Augsburger Allgemeine (Land West)
Die meisten Betriebe haben unter zehn Mitarbeiter
Statistik Warum das so ist, was das für den Standort Augsburg bedeutet und wie es um die Qualität der Beschäftigten steht
Regelmäßig liefert die Agentur für Arbeit die „Zahl der Woche“. Dahinter verbergen sich interessante Einblicke in die Statistik des Arbeitsamts. Zuletzt ging es um die Zahl der Betriebe und ihre Beschäftigten, sowie die Qualifikation der Mitarbeiter.
Das Ergebnis: Von den 17 404 registrierten Betrieben im Agenturbezirk Augsburg beschäftigt nur ein kleiner Teil mehr als neun Mitarbeiter. In absoluten Zahlen ausgedrückt sind es nur 137 Unternehmen, die diese Betriebsgröße überschreiten, 78 Prozent der Firmen haben aber nur zwischen einem und neun Beschäftigte.
Die Industrie und Handelskammer für Schwaben (IHK) bestätigt diese Rechnung und liefert auch gleich einen Grund dafür, warum diese Struktur in Augsburg so gewachsen ist. „Augsburg hat neben den großen Unternehmen mit industriellem Fokus viele Dienstleistungsfunktionen und einen Schwerpunkt beim Handel. Das ist ganz typisch für große Städte. Viele dieser Händler oder Gastronomen haben weniger als zehn Beschäftigte“, so Matthias Köppel, Leiter des Geschäftsbereichs Standortpolitik.
Was das nun genau für den Wirtschaftsstandort Augsburg bedeutet, lässt sich laut Köppel nicht eindeutig beantworten. Ob nämlich eher große oder kleine Unternehmen zur wirtschaftlichen Stabilität einer Region beitragen, ist bis heute in der Forschung nicht eindeutig bewiesen, sagt er. Eine Denkschule aus Italien besagt, dass kleine und mittlere Unternehmen besser und schneller auf Änderungen der Nachfrage und andere Einflüsse reagieren können. Das Konzept beruht laut Köppel allerdings darauf, dass hier Unternehmen einbezogen sind, deren Stärken nicht im Hightech-Bereich angesiedelt sind.
Grundsätzlich aber sieht Köppel die Region, unabhängig von Betriebsgrößen und Beschäftigungszahlen, gut aufgestellt. Augsburg verfüge über einen guten Branchenmix und habe auch Stärken im Bereich Logistik sowie im Groß- und Einzelhandel. Zudem habe die Stadt in den letzten Jahren durch den Zuzug vieler Menschen im erwerbsfähigen Alter profitieren können. 65 Prozent der Augsburger sind zwischen 18 und 65 Jahre alt. In Kempten und Donauwörth liegt die Quote mit 62 und 63 Prozent knapp darunter.
Was die Zukunft angeht, bietet Augsburg in Sachen Standortfaktoren laut Köppel ebenfalls beste Voraussetzungen. Bildung, Innovation und Spitzenforschung seien anzutreffen, das hat auch das Image aufpoliert. Das ergab eine Umfrage der IHK bei den Mitgliedsunternehmen zum Thema Standortzufriedenheit.
Und wie sieht es mit der Qualifikation der Mitarbeiter aus? Auch hierzu liefert die Agentur für Arbeit spannendes Zahlenwerk. Von den 255759 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Stand 31. März 2018) sind 150 611 Fachkräfte, 31 955 Spezialisten und 30 212 als Experten eingestuft. 42852 laufen in der Statistik als Helfer. Im bayernweiten Vergleich sind die Zahlen unterschiedlich zu bewerten. Während der Prozentsatz an Helfern rund 0,3 Prozent über dem Landesdurchschnitt liegt, sind in Augsburg dafür weniger Spezialisten und Experten beschäftigt als im bayerischen Durchschnitt. Für Elsa KollerKnedlik, Leiterin der Agentur für Arbeit Augsburg, heißt das: „Wir haben gute Beschäftigungsmöglichkeiten für Un- und Angelernte. Aber auch großes Potenzial im Bereich Weiterbildung.“Fachkräfte sind gesucht. Augsburg sei aufnahmefähig. Wer sich weiterbildet, habe gute Zukunftsaussichten.