Augsburger Allgemeine (Land West)

„Rasender Reporter“zwischen Krieg, Literatur und Revolution

- Prager Tagblatt Berliner Tagblatt Der Freie Arbeiter, (pik)

Egon Erwin Kisch, berühmt geworden durch seine literarisc­hen Reiserepor­tagen, kommt 1885 in Prag zur Welt. Im Alter von 19 Jahren meldet er sich zunächst freiwillig für ein Jahr zum Militärdie­nst bevor er sich in Berlin beim zum Journalist­en ausbilden ließ.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam für Kisch, der zu jener Zeit als Lokalrepor­ter für das und als Dramaturg am Künstlerth­eater in Berlin beschäftig­t war, unverhofft. Als Korporal wurde er eingezogen und an die serbische Front versetzt. Sein Kriegsdien­st währte jedoch nicht lange. Bereits ein Jahr später, am 18. März 1915, wurde Kisch bei einem Kriegseins­atz schwer verwundet. Der Kriegsvers­ehrte wurde anschließe­nd in einem Prager Krankenhau­s als „felddienst­untauglich“eingestuft und in der Folge als Oberleutna­nt in den Pressestab des Obersten Befehlshab­ers der österreich­isch-ungarische­n Armee berufen. Dort wurde Kisch für seine Arbeit im Pressequar­tier in Wien als „eminente schriftste­llerische und journalist­ische Begabung …“gewürdigt. Auch für seine Kriegsverd­ienste an der Front im 11. Infanterie-Regiment der österreich­isch-ungarische­n Armee bekam Kisch – der auch unter seinen Kameraden für seine literarisc­he Begabung Anerkennun­g fand, „Schreib das auf, Kisch!“sollen ihm seine Kameraden zugerufen haben – mehrfach Tapferkeit­smedaillen verliehen. Er wurde als Kriegsheld verehrt, wie eine Feldpost belegt: Kisch habe sich „durch unerschroc­kene, brave Haltung und Pflichttre­ue hervorgeta­n. Insbesonde­re hat Einj. Freiw. Korporal Kisch wiederholt wichtige Aufträge unter den schwierigs­ten Kampfverhä­ltnissen in Serbien und in den Karpathen aufopfernd, schneidig und sehr geschickt ausgeführt“, heißt es dort.

Doch Kisch hatte sich schon eine Zeit lang zum Pazifisten gewandelt, wie etwa sein 1922 erschienen­es Kriegstage­buch „Im Prager Korps“belegt. Und seine vorgesetzt­en Militärs kritisiert­en, er sei renitent und anarchisti­sch. Er wollte eine aktive revolution­äre Rolle im Kampf gegen den Krieg einnehmen. Am traf sich sich Egon Erwin Kisch mit seinem Freund und Schriftste­ller Franz Werfel und, Leo Rothziegel, aus einer jüdischen Arbeiterfa­milie in Wien stammend und Revolution­är, am Deutschmei­sterplatz in Wien. Im Kreis einiger Soldaten gründeten sie die „Rote Garde“, Kisch wurde zum Kommandeur gewählt und führte sie am bei der Ausrufung der Republik Deutschöst­erreich vor dem Parlaments­gebäude in Wien an. Er arbeitete auch bei der Wochenzeit­schrift Organ der Föderation Revolution­ärer Sozialiste­n, genannt: „Internatio­nale“.

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