Augsburger Allgemeine (Land West)
Er war ein Lehrmeister für Elias Holl
Der Holzschnitzer Dietrich Wendel hat viele heute noch bewunderte Werke geschaffen
Landkreis Augsburg Heute berichten wir über einen „Kunsthandwerker“aus unserer Region, dessen Name in München geläufiger sein mag als hier. Denn in der Landeshauptstadt ist nach ihm eine Straße benannt, was der Bedeutung des Mannes mehr als gerecht wird. Gemeint ist der Holzschnitzer Dietrich Wendel, der um 1535 in Augsburg geboren ist und noch heute bewunderte Kunstwerke in und um Augsburg, aber eben auch in München geschaffen hat.
Weder sein genaues Geburtsnoch sein Sterbedatum sind bekannt. Verbürgt ist allerdings der Besitz eines Hauses in Augsburg 1561. Und bekannt ist ein Gerichtstermin 1562, da er sich wohl einer als radikal geltenden reformatorischen Sekte angeschlossen hatte. Als er sich von den verbotenen Täufern distanzierte und zur evangelischen Religion bekannte, wurde er wieder aus dem Gewahrsam entlassen.
In den folgenden Jahren übernahm er innerhalb der Zunft der Holzschnitzer etliche Ehrenämter. Da er zunehmend Aufträge von den Fuggern bekam, wuchs sein Ansehen. So fertigte er etwa das Chorgestühl für die Grabkapelle Markus Fuggers in der Augsburger Kirche St. Ulrich und Afra an. Sein großer Unterstützer in der Patrizierfamilie war Hans Fugger, der ihn dann auch dem Münchner Herzoghof empfahl.
Sein wohl bedeutendestes Kunstwerk im Schwäbischen ist die aufwendig gestaltete Kassettendecke aus Zedernholz im Fuggerschloss Kirchheim an der Mindel. Es gilt als „reifste Leistung profaner Renaissanceausstattung“in Deutschland, heißt es bei Reuther in „Neue Deutsche Biographie“. Beim italienisch orientierten Bau des Rehlinger-Schlösschens in Inningen arbeitete er mit den Geschwistern Holl zusammen – man sagt, Elias Holl habe bei diesem Projekt von Dietrich Wendel viel gelernt für seine spätere künstlerische Karriere. Unterdessen zog es Wendel Dietrich nach München, wo er zur Planung für die Jesuitenkirche St. Michael hinzugezogen wurde. Im Jahr 1587 wurde er als „Herzoglicher Baumeister“angestellt. Allerdings fungierte er nie als klassischer entwerfender Architekt. Vielmehr vermittelte er in dieser Funktion wohl eher seine künstlerischen Vorstellungen, die umgesetzt wurden.
1596 kehrte Dietrich Wendel wieder in die Heimatstadt zurück. Ende 1600 reiste er nach Würzburg, um beim Wiederaufbau der abgebrannten Festung Marienberg zu beraten. Bis zu seinem Tod war er schließlich gemeinsam mit seinem Sohn ausschließlich als Kunstschreiner in Augsburg tätig – ein Angebot als Baummeister hatte er altersbedingt abgelehnt.