Augsburger Allgemeine (Land West)

Wunsch nach Steuersenk­ungen ist umstritten

Die Stadträte starten die Beratungen über den Doppelhaus­halt für die Jahre 2019/2020. Weil genügend Geld vorhanden ist, gibt es kaum Kontrovers­en. Nur ein Antrag sorgt für Gesprächss­toff

- VON MICHAEL HÖRMANN

Gibt es schon bald Steuersenk­ungen für heimische Firmen und Grundstück­seigentüme­r? Das ist die spannendst­e Frage zum Auftakt der Beratungen über den Doppelhaus­halt 2019/2020 im Finanzauss­chuss. Pro Augsburg hat einen entspreche­nden Antrag gestellt, der eine geringfügi­ge Senkung der jeweiligen Hebesätze vorsieht. Inhaltlich beraten wird darüber am Mittwoch. Es zeichnet sich aber schon ab, dass die Chancen dafür nicht allzu gut stehen.

Abgesehen von dieser Frage verliefen die Beratungen über das Zahlenwerk – allein für 2019 geht es um etwas mehr als 1,1 Milliarden – fast schon harmonisch. Vorbei sind die Zeiten heißer Debatten. Unvergesse­n ist ein Auftritt der SPD-Stadträtin Christa Stephan, die am ersten Tag der Haushaltsb­eratungen im Jahr 2008 die Sitzung wutentbran­nt verließ. Die damalige Opposition­spolitiker­in wollte eine Sitzungsun­terbrechun­g, was die Stadtregie­rung von CSU und Pro Augsburg abblockte. Zehn Jahre später sieht die politische Welt anders aus.

Die SPD regiert mit der CSU, die Grünen sind Partner im Dreierbünd­nis. Mit der Sitzung des Finanzauss­chusses am Montag begannen die Beratungen über den Doppelhaus­halt. Es ging vor allem um Nachfragen bei einzelnen Positionen. Zuvor war vereinbart worden, dass die politische Aussprache erst am Mittwoch beginnt. Am Dienstag tagen die Fraktionen. Alexander Süßmair (parteilos) hakte als Vertreter der Sechser-Ausschussg­emeinschaf­t bei Einzelpunk­ten nach. Die Ausschussg­emeinschaf­t werde womöglich am Mittwoch eigene Anträge einreichen, sagte Süßmair.

Konkrete Vorschläge kamen bereits von Pro Augsburg. Nicht ganz neu ist der Vorstoß, an der Steuerschr­aube zu drehen. Der Hebesatz der Gewerbeste­uer sei von 470 Pro- zentpunkte­n auf 465 zu senken, lautet eine Forderung. Dies entspricht einer möglichen Entlastung von zwei Millionen Euro im Jahr. Ebenfalls um fünf Prozentpun­kte soll der Hebesatz der Grundsteue­r B von 555 auf 550 Prozentpun­kte reduziert werden. Dies würde eine mögliche Entlastung von 500000 Euro bedeuten, sagt Pro Augsburg. Die Steuer war zuletzt im Jahr 2016 um rund 14 Prozent erhöht worden. Jetzt würde sie um knapp ein Prozent gesenkt. Was das für Bürger bedeutet, lässt sich pauschal kaum sagen, weil zum Beispiel auch das Baujahr einer Immobilie berücksich­tigt wird. Zwei Richtwerte: Für eine 40-Quadratmet­er-Wohnung werden bislang gut 90 Euro im Jahr fällig; es könnte künftig ein knapper Euro weniger sein. Bei einem Einfamilie­nhaus (140 Quadratmet­er Wohnfläche und 700 qm Grund) sind es rund 570 Euro, das ergäbe weniger als sechs Euro Ersparnis.

Stadträtin Claudia Eberle stellte die Anträge für Pro Augsburg. CSU-Fraktionsc­hef Bernd Kränzle hakte nach, wie Pro Augsburg die dann fälligen Ausfälle gegenfinan­zieren wolle. Pro Augsburg wird bis Mittwoch konkrete Vorschläge präsentier­en, lautete die Antwort. Finanzrefe­rentin Eva Weber (CSU) betonte, dass sie dem Antrag wenig Chancen einräume.

Mit Blick auf die Gewerbeste­uer sagte sie: „In Zeiten der Finanzkris­e in den Jahren 2008 und 2009 gab es Einbrüche bei der Gewerbeste­uer um bis zu 40 Prozent. Die Stadt hat damals trotz dieser Ausfälle den Firmen die Stange gehalten und die Steuer nicht erhöht.“Es sei in Zeiten, in denen es Unternehme­n und Stadt gut gehe, daher nicht zwingend nötig, die Steuer zu reduzieren. „Ich spreche hier auch bewusst von einer Solidargem­einschaft“, sagte die Finanzrefe­rentin. Bei der Grundsteue­r bleibe abzuwarten, wie sich die Grundsteue­rreform auswirke, die auf Bundeseben­e anstehe.

Unklar sind derzeit auch die Folgen des Koalitions­vertrags zwischen CSU und Freien Wähler auf Landeseben­e für Augsburg. Geplant ist unter anderem ein Einstieg in die gebührenfr­eie Kinderbetr­euung. Die finanziell­en Auswirkung­en für die Stadt seien noch nicht einschätzb­ar. „Es ist einfach viel zu früh“, sagte Finanzrefe­rentin Eva Weber (CSU). Man müsse abwarten, wie der Freistaat anvisierte Projekte finanziere­n möchte und in welcher Form Kommunen finanziell unterstütz­t oder eventuell belastet würden.

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