Augsburger Allgemeine (Land West)
Bombe sorgt für Aufregung
Nach dem Fund des 250 Kilo schweren Blindgängers in Stadtbergen musste rasch gehandelt werden. Denn der Sprengkörper war beschädigt und deshalb äußerst gefährlich
Nach dem Fund einer Fliegerbombe in Stadtbergen musste schnell gehandelt werden. Weshalb, erzählt Bürgermeister Paul Metz.
Stadtbergen Plötzlich geht alles ganz schnell. Die Nachricht des Bombenfunds in einer Stadtberger Baugrube erreicht die Polizei um 9 Uhr morgens. Die Beamten informieren Sanitäter, Feuerwehr und Sprengmeister. Um 9.35 Uhr erreicht die Meldung den Stadtberger Bürgermeister Paul Metz. Er beräumt alle Beteiligten zu einem Krisengespräch ins Rathaus ein. Wie sich herausstellt, ist der Zustand der Bombe kritisch. Die 250 Kilo schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg wird noch am selben Tag entschärft. 1900 Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen. Es herrscht Ausnahmezustand.
Bis in die Abendstunden werden Hunderte Rettungskräfte und Polizisten mit der Evakuierung beschäftigt sein. Der Einsatz läuft glatt. Um kurz vor 19 Uhr ist die Bombe schließlich entschärft. Langsam entspannt sich die Lage. „Wir waren alle angespannt“, sagt Bürgermeister Metz einen Tag nach dem Großeinsatz. Er musste schnell entscheiden, wann die Bombe entschärft wird. Der Sprengstoffexperte habe ihm eine Frist von 48 Stunden gegeben. In dieser Zeit müsse die Bombe entschärft werden. Andernfalls sei das Risiko zu hoch. Denn die 250 Kilo schwere Fliegerbombe war beschädigt. Einer der beiden Zünder sei stark beschädigt gewesen, sagt Metz. Deshalb sei die Lage besonders kritisch gewesen. Metz entschied sich schließlich, in Rücksprache mit allen Beteiligten schnell zu handeln. „Was, wenn wirklich etwas schiefläuft?“, habe er sich gefragt. „Diese Vorwürfe wollte ich mir nicht machen müssen.“
Gefunden hat die Bombe der Meitinger Lorenz Striedl. Am Tag danach sitzt der 50-Jährige wieder in seinem Bagger auf der Baustelle. Am Morgen zuvor habe er in der etwa sieben Meter tiefen Grube etwas gefunden, das er zunächst für ein Kanalrohr hielt. Als er das Teil mit der Hand aufheben wollte, seien ihm die Flügel der Bombe aufgefallen. „Dann war’s mir klar“, sagt Striedl am nächsten Tag. Umgehend habe er seinen Chef angerufen, der habe die Polizei verständigt. Es ist nicht der erste Bombenfund in den 20 Jahren, die Striedl als Baggerfahrer arbeitet. Angst habe er nie gehabt. „Wenn etwas passiert, geht es ganz schnell“, scherzt er. Erleichtert sei er dennoch.
Dass auf der Baustelle in der Pferseer Straße, auf der zurzeit ein Mehrfamilienhaus entstehen soll, noch weitere Bomben lauern sei nicht auszuschließen, meint der Baggerfahrer. Die Wahrscheinlichkeit sei aber nicht größer als auf anderen Baustellen. Ähnlich sieht das auch Bürgermeister Metz. Schließ- lich sei auf alten Fotos zu sehen, dass in der Region im Zweiten Weltkrieg gebombt wurde. Heute seien allerdings die Bomben gefährlich, die keine Krater hinterlassen haben. Immer wieder kommt es in der Region zu ähnlichen Bombefunden.
Gut zu wissen sei es da, dass man sich auf die Arbeit der vielen Rettungskräfte, Polizisten und Ehrenamtlichen verlassen könne. Vor Ort waren 280 Einsatzkräfte der Polizei, von denen etwa 140 von außerhalb angefordert wurden. Daneben halfen rund 60 Ehrenamtliche der freiwilligen Feuerwehren und 20 Mitarbeiter des Bauhofs und der Stadt. Vor Ort waren außerdem deutlich über 100 Rettungskräfte, ein Großteil davon Ehrenamtliche.
Einer von ihnen ist Fabian Wamser. Der 24-jährige Student war mit seiner Einheit vor Ort. Er kümmerte sich auch um die Organisation in der Sporthalle, die kurzfristig zu einer Notunterkunft umgestaltet wurde. Die meisten der 1900 Anwohner, die ihre Häuser und Wohnungen verlassen mussten, sind anderswo untergekommen. Etwa 150 Menschen – vor allem ältere – wurden von den Rettungskräften in der Sporthalle versorgt. Sie hatten Tische und Pritschen aufgebaut, Spielsachen für Kinder hergerichtet und Chilli con Carne gekocht. Bis auf einige wenige Einsätze wegen Kreislaufbeschwerden sei der Abend ruhig verlaufen, sagt Wamser.
Einen Tag nach dem Einsatz blickt er mit Stolz zurück. „Genau dafür sind wir da.“Er schätzt den Anteil der Ehrenamtlichen auf etwa 80 Prozent, die meisten von ihnen seien zuvor noch arbeiten gewesen. Erst gegen 21.30 Uhr, als die Anwohner schon wieder zu Hause waren, war der Einsatz beendet. „Zu sehen, wie alle Helfer schnell vor Ort sind und gemeinsam anpacken, ist ein gutes Gefühl“, sagt Wamser.