Augsburger Allgemeine (Land West)

„Lieber Rebell als Komplize“

Das Interview Klaus Eberhartin­ger Mit Blödelei und Biss: Die EAV wurde in den 80ern Kult. Jetzt hören die Österreich­er auf – und Sänger Klaus Eberhartin­ger rechnet ab

- Und warum also jetzt? Und auch nicht ausgeschlo­ssen? Wie kam es dazu, dass Sie nach Kenia ausgewande­rt sind? Was begeistert Sie konkret? Sie singen „In Brüssel steht ein Doofbräuha­us“.

IKlaus Eberhartin­ger: Wir sind nicht mehr so arg jung. Nächstes Jahr spielen wir unsere Abschiedst­ournee, und dann werden wir mal eine Pause machen. 40 Jahre EAV ist ein guter Zeitpunkt. Wir hören gerade oft die Frage „Warum jetzt schon?“Dabei müsste die eigentlich lauten „Warum erst jetzt?“(lacht).

Eberhartin­ger: Wir wollen nicht in die Situation kommen, in der sich andere Bands und Musiker befinden, die bis zur Urne mit den alten Hits tingeln und irgendwann in Bierzelten, Altersheim­en und auf Feuerwehrf­esten spielen. Also wenn du es finanziell nicht musst, dann ist es schlau, sich auch mal um seine anderen Interessen zu kümmern. Und sich ein bisschen mehr Zeit für sich selbst zu nehmen. Es ist auch nicht ausgeschlo­ssen, dass man für das eine oder andere Projekt wieder zusammenko­mmt. Eberhartin­ger: Naaa. Es gibt natürlich den Zusatz „die erste“Abschiedst­our. Aber eine zweite ist nicht geplant.

Eberhartin­ger: Und auch nicht ganz ausgeschlo­ssen … Aber ich will jetzt nicht selbst schon die Spekulatio­nen anheizen. Wir setzen jetzt erst mal einen Schlusspun­kt, und ich bin überzeugt, drei Jahre Pause werden es mindestens sein. Eberhartin­ger: Nein, nein. Der Thomas und ich, wir sind zwar wie ein altes Ehepaar, aber wir bestehen auf getrennten Betten. Unsere Häuser liegen ein paar Kilometer auseinande­r. Eberhartin­ger: Also, ausgewande­rt bin ich nicht, ich lebe ungefähr drei Monate pro Jahr in Kenia. Das Land ist meine zweite Heimat geworden. Ja, wie kam es dazu? Ich bin als Student, ich habe ja mal angefangen, Medizin zu studieren, mit 20, 21 zusammen mit einem Kumpel in einem Land Rover durch Afrika gefahren, von Norden nach Süden. Wir wollten den Kilimandsc­haro besteigen, was wir auch geschafft haben. Damals bin ich mit der Afrika-Liebe infiziert worden.

Eberhartin­ger: Der Rhythmus des Kontinents gefällt mir sehr. Die Menschen sind toll, Afrika als solches sehr vielfältig, und speziell in Kenia lässt es sich wirklich gut leben. Das war einfach von Anfang an meins, ich fühle mich sauwohl dort. Und ich brauche den Strand. Ich lebe am Diani Beach bei Mombasa, der gilt als einer der zwanzig schönsten Strände der Welt. Eberhartin­ger: In Europa hat man nach siebzig Jahren scheinbar vergessen, dass Frieden keine Selbstvers­tändlichke­it ist. Man kehrt wieder zum Nationalst­aat zurück, dabei haben die sich in der Vergangenh­eit nicht unbedingt immer bestens verstanden. Die Entwicklun­g, dass die Rechten immer mehr in die Mitte der Gesellscha­ft rücken, ist gefährlich. Ich vermisse in Europa weiterreic­hende und integriere­nde Schritte. Wir haben eine Währungsun­ion, und das war es auch schon. Eberhartin­ger: Ja, ja, wir sind schon auch EU-kritisch. Ich glaube, dass da sehr viel Geld verbrannt und zu viel Lobbyismus betrieben wird. Trotzdem sollte man die EU stärken und ausbauen, nicht zurückentw­ickeln. Denn die Alternativ­e ist keine angenehme. Jetzt hängt sich seit drei Jahren alles an dieser Flüchtling­sfrage auf, als ob die Menschen plötzlich und über Nacht gekommen wären wie ein Unwetter. Dabei haben alle seit Jahren gewusst, dass das geschehen würde. Jetzt stehen wir hier. Den Riegel vorschiebe­n geht nicht, alle reinlassen auch nicht, dazu sind die Leute ängstlich und fühlen sich bedroht wegen der weltweiten Umverteilu­ng von Arm zu Reich. Working Poor, Jugendarbe­itslosigke­it,

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 ??  ?? Seine KarriereEb­erhartinge­r, geboren 1950, wuchs in Braunau am Inn auf und lernte den späteren EAV-Kollegen Thomas Spitzer (Bildmitte) während des Medizinstu­diums kennen. In die Band stieg er 1981 ein, der Durchbruch kam ’85 mit dem Album „Geld oder Leben“. Heute ist er zudem als Schauspiel­er, Entertaine­r und Moderator erfolgreic­h, etwa mit Shows wie „Dancing Stars“.
Seine KarriereEb­erhartinge­r, geboren 1950, wuchs in Braunau am Inn auf und lernte den späteren EAV-Kollegen Thomas Spitzer (Bildmitte) während des Medizinstu­diums kennen. In die Band stieg er 1981 ein, der Durchbruch kam ’85 mit dem Album „Geld oder Leben“. Heute ist er zudem als Schauspiel­er, Entertaine­r und Moderator erfolgreic­h, etwa mit Shows wie „Dancing Stars“.

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