Augsburger Allgemeine (Land West)
Sie schmettert auch die Männer ab
Das Biberbacher Tischtennis-Urgestein Karin Kahl tritt sowohl in der Herren- als auch in der Damenmannschaft an. Mit der Bayernauswahl wurde sie deutscher Vizemeister
Biberbach Ihr Sport ist Karin Kahls Leidenschaft. Seit sie elf Jahre alt ist, spielt sie Tischtennis, und das auch noch sehr erfolgreich. Erst vor Kurzem stand sie mit der Bayernauswahl im Finale des Deutschlandpokals 60+ und wurde dort Zweite.
Der Tischtennissport wurde Karin Kahl in die Wiege gelegt. Vater Ludwig Müller und Onkel Horst Eltschkner zählten zu den Gründern der Biberbacher Tischtennissparte, die „Müller-Schwestern“, Karin und ihre ältere Schwester Kerstin, zählten bald mit zu den größten Talenten in Bayern. 1976 gelang der Frauenmannschaft des SCB der Aufstieg in die Bayernliga (damals dritthöchste Spielklasse). Das Team mit Inge Siebold, Sieglinde Prell sowie Karin und Kerstin Müller machte sich im Freistaat einen Namen. Nach vielen Jahren der Zugehörigkeit in der Bayern-, Landesund Bezirksliga 1 der Damenmannschaft fingen jedoch die Familienplanungen einzelner Spielerinnen an, was die Auflösung der Biberbacher Damenmannschaft zur Folge hatte. Seitdem spielt Karin Kahl – mittlerweile die zehnte Saison – in Biberbachs erster Herrenmannschaft. Anpassungsprobleme oder gar Berührungsängste gibt es hier keine, und auch der Sportheimbesuch nach den Spielen gehört bei Karin Kahl zum Pflichtprogramm.
Seit einigen Jahren reist sie auch zu internationalen Seniorenturnieren und nahm schon an zahlreichen Senioren-Europa- und -Weltmeisterschaften mit Erfolg teil. Wie immer ist auch in diesem Jahr der Terminkalender gut gefüllt.
Erstmals jedoch gehörte sie in diesem Jahr zum Aufgebot der Bayernauswahl beim Deutschlandpokal der Senioren 60+. Zusammen mit den beiden Versbacherinnen Daniela Baumann und Silvia Stäblein sowie Evi Pätzold von der SpVgg Greuther Fürth bildete die Biberbacherin das Team des bayerischen Tischtennisverbands.
Für Karin Kahl, die auch in Einzelturnieren zu Bayerns Besten in ihrer Altersklasse gehört, begann das Turnier vielversprechend. Gleich im ersten Spiel gegen die favorisierte Hessenauswahl konnte sie in einem hochdramatischen Match gegen Hildegard Georgi den ersten Punktgewinn verbuchen, der ihrem Team zu einem 4:2-Erfolg verhalf. Weitere Siege in der Vorrunde gegen die Auswahl aus RheinlandPfalz und das Team aus SachsenAnhalt sorgten dafür, dass die BTTV-Auswahl als Gruppensieger ins Halbfinale einzog. Auch hier bewies Karin Kahl Nervenstärke und setzte sich beim klaren 4:0-Sieg gegen Schleswig-Holstein sowohl im Einzel als auch im Doppel je einmal durch und trug damit entscheidend zum Finaleinzug bei. Dort taten sich die Bayern dann von Anfang an schwer und unterlagen trotz sehenswerten Leistungen mit 1:4. Dennoch überwog im BTTV-Team die Freude über die erreichte Vizemeisterschaft. „Wir sind total glücklich und zufrieden, niemand hatte im Vorfeld mit einer so guten Platzierung gerechnet“, freute sich auch Karin Kahl nach der Siegerehrung.
Nun bleibt für Karin Kahl wieder mehr Zeit, um sich auf die anstehenden Punktspiele und Turniere zu konzentrieren. Seit letztem Jahr spielt sie parallel zur Herrenmannschaft auch wieder im Damenbereich und unterstützt die Jugendarbeit im Verein. Zusammen mit ihrer Schwester Iris Kücher kümmert sie sich in der Tischtennisabteilung des SC Biberbach um alles, was mit Veranstaltungen und Verpflegung zu tun hat. „Karin ist nach wie vor ein absoluter Aktivposten in unserer Abteilung“, freut sich auch Abteilungsleiter Reinhard Stuhler, dessen Amt Karin Kahl selbst über viele Jahre innehatte.
Weiterhin war sie auch in verschiedenen Funktionen im Bezirk (Fachwart für Schülerinnen/Mädchen, Fachwart Breitensport) tätig und unterstützte jahrelang den SC Biberbach aktiv bei Veranstaltungen wie dem Marktsonntag. 2001 wurde ihr das Ehrenzeichen für Verdienste im Ehrenamt vom damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber überreicht.
Wenn die Tischtennisabteilung im kommenden Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, wird auch Karin Kahl fast ein halbes Jahrhundert dabei sein. Nur zwei Jahre spielte sie für den Nachbarklub TTC Langweid in der Oberliga, in allen anderen Spielzeiten trug sie das schwarzgelbe SCB-Trikot.
Wenn dann abseits von Turnhalle und Tischtennisplatte noch Zeit bleibt, genießt sie diese zusammen mit Ehemann Jürgen im heimischen Garten oder auf Fernreisen.
„Wir sind total glücklich! Niemand hatte im Vorfeld mit einer so guten Platzierung gerechnet.“Karin Kahl