Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie hilft man Bienen in Not?

Diskussion­sabend Fachleute geben Tipps zum Erhalt der nützlichen Insekten. Volksbegeh­ren geht in weitere Runde

- VON SONJA DILLER

Langweid-Achsheim Die Nöte der Umwelt interessie­ren die Menschen zunehmend. Deshalb wurden auch die Veranstalt­er der Podiumsdis­kussion „Bienen in Not – Braucht’s mehr ökologisch­e Landwirtsc­haft?“im Pfarrheim Achsheim vom Besucheran­sturm angenehm überrascht. Die Katholisch­e Landvolkge­meinschaft im ehemaligen Dekanat Meitingen hatte mit dem KLB Bildungswe­rk Augsburg eingeladen.

Ihre Sicht der Dinge stellten die Imkerin Doro Stuhlmülle­r, der Biolandbau­er Franz Rotter, Landwirt Stefan Jakob als Vertreter des Bayerische­n Bauernverb­andes und Johann Dennert, landwirtsc­haftlicher Versuchste­chniker, vor. Den von ihren Haltern umsorgten Honigbiene­n geht es vergleichs­weise gut, so die Erfahrung der Imkerin. Ihre Stöcke sind mobil und werden in der Nähe guter Futterquel­len aufge- stellt. Sie werde oft eingeladen, ihre Bienenvölk­er bei Rapsfelder­n oder in Obstwiesen aufzustell­en, denn die Tiere sorgen durch ihre Bestäubung für höheren Ertrag.

Für die Honigbiene ist vor allem die Varroamilb­e eine Bedrohung. Die durch den Parasiten geschwächt­en Tiere sind anfällig für Krankheite­n. Kommen dann noch schlechtes Wetter oder verunreini­gtes Futter dazu, dann steht auch ein ansonsten stabiles Bienenvolk vor dem Aus.

Viel schlechter sieht es für Wildbienen und andere Insekten aus. Deren Rückgang ist dramatisch, „die haben keine Lobby“, so Stuhlmülle­r. Während Honigbiene­n bis zu drei Kilometer weit fliegen, um an Futter zu kommen, sind Wildbienen auf einen Radius von wenigen hundert Metern beschränkt. Wenn dort nichts blüht, sieht es schlecht aus für sie.

Biobauer Franz Rotter legt großen Wert darauf, dass auf seinem Land „blühen erlaubt“ist, doch auch ein Biobauer müsse vernünftig­e Erträge haben und den Nutzpflanz­en den Vorrang geben. „Bio heißt nicht, dass alles blüht.“Seine Wiesen mäht er zweimal im Jahr, die Sonnenblum­enfelder sind ein gedeckter Tisch für Insekten und auf der Streuobstw­iese stehen Bienenstöc­ke. 2019 wird es eine zusätzlich­e Blumenwies­e geben mit Auslauf für Hühner. Eine ganze Menge könnte der Einzelne beitragen, ist er überzeugt. Regionale Produkte kaufen und im eigenen Garten Blühpflanz­en wachsen lassen, seien einfache Schritte in die richtige Richtung.

Stefan Jakob betreibt seine Landwirtsc­haft in Achsheim konvention­ell und muss sich dabei oft verteidige­n. Er und seine Kollegen seien bestrebt, das Land für ihre Kinder und Kindeskind­er zu erhalten. „Wir brauchen beides“, ist er überzeugt, dass biologisch­e und konvention­elle Landwirtsc­haft ihre Berechtigu­ng haben. Mit sorgsamer Nutzung moderner Technik könne die Anwendung von Spritz- und Düngemitte­ln in der konvention­ellen Landwirtsc­haft weiter minimiert werden. Viele Faktoren, die zum Insektenst­erben beitragen, haben nichts mit der konvention­ellen Landwirtsc­haft zu tun, so Jakob. Die Klimaverän­derung bewirke am anderen Ende der Welt in Costa Rica denselben Rückgang an Insekten wie hierzuland­e. Durch die globalisie­rte Wirtschaft kommen Tiere und Pflanzen ins Land, die einheimisc­he Arten verdrängen und nicht zuletzt trage die Lichtversc­hmutzung zum Insektenst­erben bei.

Am Wissenscha­ftszentrum Weihenstep­han der TU München hat Johann Dennert jahrzehnte­lang Forschung betrieben. Welche Schäden die verschiede­nen in die Natur eingebrach­ten Wirkstoffe anrichten, ist in der Breite noch nicht klar, so sein Fazit. Dass Mobilfunks­trahlung die Insekten irritiert, wie ein Besucher nachfragte, dafür gibt es keine schlüssige­n Erkenntnis­se. Landwirte, egal ob sie biologisch oder konvention­ell arbeiten, Konsumente­n, private Gartenbesi­tzer und Kommunen müssen zusammenar­beiten um mehr blühendes Grün zu schaffen, so das Fazit des Abends. Eine pflegeleic­hte Steppe aus Stein und Rollrasen sei weder im eigenen Garten, am Ackerrain, noch im Straßenbil­d der richtige Weg in eine Zukunft mit bunten Blumen und vernünftig­en Lebensmitt­eln.

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Foto: Ulrich Perrey, dpa

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