Augsburger Allgemeine (Land West)
Heißer Flitzer
Der Tüftler Dirk Auer mag es gerne schnell. Darum hat er sein altes Bobbycar einfach umgebaut. Jetzt fährt es mit Raketenantrieb – und so schnell wie die Autos auf der Autobahn
Bobbycars sind doch eigentlich ein Kinderspielzeug? Ganz genau! Aber nicht das von Dirk Auer. Das hat sogar einen Totenkopf vorne drauf. Herr Auer hat das Spielzeugauto mit mehreren Triebwerken ausgestattet. Damit ist er schon so schnell gefahren wie manche Autos auf der Autobahn, um die 120 Kilometer pro Stunde. Auer mag es gerne schnell. Auch auf Inlineskates hat er mehrere Geschwindigkeits-Rekorde hingelegt. Hinter einem Rennwagen schaffte er zum Beispiel 307 Kilometer pro Stunde.
An sein kleines Auto hat Auer zwei Triebwerke gebaut. Zwei andere stecken in Halterungen an seinen Armen. „Das ist so ähnlich wie die Turbinen beim Flugzeug“, erklärt er. Auer ist Ingenieur von Beruf.
Sogar die typische quietschende Hupe hat das Bobbycar noch. Der Lenker sieht auch so aus wie üblich, ist aber ein bisschen stabiler. Eine Hülle aus einem speziellen Material dichtet das Bobbycar ab. So kann nichts und niemand Feuer fangen. Denn die Düsen werden richtig heiß. Die Räder des ursprünglichen Spielzeugautos hat Dirk Auer durch dickere ersetzt.
Am liebsten steht der 46 Jahre alte Mann im Keller seines Hauses in Groß-Gerau, einer Stadt im Bundesland Hessen. Schon als Kind hat er gerne gebastelt. Im Keller hängen Kästchen mit Schrauben und Nägeln in verschiedenen Größen an der Wand. Daneben ist ein Regal mit Farben und Lacken. Auch Werkzeuge wie Hammer, Zange und Schraubenzieher gibt es hier. In seinem Keller kann Dirk Auer auch flexen. Dann schneidet er zum Beispiel Metall mit einer speziellen Maschine. Auf einer alten Werkbank steht das aktuelle Bobbycar. „Ich will Dinge miteinander kombinieren, die noch keiner ausprobiert hat“, sagt der Tüftler. Wenn Dirk Auer mit seinem Düsen-Bobbycar unterwegs ist, braucht er jede Menge Werkzeug. Außerdem nimmt er ganz viele Ersatzteile mit. Es könnte ja sein, dass er beispielsweise die Räder wechseln muss. Vier Stück hat er immer dabei. Und ein Ladegerät für Akkus. Ganz wichtig ist ein Kanister für Diesel. Denn nach fast jeder Fahrt muss Dirk Auer nachtanken. Als kleiner Junge wollte er mit dem BMX-Rad am höchsten springen. Während der Fahrt trägt Dirk Auer Schutzkleidung. Angst habe er nicht, sagt er. Er gibt aber zu: „Ich bin immer ein bisschen aufgeregt vorher.“
Wenn Dirk Auer mit seinem aufgemotzten Spielzeugauto fährt, sieht es so aus, als säße er auf einem Schlitten. Natürlich sind seine Beine viel zu lang. Deshalb lehnt er sich zurück und streckt sich aus – so ähnlich wie ein Rennrodler. Die Luft wird heiß und die Turbinen heulen auf. Dann rauscht er davon.
Auf eine Spritztour muss er viele Ersatzteile mitnehmen