Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Rauschen im Hintergrund
Zugegeben, die Luft könnte besser sein in der Bahnhofstraße. Täglich geben dort Tausende Fahrzeuge ihre Ausdünstungen ab. Manchmal ertappt man sich selbst dabei, wie man nur halbherzige Atemzüge nimmt, um die SmogKonzentration in der Lunge in Grenzen zu halten. Gerade dann, wenn eine der Ampeln auf Rot steht, wird die Luft über dem Asphalt ziemlich dick. Doch Emissionen sind nicht nur Abgase, auch Lärm zählt dazu. Wer sich länger an der Bahnhofstraße aufhält – oder seinen Schreibtisch rund fünf Meter von der Fahrbahn entfernt stehen hat – wird bald vertraut mit der eigentümlichen Geräuschkulisse. Den Hintergrund bildet das mehr oder weniger gleichmäßige Rauschen, erzeugt durch brummende Motoren und das Abrollgeräusch von Rädern. Darüber legt sich in regelmäßigen Abständen ein Quietschen – ausgelöst von älteren Bremsen, die vor der roten Ampel zum Einsatz kommen. Durchbrochen wird diese Symphonie von aufheulenden Motoren, wenn unerfahrene und/oder angeberische Verkehrsteilnehmer die PS-Stärke ihrer Fahrzeuge in die Welt herausposaunen müssen.
An diesen Geräuschcocktail gewöhnt man sich überraschend schnell. Aber Lärm nagt an den Nerven – und ist auf Dauer nicht gerade gesundheitsförderlich. Vielleicht findet sich eines Tages ein Weg, den Verkehr zumindest zu Teilen stärker aus dem Inneren der Stadt zu halten. Bis dahin heißt es: flach atmen und sich an die Symphonie gewöhnen.