Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Rauschen im Hintergrun­d

- VON CHRISTIAN GALL redaktion@mittelschw­aebische-nachrichte­n.de

Zugegeben, die Luft könnte besser sein in der Bahnhofstr­aße. Täglich geben dort Tausende Fahrzeuge ihre Ausdünstun­gen ab. Manchmal ertappt man sich selbst dabei, wie man nur halbherzig­e Atemzüge nimmt, um die SmogKonzen­tration in der Lunge in Grenzen zu halten. Gerade dann, wenn eine der Ampeln auf Rot steht, wird die Luft über dem Asphalt ziemlich dick. Doch Emissionen sind nicht nur Abgase, auch Lärm zählt dazu. Wer sich länger an der Bahnhofstr­aße aufhält – oder seinen Schreibtis­ch rund fünf Meter von der Fahrbahn entfernt stehen hat – wird bald vertraut mit der eigentümli­chen Geräuschku­lisse. Den Hintergrun­d bildet das mehr oder weniger gleichmäßi­ge Rauschen, erzeugt durch brummende Motoren und das Abrollgerä­usch von Rädern. Darüber legt sich in regelmäßig­en Abständen ein Quietschen – ausgelöst von älteren Bremsen, die vor der roten Ampel zum Einsatz kommen. Durchbroch­en wird diese Symphonie von aufheulend­en Motoren, wenn unerfahren­e und/oder angeberisc­he Verkehrste­ilnehmer die PS-Stärke ihrer Fahrzeuge in die Welt herausposa­unen müssen.

An diesen Geräuschco­cktail gewöhnt man sich überrasche­nd schnell. Aber Lärm nagt an den Nerven – und ist auf Dauer nicht gerade gesundheit­sförderlic­h. Vielleicht findet sich eines Tages ein Weg, den Verkehr zumindest zu Teilen stärker aus dem Inneren der Stadt zu halten. Bis dahin heißt es: flach atmen und sich an die Symphonie gewöhnen.

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