Augsburger Allgemeine (Land West)
Teurer Sprit trifft Menschen auf dem Land mehr
Das Augsburger Land ist eine Pendlerregion mit hoher Autodichte
Landkreis Augsburg Die Fahrgäste von Bus und Bahn blechen ab 1. Januar mehr, die Taxikunden erwischt es vermutlich auch in Kürze (siehe Artikel unten), und die Autofahrer im Augsburger Land zahlen jetzt schon die Zeche: Im Schnitt sind die Spritpreise so hoch wie seit vier Jahren nicht mehr, und nach einer kurzen Atempause könnte sich schon die nächste Runde im Preiskarussell ankündigen: Die in der Opec organisierten Erdölländer wollen die Produktion drosseln.
Wie sehr aber treffen hohe Spritpreise die Menschen im Augsburger Land? Wie viele von ihnen fahren mit dem Auto und bekommen unweigerlich die Rechnung an der Zapfsäule präsentiert? Eine entsprechende Studie, die der Landkreis in Auftrag gegeben hat, gibt es erst im Frühjahr. Erwartet wird aber, dass deren Aussagen vergleichbar sein werden mit bundesweiten Untersuchungen, und das heißt: Im Landkreis leiden die Menschen deutlich mehr unter den hohen Treibstoffpreisen als zum Beispiel in der Stadt Augsburg.
Unbestritten ist das Augsburger Land „Autofahrer-land“. Im drittgrößten Landkreis sind knapp 160 000 Autos gemeldet, umgerechnet heißt das: Auf 1,6 Einwohner kommt ein Auto, in etwa jedes dritte davon ist ein Diesel. Nach einer Statistik der Polizei nahm die Zahl der Fahrzeuge zwischen 2008 und 2017 um fast 20 Prozent zu.
Laut der bundesweiten Studie „Mobilität in Deutschland“, die erst im Mitte November in Berlin vorgelegt worden ist, hat als Folge des Anstiegs der Bevölkerung und der Beschäftigung die Verkehrsnachfrage einen neuen Höchststand erreicht. Die Studie sagt: Das Auto bleibt mit drei Viertel der Personenkilometer das dominierende Verkehrsmittel. Vor allem die ältere Bevölkerung nutzt immer intensiver das Auto.
Bei den Jüngeren und in den Städten sind die Vorzeichen umgekehrt. Der größte Gewinner in der Kilometerbilanz ist der öffentliche Verkehr mit Bussen und Bahnen und damit die Umwelt, der Anteil steigt von 15 auf 19 Prozent – in den großen Städten wohlgemerkt.
In den Kleinstädten und Dörfern der ländlichen Regionen seien die Alternativen zum Auto dagegen nur selten eine echte Option. 70 Prozent der Wege würden auf dem Land mit dem Auto zurückgelegt. Am häufigsten im Auto sitzt laut Studie die Altersgruppe der 40- bis 60-Jährigen. Bei ihnen fährt jeder Zweite mindestens einmal die Woche Pkw. Die geringsten Werte (36 Prozent) erreichen die 18- bis 29-Jährigen.
Wobei auch die Nahverkehrskunden unter hohen Treibstoffpreisen leiden. Nicht zuletzt mit ihnen begründete der Verkehrsverbund AVV die jüngste Preiserhöhung von 3,9 Prozent ab 1. Januar. Nach Avv-angaben machen die Spritkosten rund zwölf Prozent des Preises bei einer Fahrkarte aus. Übrigens: Ob die hohen Treibstoffpreise mehr Pendler in die öffentlichen Verkehrsmittel getrieben haben, lässt sich derzeit nicht sagen. Diese verzeichnen traditionell um diese Jahreszeit mehr Kunden.
Genügend Pendler gibt es im Landkreis. Jeden Morgen setzt dort eine kleine Völkerwanderung ein. Mehr als 80000 Pendler verlassen ihre Heimatgemeinden und machen sich auf den Weg zur Arbeit. Das in etwa jeder dritte Einwohner. Dabei erfasst die Zahl der Arbeitsagentur nur die sogenannten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Selbstständige, Beamte sowie Schüler und Studenten sind darin nicht enthalten.
OUnser Thema Befasst sich in dieser Woche mit Spritpreisen und Mobilität. Wie diese in Zukunft aussehen könnte, dazu lesen Sie morgen ein Interview.