● Kriminalität Eine Auswertung der Jahre 2010 bis 2015 ergibt: 2,7 Prozent der Kriegshaberer stehen in Verdacht, eine Straftat begangen zu haben. Das entspricht dem städtischen Schnitt. Am stärksten vertreNeubaugebiete ten bei den Tatverdächtigen in Kriegshaber ist die Altersgruppe der 18- bis 30 Jährigen, eher unterdurchschnittlich ist die Quote bei den Jugendlichen. Was die Delikte anbelangt, neigt der Kriegshaberer eher zu Körperverletzung als zu Diebstahl.