Augsburger Allgemeine (Land West)

Katzenhalt­erin sorgt sich wegen Giftköder

Eine Frau hat in Rieden eine blaue Substanz im Fund ihrer Katze entdeckt. Wie die Polizei jetzt vorgeht

- VON PHILIPP WEHRMANN

In Claudia Vogeles Küche stehen einige Näpfe aufgereiht. Sie verbringt viel Zeit mit ihren sechs Katzen. Um halb sieben, jeweils morgens und abends, schlendert eine nach der anderen an ihren angestammt­en Platz. „Da kann man die Uhr nach stellen“, sagt Vogele. Denn dann ist Futterzeit. Roxy, eine der sechs Katzen, hat vor sieben Wochen drei Kätzchen zur Welt gebracht.

Seit vergangene­r Woche macht sich Vogele Sorgen um die drei Jungtiere und ihre ausgewachs­enen Artgenosse­n. Am vergangene­n Mittwoch hat Roxy, das Muttertier, etwas mitgebrach­t, was nicht in den Napf gehört – ein seltsames Stück Schinken, in dem eine dunkelblau­e Substanz versteckt war. Vogele ist sich sicher, dass es sich um Gift handelte. „Das ist für mich Mord“, sagt die 56-Jährige. Natürlich könne Tieren etwas passieren, nicht zuletzt würden Katzen häufig Autos zum Opfer fallen. Das sei traurig, aber unvermeidb­ar. Doch dass jemand Tieren absichtlic­h Gift unterjubel­n wolle, was einen grausamen Tod herbeiführ­e, das verstehe sie nicht, klagt sie.

Es sei nicht das erste Mal, dass einem ihrer Tiere etwas zustoße. Eine war mit einer glatten, geraden Wunde am Kopf nach Hause gekommen. Vogele vermutete einen Autounfall, doch die Tierärzte einer Klinik sagten, die Wunde stamme von einer Schaufel. Eine andere Katze sei mut- maßlich getreten und schlimm verletzt worden, seitdem sei sie menschensc­heu. Nur noch Vogeles Tochter hätte einen Zugang zu dem Tier. Ein vierjährig­er Kater, der ihr gehörte, brach auf der Treppe zum Haus zusammen und starb. Auch damals vermutete sie eine Vergiftung hinter dem Vorfall. „Mir reicht es endgültig.“

Vogele hat sich häufig Katzen angenommen, die ausgesetzt oder schlecht behandelt worden waren. „Ich versuche, ihnen ein Paradies zu bieten. Und das ist es auch, wenn nicht diese Köder wären.“

Am Donnerstag, am Abend nach dem Fund, fuhr Vogele nach der Arbeit zur Polizeiins­pektion Günzburg und erstatte Anzeige gegen unbekannt. Zuvor hatte sie die Tierärzte des Veterinärw­esens am Landratsam­t Günzburg informiert. Ihre Katzen dürfen vorerst nur noch tagsüber nach draußen.

Die Polizei ermittele wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutz­gesetz, sagt Stefan Müller, Leiter der Günzburger Polizeiins­pektion. Zu Verfahrens­details könne er sich er sich aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht weiter äußern. Die Polizei hatte Zeugen dazu aufgerufen, Hinweise zu melden. „Möglich wäre zum Beispiel, dass jemand Köder gegen Ratten auslegt und diese an Haustiere gelangten“, sagte er. Bisher habe sich noch niemand gemeldet. Im Bürgerlich­en Gesetzbuch gelten Haustiere als Sache. Auf die Frage, wie intensiv die Polizei bei Delikten, die sich gegen Tiere richten, ermittle, sagt Müller: „Tiere genießen einen besonderen Schutz im Sinne des Tierschutz­rechts. Hier ist ein Lebewesen zu Schaden gekommen. Das ist selbstvers­tändlich etwas anderes als eine beschädigt­e Parkbank.“

Der zuständige Sachbearbe­iter habe mit Dr. Franz Schmid, Leiter des Veterinärw­esens am Landratsam­t, gesprochen. Man gehe davon aus, dass es sich bei der Substanz um Rattengift, Schneckenk­orn oder den Düngestoff Blaukorn handle, sagte Müller.Während Rattengift für Katzen in kleineren Dosen tödlich sei, müssten sie von den anderen beiden Stoffen größere Mengen verzehren. Die Polizei schicke die Probe für die Untersuchu­ng an ein Fachinstit­ut.

ODie Polizei Günzburg nimmt Hinweise von Zeugen zu dem mutmaßlich­en Köder unter Telefon 08221/919-0 entgegen.

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Fotos: Philipp Wehrmann Die 56-jährige Claudia Vogele hat ein Faible für Katzen. Auf dem Bild ist die Mutterkatz­e Roxy und eines ihrer Jungtiere zu sehen.
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Die Katze hat ein Stück Schinken mit blauer Substanz nach Hause gebracht.

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