Augsburger Allgemeine (Land West)

Verliert Carolina Trautner Platz im Kabinett?

Nach der Einigung zwischen CSU und Freien Wählern ist die Stadtberge­r Kreis-Chefin den Posten der Bildungsst­aatssekret­ärin wohl los. Ob Söder einen neuen Job für sie hat, ist offen

- VON MICHAEL LINDNER UND CHRISTOPH FREY

Die vielleicht letzten derart schönen Tage in diesem Herbst kann man derzeit bei schöner Sonne genießen – beispielsw­eise auf dem Spielplatz in Oberschöne­nfeld. Eine Attraktion ist dort diese wippende Hängebrück­e. Doch ab dem kommenden Landkreis Augsburg Kostet das Bündnis zwischen CSU und Freien Wählern in München die Stadtberge­r Staatssekr­etärin Carolina Trautner den Platz im Kabinett? Als sicher gilt, dass die CSU-Politikeri­n ihren Job als Staatssekr­etärin im Kultusmini­sterium verliert, nachdem das Ressort an die Freien Wähler fällt. Trautner hätte die Aufgaben als Bildungsst­aatssekret­ärin gerne behalten, „aber diese Frage stellt sich jetzt erst einmal nicht“, sagte sie gestern gegenüber unserer Zeitung.

Ob Ministerpr­äsident Markus Söder die Landtagsab­geordnete und CSU-Kreisvorsi­tzende in anderer Funktion wieder ins Kabinett holt? „Ich weiß es nicht“, sagte Trautner gestern. Zunächst gelte es, Söder als Ministerpr­äsidenten zu bestätigen, dann werde sich das Weitere zeigen.

Inhaltlich zeigte sich Trautner sehr zufrieden mit dem Koalitions- Jahr soll die Anlage viel mehr bieten: Der Spielplatz soll komplett erneuert und dabei auch vergrößert werden. Der große Wunsch des bisherigen Bezirkstag­spräsident­en Jürgen Reichert ist dabei, dass sowohl behinderte als auch nicht behinderte vertrag, der gestern in München unterschri­eben wurde. Ob Familienpo­litik, Bildung, Gesundheit­spolitik oder solide Finanzen: In dem Paket seien viele Punkte enthalten, die sich gerade für das Augsburger Land positiv auswirken würden, so Trautner. Ihr Fazit über Verlauf und Ergebnis der Verhandlun­gen: „So kann man sehr gut arbeiten.“

Ähnlich positiv fällt das Fazit des neu gewählten FW-Abgeordnet­en Fabian Mehring aus. Die Freien Wähler hätten am Verhandlun­gstisch viel herausgeho­lt, so Mehring. Für die Region sei zum Beispiel die Bestandsga­rantie für kommunale Krankenhäu­ser sehr wichtig, sagt der 29-Jährige mit Blick auf die Wertachkli­niken. Dass es bei den Freien Wählern durchaus Skepsis gegenüber einem Bündnis mit der CSU gab, räumt er ein. „Wir haben doch alle die Geschichte mit der FDP vor Augen.“

Die Liberalen flogen nach fünf Jahren Koalition mit der CSU unter Horst Seehofer wieder aus dem Landtag, die Freien Wähler seien dank ihrer starken kommunalpo­litischen Basis viel besser aufgestell­t, sagt Mehring. „An uns kann man nicht so einfach vorbei regieren.“

Wie aber sieht die Basis daheim im Landkreis Augsburg die Einigung von München?

Nach gerade einmal drei Wochen waren die Gespräche abgeschlos­sen. Wilhelm Heiß ist langjährig­er Gemeindera­t der Freien Wähler in Wehringen und sagt: „Das ging sehr schnell. In der Kürze liegt eben die Würze.“Überrasche­nd kam die schnelle Einigung für ihn nicht, da beide Parteien nicht total gegenseiti­ge Vorstellun­gen haben – „nur ab Menschen ihren Spaß haben und die Geräte nutzen können. Eine größere Rolle soll dann auch die Schwarzach spielen, an ihrem Ufer können dann kleine Lebewesen beobachtet werden. und an unterschie­dliche Meinungen“.

Der Schwabmünc­hner Stadtrat Patrick Jung (Freie Wähler) äußert Kritik: „Es ist schade, dass die CSU nicht ernsthaft mit den Grünen über eine Koalition gesprochen hat. Es war in meinen Augen der Wählerwuns­ch, grüne Elemente miteinflie­ßen zu lassen.“Er halte diesen schnellen Entschluss für eine „grundsätzl­ich falsche Entscheidu­ng“, der lediglich der einfachere Weg gewesen sei.

Alexander Leupolz ist CSUFraktio­nsvorsitze­nder im Königsbrun­ner Stadtrat und glaubt, dass mit dieser schnellen Entscheidu­ng der Wählerwill­e am besten getroffen wurde. „Man wollte zeigen, dass in Bayern die Uhren ein bisschen anders ticken und hat schnell versucht, zu einem Konsens zu kommen“, sagt Leupolz. Wichtig sei für ihn, dass Bayern vorankomme. Rundum zufrieden ist Leupolz mit den bisher bekannten Ergebnisse­n des Koalitions­vertrages, zum Beispiel bei der Familienfö­rderung.

Grundsätzl­ich zufrieden zeigt sich Hans-Werner Schmitt, Gemeindera­t der Freien Wähler in Oberottmar­shausen – die Partei erreichte dort mehr als 22 Prozent. Alexander Hold hätte er gerne im Justizmini­sterium gesehen.

Was gibt es von Abgeordnet­en anderer Parteien zu vermelden? Die Stadtberge­r SPD-Abgeordnet­e Simone Strohmayr hat in München ihren Posten als stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende behauptet und meldete sich in dieser Funktion zu Wort: Die Koalitions­verhandlun­gen zwischen CSU und FW seien in Teilen eine reine Männersach­e gewesen. Strohmayr: „Ein erschrecke­ndes Bild.“»Kommentar

Ausführlic­he Berichte und Analysen zur Regierungs­bildung in München finden Sie in unserem Hauptteil auf den Seiten 1, 2 und 9.

Die Spezi-Koalition aus Schwarz und Orange steht also und dieses Farbenspie­l ist aus Sicht des Augsburger Landes schon noch einmal eine besondere Betrachtun­g wert. Schließlic­h regierten die Spezis auch im dortigen Kreistag schon gemeinsam, wobei die Freundscha­ft ein jähes Ende nahm, als die Schwarzen nach der Kommunalwa­hl 2014 die Roten an ihre Seite holten.

Bei späteren Wahlen hat das der SPD aber auch nicht viel geholfen, weshalb Landrat Martin Sailer eine politische Etage höher jetzt seine grüne Seite entdeckt hat. Im Bezirkstag sollen die Grünen die Wahl des Landkreis-Chefs zum Bezirkstag­spräsident­en absichern, wobei man sich auch schon im Landkreis oft einig war. Zum Beispiel, als sich Grüne, SPD, FDP und CSU im Sommer 2015 gemeinsam über den Politiksti­l der Freien Wähler beschwerte­n. Die seien kein Partner, murrte zum Beispiel damals der CSU-Fraktionsc­hef im Kreistag. In München sieht das nun ganz anders aus, und man darf gespannt sein, ob das auch im hiesigen Kreistag zu spüren ist, wo die so unterschie­dlich miteinande­r verbundene­n Parteien zusammensi­tzen. Schließlic­h weiß man nie, wen der Wähler als Nächstes zu Spezis bestimmt.

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Carolina Trautner
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Fabian Mehring
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Simone Strohmayr

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