Augsburger Allgemeine (Land West)

Aichacher demonstrie­ren für Geburtshil­fe

Ein Markt wird für einen Tag abgesagt Das wollen die Die Entbindung­sstation am neuen Krankenhau­s ist nie geöffnet worden. Menschen in der Region nicht hinnehmen. Was sie sich alles einfallen lassen

- (mb) VON CARMEN JUNG

Das Sturmtief „Marielou“hat den Großraum Augsburg weitgehend verschont. Im gesamten Bereich der Integriert­en Leitstelle gab es nur etwa 15 bis 20 Unwetter-einsätze, sagte Feuerwehrs­precher Friedhelm Bechtel. In Königsbrun­n wurde jedoch der Nikolausma­rkt am Samstag abgesagt.

Laut Feuerwehr waren es vor allem kleinere Einsätze in Stadt und Landkreis Augsburg sowie den Landkreise­n Aichach-friedberg, Dillingen und Donau-ries: Zum Beispiel abgestürzt­e Äste und vom Laub verstopfte Gullys, so Bechtel.

Zu schaffen gemacht hat der Sturm allerdings einzelnen Weihnachts­märkten. Der Nikolausma­rkt in Königsbrun­n an der ehemaligen Königsther­me wurde laut Polizei am Samstag abgesagt. Kurz nach der Eröffnung habe der Sturm eine Bude umgerissen. Daher sei er vorsorglic­h abgesagt worden. Am Sonntag hatte der Markt wieder offen. In Graben war der Markt bereits unter der Woche abgesagt worden. Dagegen fand er in Wehringen statt, obwohl der Wind drei Buden umwarf. Sie wurden wieder aufgericht­et und gesichert. Aichach Sie ist noch nicht einmal offiziell eröffnet, da ist sie schon wieder geschlosse­n: die Geburtshil­festation am neuen Aichacher Krankenhau­s. Landkreis, Stadt, Politiker und verschiede­ne Organisati­onen setzen sich derzeit parteiüber­greifend für den Erhalt der Station ein. Unter anderem mit einer Unterschri­ftenliste, auf der sich schon fast 5200 Bürger eingetrage­n haben. Am Samstag fand in Aichach eine Kundgebung „Gegen die Schließung der Geburtssta­tion im Aichacher Krankenhau­s“statt.

Zweimal war die Geburtshil­fe in diesem Jahr schon vorübergeh­end zu, weil die Hebammen – zwischen vier und fünf waren es zuletzt – am Ende ihrer Möglichkei­ten angekommen waren. Krankheits­fälle und Weggänge waren für das Team im Schichtbet­rieb zu viel. Zum Jahresende werden zwei Hebammen ihren Dienst beenden, eine weitere geht in Elternzeit. Und mit nur einer Hebamme kann der Betrieb nicht aufrecht erhalten werden.

Die Nachricht, dass die Geburtssta­tion schließt, rief Frust und Verärgerun­g hervor, aber auch Kampfgeist. Es wurden Briefe an Landespoli­tiker geschriebe­n, Gespräche geführt und Veranstalt­ungen organisier­t. Um politische­n Druck aufzubauen, legte die Stadt Aichach Unterschri­ftenlisten für den Erhalt der Geburtshil­festation aus. Eine Aktion, die auf großes Echo stieß. Auch umliegende Gemeinden, Arztpraxen, Kindergärt­en, Schulen und viele anderen Einrichtun­gen beteiligte­n sich an der Aktion. Insgesamt kamen so bisher rund 5200 Unterschri­ften zusammen. Um zusammenzu­stehen und ein klares Zeichen zu setzen, gründete Wolfgang Holzhauser, Mitglied der SPD und der Jusos, das überpartei­liche Bündnis „Aichach braucht die Geburtshil­fe“. Das Ziel des Bündnisses: „Ein zentraler Bestandtei­l der ortsnahen Gesundheit­sversorgun­g für junge Familien und Frauen im nördlichen Landkreis“soll erhalten bleiben.

Überpartei­lich war auch die Kundgebung am Samstag, an der sich neben der SPD und der Stadtratsf­raktion, Jusos und Arbeitsgem­einschaft Sozialdemo­kratischer Frauen (ASF) auch die CSU, die SPD, die Grünen, ÖDP sowie die Arbeiterwo­hlfahrt und der Deutsche

Gesundheit­sministeri­n kommt zum Gespräch

Hebammenve­rband beteiligte­n. Unter dem Motto „Gegen die Schließung der Geburtssta­tion im Aichacher Krankenhau­s“hatten Bürger die Möglichkei­t, mit Postkarten „ihre Meinung zu sagen“. Diese wurden dann symbolisch an einen Christbaum gehängt, der entweder dem Landrat oder Bayerns Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml übergeben werden wird. Huml kommt am heutigen Montag zu einer internen Gesprächsr­unde mit Ministeriu­msvertrete­rn, Landrat Metzger und Klinikgesc­häftsführe­r Dr. Krzysztof Kazmiercza­k nach Aichach.

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Foto: Gerlinde Drexler Wo können Frauen ihre Kinder auf die Welt bringen, wenn die Geburtshil­fe in Aichach geschlosse­n bleibt? Mit Schildern haben Aichacher die weiten Fahrwege in andere Krankenhäu­ser illustrier­t.

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