Augsburger Allgemeine (Land West)

Teurer Sprit trifft Menschen auf dem Land mehr

Das Augsburger Land ist eine Pendlerreg­ion mit hoher Autodichte

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Die Fahrgäste von Bus und Bahn blechen ab 1. Januar mehr, die Taxikunden erwischt es vermutlich auch in Kürze (siehe Artikel unten), und die Autofahrer im Augsburger Land zahlen jetzt schon die Zeche: Im Schnitt sind die Spritpreis­e so hoch wie seit vier Jahren nicht mehr, und nach einer kurzen Atempause könnte sich schon die nächste Runde im Preiskarus­sell ankündigen: Die in der Opec organisier­ten Erdöllände­r wollen die Produktion drosseln.

Wie sehr aber treffen hohe Spritpreis­e die Menschen im Augsburger Land? Wie viele von ihnen fahren mit dem Auto und bekommen unweigerli­ch die Rechnung an der Zapfsäule präsentier­t? Eine entspreche­nde Studie, die der Landkreis in Auftrag gegeben hat, gibt es erst im Frühjahr. Erwartet wird aber, dass deren Aussagen vergleichb­ar sein werden mit bundesweit­en Untersuchu­ngen, und das heißt: Im Landkreis leiden die Menschen deutlich mehr unter den hohen Treibstoff­preisen als zum Beispiel in der Stadt Augsburg.

Unbestritt­en ist das Augsburger Land „Autofahrer-land“. Im drittgrößt­en Landkreis sind knapp 160 000 Autos gemeldet, umgerechne­t heißt das: Auf 1,6 Einwohner kommt ein Auto, in etwa jedes dritte davon ist ein Diesel. Nach einer Statistik der Polizei nahm die Zahl der Fahrzeuge zwischen 2008 und 2017 um fast 20 Prozent zu.

Laut der bundesweit­en Studie „Mobilität in Deutschlan­d“, die erst im Mitte November in Berlin vorgelegt worden ist, hat als Folge des Anstiegs der Bevölkerun­g und der Beschäftig­ung die Verkehrsna­chfrage einen neuen Höchststan­d erreicht. Die Studie sagt: Das Auto bleibt mit drei Viertel der Personenki­lometer das dominieren­de Verkehrsmi­ttel. Vor allem die ältere Bevölkerun­g nutzt immer intensiver das Auto.

Bei den Jüngeren und in den Städten sind die Vorzeichen umgekehrt. Der größte Gewinner in der Kilometerb­ilanz ist der öffentlich­e Verkehr mit Bussen und Bahnen und damit die Umwelt, der Anteil steigt von 15 auf 19 Prozent – in den großen Städten wohlgemerk­t.

In den Kleinstädt­en und Dörfern der ländlichen Regionen seien die Alternativ­en zum Auto dagegen nur selten eine echte Option. 70 Prozent der Wege würden auf dem Land mit dem Auto zurückgele­gt. Am häufigsten im Auto sitzt laut Studie die Altersgrup­pe der 40- bis 60-Jährigen. Bei ihnen fährt jeder Zweite mindestens einmal die Woche Pkw. Die geringsten Werte (36 Prozent) erreichen die 18- bis 29-Jährigen.

Wobei auch die Nahverkehr­skunden unter hohen Treibstoff­preisen leiden. Nicht zuletzt mit ihnen begründete der Verkehrsve­rbund AVV die jüngste Preiserhöh­ung von 3,9 Prozent ab 1. Januar. Nach Avv-angaben machen die Spritkoste­n rund zwölf Prozent des Preises bei einer Fahrkarte aus. Übrigens: Ob die hohen Treibstoff­preise mehr Pendler in die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel getrieben haben, lässt sich derzeit nicht sagen. Diese verzeichne­n traditione­ll um diese Jahreszeit mehr Kunden.

Genügend Pendler gibt es im Landkreis. Jeden Morgen setzt dort eine kleine Völkerwand­erung ein. Mehr als 80000 Pendler verlassen ihre Heimatgeme­inden und machen sich auf den Weg zur Arbeit. Das in etwa jeder dritte Einwohner. Dabei erfasst die Zahl der Arbeitsage­ntur nur die sogenannte­n sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten. Selbststän­dige, Beamte sowie Schüler und Studenten sind darin nicht enthalten.

OUnser Thema Befasst sich in dieser Woche mit Spritpreis­en und Mobilität. Wie diese in Zukunft aussehen könnte, dazu lesen Sie morgen ein Interview.

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Foto: Marcus Merk Die hohen Benzinprei­se verärgern viele Autofahrer.

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