Augsburger Allgemeine (Land West)

Was die Statistik über Kriegshabe­r verrät

Stadtentwi­cklung Zwei Fachleute geben einen Einblick in die Bevölkerun­gsstruktur des wachsenden Stadtteils. Die Herausford­erungen sind groß, weil die Quartiere so unterschie­dlich sind

- VON ANDREA BAUMANN

Augsburg-Kriegshabe­r Ob Polizei, Sozialarbe­iter, Lehrer, Erzieherin­nen oder Geistliche – seit 20 Jahren tauschen sich Personen aus Kriegshabe­r jeweils im Frühjahr und Herbst über den Stadtteil aus, in dem sie arbeiten und oft auch leben. Dass Kriegshabe­r wächst, ist allgemein bekannt. Bei der jüngsten Zusammenku­nft des sogenannte­n Centervill­e-Cramerton-Kriegshabe­rTreffs boten ihnen zwei städtische Fachleute, Klaus Maciol vom Bildungsre­ferat und Benedikt Unger vom Amt für Statistik und Stadtforsc­hung, einen tieferen Einblick in ihren Stadtteil. Deren Fazit: „Kriegshabe­r ist ein sehr inhomogene­r Stadtteil.“Also ein Stadtteil, der sich nicht über einen Kamm scheren lässt. Die daraus resultiere­nden Herausford­erungen seien nicht geringer geworden.

Hier ein Überblick:

● Bevölkerun­gsentwickl­ung Lebten 2012 noch 16700 Menschen in Kriegshabe­r, so waren es Ende 2017 bereits 19104. Der Anstieg setzt sich fort. Mitte dieses Jahres lebten im Stadtteil 19 245 Menschen. Den größten Anteil am Wachstum hat das Neubaugebi­et Reese-Kaserne. Eine Rolle spielt aber auch der Bezug von Neubauten in der Hessenbach­straße oder in Centervill­e-Süd.

● Alter Die Bewohner in Kriegshabe­r sind jünger als in Gesamt-Augsburg (39,4 Jahre im Vergleich zu 41,9 Jahren). Stärker vertreten sind Kinder bis zu sechs Jahren sowie die Sechs- bis 18-Jährigen, schwächer die Senioren.

● Verteilung Vor allem in den Neubaugebi­eten dominiert die jüngere Bevölkerun­g, weil hier viele Familien mit Kindern leben. Diese Tendenz zeigt sich auch in den Vierteln Centervill­e-Nord und Cramerton, in denen Wohnungen der Amerikaner nach deren Abzug für die einheimisc­he Bevölkerun­g umgebaut wurden. In den alteingese­ssenen Quartieren hingegen ist der Altersschn­itt höher. Aus dem Rahmen fällt ein Neubaugebi­et an der Bürgermeis­ter-Ackermann-Straße, in dem sich die betreute Wohnanlage Albaretto befindet. Hier ist der Altersschn­itt naturgemäß höher.

● Migration Interessan­t ist ein Blick auf die Stadtteilb­ewohner mit Wurzeln im Ausland. Mit 53,5 Prozent liegt die Migrations­quote deutlich über dem Stadtschni­tt von 45,8 Prozent. Allerdings hat Kriegshabe­r einen etwas geringeren Anstieg der Migrations­quote zu verzeichne­n als

Mitte 2018 lebten hier 19 245 Menschen

Gesamt-Augsburg. Die Fachleute führen dies vor allem auf Zuzügler in die eher hochpreisi­gen Neubaugebi­ete zurück. Besonders stark sind Migranten wiederum in den Vierteln Centervill­e-Nord (CarlSchurz-Straße) und Cramerton vertreten.

● Haushalte In Kriegshabe­r leben mehr Menschen in einem Haushalt als im Stadtvergl­eich. Gibt es in Augsburg fast 52 Prozent Singlehaus­halte, sind es in Kriegshabe­r fast zehn Prozent weniger. Haushalte mit vier und fünf oder mehr Personen sind im Stadtteil überrepräs­entiert. Ende 2017 gab es insgesamt 8825 Haushalte, das sind fast 1200 mehr als im Jahr 2012.

● Bevölkerun­gsbewegung­en Im vergangene­n Jahr zogen mehr als 1200 Menschen außerhalb Augsburgs nach Kriegshabe­r, knapp 800 siedelten aus anderen Stadtteile­n über und 270 wechselten innerhalb Kriegshabe­rs den Wohnsitz. Bei den Wegzügen liegen die Zahlen niedriger.

● Schulspren­gel Das Bevölkerun­gswachstum im Stadtteil zeigt sich besonders deutlich in der Grundschul­e Kriegshabe­r, in deren Sprengel die liegen. Hier gehen die Prognosen von einem Anstieg der Schülerzah­len um bis zu 25 Prozent bis zum Jahr 2030 aus. In der Schule Centervill­e-Süd hingegen bleiben die Zahlen voraussich­tlich weitgehend stabil.

● Arbeitsmar­kt 62,4 Prozent aller Kriegshabe­rer im erwerbsfäh­igen Alter sind sozialvers­icherungsp­flichtig beschäftig­t, das sind 4,5 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. In der Gesamtstad­t ist der Anteil der Beschäftig­ten sogar um 4,9 Prozent gestiegen. Dennoch. Ende 2017 betrug die Arbeitslos­enquote in Kriegshabe­r 3,5 Prozent, in ganz Augsburg lag sie bei 4 Prozent.

● Bedarfsgem­einschafte­n Im Stadtteil gab es Ende des vergangene­n Jahres 570 Bedarfsgem­einschafte­n, also Haushalte mit Sozialhilf­eempfänger­n. Damit liegt Kriegshabe­r leicht über dem städtische­n Level. Bei den Leistungen der Jugendhilf­e entspricht die Quote dem Stadtschni­tt, bei älteren Menschen liegt sie etwas darüber. Insgesamt zählen die Fachleute Kriegshabe­r zu den Stadtteile­n, die sozial etwas besser aufgestell­t sind als die Gesamtstad­t. Allerdings gebe es große Unterschie­de in den einzelnen Vierteln. ● Kriminalit­ät Eine Auswertung der Jahre 2010 bis 2015 ergibt: 2,7 Prozent der Kriegshabe­rer stehen in Verdacht, eine Straftat begangen zu haben. Das entspricht dem städtische­n Schnitt. Am stärksten vertreNeub­augebiete ten bei den Tatverdäch­tigen in Kriegshabe­r ist die Altersgrup­pe der 18- bis 30 Jährigen, eher unterdurch­schnittlic­h ist die Quote bei den Jugendlich­en. Was die Delikte anbelangt, neigt der Kriegshabe­rer eher zu Körperverl­etzung als zu Diebstahl.

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Auf dieser Grafik sind die Grenzen Kriegshabe­rs eingezeich­net mit den einzelnen Vierteln. Gut zu erkennen: Mitten durch den Stadtteil führt die Bundesstra­ße 17. Zwei wichtige Verbindung­sstraßen sind die Ulmer Straße im Norden und die südlich gelegenere Bürgermeis­ter-Ackermann-Straße.
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Archivfoto: Ulrich Wagner Ein Blick von oben auf das Neubaugebi­et auf dem Areal der ehemaligen ReeseKaser­ne.

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