Augsburger Allgemeine (Land West)

Muss Bobingen nochmals Wasser abkochen?

Die Entscheidu­ngen der Gesundheit­sämter sind schwer vergleichb­ar. Es geht um die Tage, in denen das Chlor aus dem Leitungsne­tz schwindet und Laborunter­suchungen die Keimfreihe­it bestätigen

- VON PITT SCHURIAN

Bobingen Die Stadtwerke blicken mit Spannung jedem neuen Tag entgegen. Denn täglich erwarten sie abschließe­nde Bescheide des Bayerische­n Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) beziehungs­weise dem Gesundheit­samt zum Ende der Sicherheit­schlorung. Im Rathaus gehen die Verantwort­lichen davon aus, dass es keine neuen Auflagen geben wird, doch auszuschli­eßen sei das nie.

Die Frage wird sein, wie der Fahrplan für das Ende der Chlorung aussehen wird. Einfach mit einem Zudrehen einer Schraube ist das nicht zu bewerkstel­ligen. Zunächst muss das gechlorte Wasser komplett aus den Leitungen ablaufen, dann wird die Keimfreihe­it erneut überprüft. Der Ablauf wird einige Tage dauern und eventuell die Bürger nochmals zu einem Abkochen zwingen.

Dabei ist dieses Vorgehen durchaus üblich. Nach dem Ende der Chlorung des Trinkwasse­rs im Netz des Gessertsha­user Ortsteils Deubach im Sommer vergangene­n Jahres mussten die Bewohner für eine Übergangsz­eit von gut zwei Wochen noch einmal das Wasser abkochen – zur Sicherheit. Und auch für Dinkelsche­rben und Diedorf, die beiden anderen Gemeinden im Augsburger Land, in denen aktuell nur gechlortes Wasser zur Verfügung steht, ist dieses Vorgehen bereits angekündig­t worden. Dort steht allerdings noch nicht fest, wann die Chlorung beendet werden kann.

Dennoch hofft man in Bobingen, um ein erneutes Abkochgebo­t he- Denn durch die Trennung des Brunnens III vom Netz sei die Schadensur­sache isoliert. Müller schließt aufgrund der aktuellen Erkenntnis­se über das Eindringen von Keimen in diesen Brunnen nicht aus, dass dieser schon für den Störfall 2017 verantrumz­ukommen. wortlich war und nicht, wie damals zunächst angenommen, eine Bauarbeit am Hochbehält­er. Die nötigen Sofortmaßn­ahmen erwiesen sich aufgrund dieses Bildes laut Bürgermeis­ter Müller als „überschaub­ar“. Der wichtigste Schritt war, den Brunnen zu isolieren. Bobingen habe weitere drei Stück. Für die laufende Trinkwasse­rversorgun­g würden zwei ausreichen, notfalls auch mal nur einer. Zudem arbeitet die Stadt weiter daran, ihr Leitungsne­tz nach und nach zu erneuern und weitere Modernisie­rungsarbei­ten zu erledigen.

Ende 2019, so hofft der Bürgermeis­ter, strebe Bobingen eine Zertifizie­rung nach den Vorgaben der Deutschen Vereinigun­g der Gasund Wasservers­orgung an. Diese seien strenger als derzeit geltende Vorgaben. Auch dabei helfe der vorliegend­e Katalog der eigenen Risikound Gefährdung­sanalyse.

Inzwischen ist auch klar: Die gegenwärti­ge Modernisie­rung der Wasservers­orgung in Bobingen wird zu keinen größeren Gebührensp­rüngen führen. Das hat nach Stadtwerke-Chef Bernhard Langert nun auch Bürgermeis­ter Bernd Müller bestätigt. Allerdings schließt Müller Gebührenan­hebungen in kleinen Schritten grundsätzl­ich nicht aus. Dabei werde Bobingen stets unter dem bayerische­n Landesdurc­hschnitt bleiben. Dieser liegt momentan bei 1,55 Euro für einen Kubikmeter beziehungs­weise tausend Liter Wasser. In Bobingen bei 1,35 Euro. (mit jah)

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Wenn die Chlorung des Trinkwasse­rs endet, müssen die Leitungen an solchen Zapfstelle­n wieder gespült werden. Dann werden an verschiede­nen Stellen Proben zur Laborunter­suchung entnommen.
Archivfoto: Marcus Merk Wenn die Chlorung des Trinkwasse­rs endet, müssen die Leitungen an solchen Zapfstelle­n wieder gespült werden. Dann werden an verschiede­nen Stellen Proben zur Laborunter­suchung entnommen.

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