Augsburger Allgemeine (Land West)
Kinderbuchautorin als zweite Karriere
Christine Pappenberger aus Ottmarshausen veröffentlicht ihr neues Kinderbuch. Es hat eine besonders lange Geschichte
Rübeklau bei Rübendick: Christine Pappenberger hat ein Kinderbuch geschrieben, das sie bereits erfolgreich in einem Kindergarten „getestet“hat. Dabei war die Neusässerin zunächst einmal Standesbeamtin – und hat in ihrem Beruf sehr viel erlebt.
Neusäß Die Geschichte des kleinen Hasen Willfried, der dem Hobbygärtner Herrn Rübendick eine Woche lang jeden Tag eine seiner sieben gelben Rüben klaut, erzählt die Neusässer Autorin Christine Pappenberger in ihrem neuesten Kinderbilderbuch. Dabei erfahren die kleinen Freunde ihrer Lehr- und Lerngeschichte nicht nur, dass man nicht stehlen darf, sie erfahren auch, dass es sehr befriedigend sein kann, mit anderen, die weniger haben, etwas zu teilen, und ganz nebenbei lernen sie die Wochentage.
Autorin zu sein, das ist für Christine Pappenberger übrigens schon die zweite Karriere. Wegen einer spastischen Halbseitenlähmung musste die Autorin ihren Beruf als Standesbeamtin aufgeben und in den frühzeitigen Ruhestand gehen. Doch sie ließ sich durch ihren Gesundheitszustand nicht entmutigen. Stattdessen fasste sie, nachdem sie schon zuvor mehrere Bücher über Traureden für Standesbeamte verfasst hatte, im Jahr 2010 den Entschluss, einen neuen, eigenen Weg zu gehen und als freischaffende Schriftstellerin zu arbeiten. Sie schrieb dazu ihre langjährigen Erfahrungen als Standesbeamtin in Augsburg in einer Fabel nieder und brachte das Hörbuch „Zeitenwende – Die Hochzeit von Hund und Katz“heraus, denn sie weiß: „Nicht immer heiraten Menschen nur aus Liebe.“
Schnell wurde allerdings klar, dass dieser neue Weg nicht ganz einfach sein würde, denn kein Verlag zeigte Interesse an ihrem Werk. So ging sie einfach ihren Weg konsequent weiter, sprach das Hörbuch selber in einem Augsburger Tonstudio im Herzen der Altstadt ein und verarbeitete so die Eindrücke aus ihrem Berufsleben.
Einer ganz anderen Welt widmete sie sich nun mit ihrem neuen Kinderbuch. „Eigentlich ist die Geschichte schon sehr alt, ich habe sie etwa im Alter von 20 Jahren erdacht mit 25 Jahren schließlich aufgeschrieben“, blickt die 52-jährige zurück. Lange lag die Geschichte vom hungrigen Hasen Willfried und Herrn Rübendick, in dessen Garten die schönsten gelben Rüben wachsen, in der Schublade. Jetzt hat sie es hervorgeholt und neu bearbeitet. „Es gibt nicht so viele Kinderbücher auf dem Büchermarkt, die die Wochentage in den Mittelpunkt stellen“, hat sie erkannt. Darüber hinaus war es Pappenberger wichtig, ein Bilderbuch mit anund spruchsvoller und dennoch für Kinder rhythmisch leicht verständlicher Sprache, eben schön zum Vorlesen, zu schreiben.
Mit einer besonderen Sprachenvielfalt habe sie insbesondere auch an die Vorlesestunden in den verwieder schiedenen Kindergärten gedacht, so Pappenberger. Sie habe sich deshalb für das Projekt Zeit gelassen, um es perfekt zu machen. Dabei habe sie auch weitergedacht und eine gewisse Friedenserziehung mit einfließen lassen, habe zeigen wollen, wie Rohstoffe gerecht verteilt werden. Der Hase nimmt zwar, was er braucht, aber nicht über seinen Bedarf hinaus, und auch Herr Rübendick zeigt sich schließlich am Ende durchaus versöhnlich und will im nächsten Jahr auch für das Häschen Karotten ansäen. Auch das Thema Stehlen könne anhand des Bilderbuchs den Kleinen verdeutlicht und mit ihnen besprochen werden, und ganz nebenbei erlernen die Kindergartenkinder die verschiedenen Wochentage.
An Testpersonen und Rückmeldungen hat es der Autorin während ihrer Arbeit als sechsfacher Patentante nie gefehlt. „Das Buch wurde von allen begeistert aufgenommen“, freut sich die Schriftstellerin, die ihre Geschichte schon im Kindergarten Westheim, und auch bei der Abschlussfeier des Kinderchors in Hainhofen, mit großem Erfolg vorgelesen hat. Pappenberger könnte sich vorstellen, dass zu der Geschichte in den Kindergärten Projektgruppen gebildet werden, in welchen zum Thema gesungen, getanzt oder mit Karotten gebacken werden könnten.
Am Sonntag, 11. November, erscheint nun das Bilderbuch. Es ist eine Gemeinschaftsarbeit mit ihrer Nichte Martina Kammler, die die wunderschönen Aquarellzeichnungen zur Geschichte anfertigte. Außerdem sind eingestreute, sehr beachtenswerte, kleine SchwarzWeiß-Zeichnungen von Andrea Kurzmann zu sehen. Gut könnte sich Christine Pappenberger nun eine Art Lesereise durch die Neusässer Kindergärten vorstellen. Aber auch danach wird es ihr nicht langweilig werden. Sie hat bereits wieder ein neues Projekt vor: Sie will jetzt ihr Hörbuch auch in Buchform herausbringen.