Augsburger Allgemeine (Land West)

Carl von Andrian

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● Die Familie von Andrian stammt ursprüngli­ch aus der Gegend von Bergamo in Norditalie­n, heute leben Zweige der Familie unter anderem in Südbayern und Österreich.

● Carl von Andrian (1886 bis 1977) wollte schon immer Soldat werden, schreibt er in seinen Erinnerung­en. Im Ersten Weltkrieg war er laut seinen Aufzeichnu­ngen nach einer ersten Verletzung am 15. August 1914 noch verzweifel­t, weil er Angst hatte, der Krieg werde ihm davonlaufe­n. Im Mai 1916 war er in Verdun. Er schreibt: „Die sechs Wochen dort sind das Schrecklic­hste, was ich je mitgemacht habe. War ich vorher ein gehorsamer Soldat, jetzt wurde ich kritisch gegen jeden Befehl.“

● 1914 hatte Carl von Andrian geheiratet, seine Frau Annemarie und er bekamen zehn Kinder und ließen sich auf einem Hofgut bei Kaufbeuren

blik von Krieg zu Frieden, macht er sich nun Sorgen um seine eigene Zukunft: „Nachmittag erneut Zeitung gelesen. Danach scheint die Rätebildun­g überall fortzuschr­eiten. Ich glaube fast, die Sache gewinnt an Boden und ganz Deutschlan­d wird Republik. Was ich dann tun werde, nieder. Mit „heißen Tränen“, so schreibt er, nahm er damals nach der Revolution von seinem „geliebten Beruf“abschied.

ist mir noch schleierha­ft.“Eines ist ihm jedoch klar: Einen Eid möchte er auf die neue Regierung nicht leisten. Gleichzeit­ig hofft er jedoch, dass der Soldatenra­t genug Macht erhält, um weiter für Ruhe zu sorgen, damit nicht alles in Anarchie ende. Eine fast schon prophetisc­he ● Doch auch im Zweiten Weltkrieg war er wieder aktiv. „Aus meiner Weltanscha­uung heraus (...) konnte ich kein überzeugte­r Anhänger Hitlers sein. Aber ich vermochte auch nicht tatenlos danebenzus­tehen und zuzuschaue­n, wenn mein Volk marschiert­e“, erklärt er. In seinen Erinnerung­en verschweig­t er nicht, dass er 1941 mit der Aufstellun­g des 747. Regiments beauftragt wurde, das zur 707. Division gehörte. Dieser Division wurde in der jüngsten Vergangenh­eit eine Hauptschul­d an Verbrechen während des Holocaust angelastet. 1943 bat Carl von Andrian um seine Versetzung. Das Kriegsende erlebte er als Stadtkomma­ndant von Zagreb, wo er bis 1951 in Kriegsgefa­ngenschaft blieb.

● Seinen Lebensaben­d verbrachte er auf dem Hofgut und ab 1958 bei einer Tochter in München. (jah)

Einschätzu­ng des Laufs der wenige Monate später.

Kurz darauf reist Carl von Andrian aus München ab, er trifft seine Frau Annemarie und seine zwei kleinen Söhne wieder. Die beiden werden Jahre später im Zweiten Weltkrieg fallen.

Geschichte

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Foto: Sammlung v. Andrian Carl von Andrian in einer Skizze aus dem Jahr 1917.

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