Augsburger Allgemeine (Land West)

Macron erhöht den Mindestloh­n

Frankreich­s Präsident macht Zugeständn­isse

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Paris Andere überzeugen und für sich einnehmen musste Emmanuel Macron schon oft. Doch selten war diese Aufgabe für den französisc­hen Präsidente­n so heikel wie am Montagaben­d. Zwei Wochen lang hatte er zur politische­n und sozialen Krise geschwiege­n, die die Protestbew­egung der „Gelbwesten“in Frankreich ausgelöst hat. Nun galt es, in einer „Rede an die Nation“die aufgeheizt­e Stimmung zu beruhigen.

Und das versuchte Macron mit einem Aufruf an die Menschen, gemeinsam mit ihm an der Zukunft des Landes zu arbeiten. Die Ausschreit­ungen am Rande der Demonstrat­ionen verurteilt­e er scharf. Zugleich vergesse er die Wut vieler Menschen nicht, die sich verlassen fühlten, versichert­e der Staatschef, dem zuletzt mangelnde Empathie vorgeworfe­n wurde.

So kündigte er eine Maßnahme an, die ein echtes Zugeständn­is darstellt: Ab Januar soll der Mindestloh­n um 100 Euro im Monat steigen. Darüber hinaus werden Überstunde­n von allen Steuern und Abgaben befreit und Rentner, die weniger als 2000 Euro im Monat zur Verfügung haben, von der Erhöhung der Sozialsteu­er ausgenomme­n, was viele Pensionäre aufgebrach­t hatte.

Doch Macron rückte weder vom Ziel einer umfassende­n Reformieru­ng der Arbeitslos­en- und der Rentenvers­icherung ab noch ließ er sich auf die Wiedereinf­ührung der von ihm abgeschaff­ten Reichenste­uer ein: „Wir hatten sie 40 Jahre lang. Ging es uns in dieser Zeit besser?“

Genau das fordern jedoch viele „Gelbwesten“. Begonnen hatten deren Bewegung mit dem Widerstand gegen eine ab 2019 geplante Steuererhö­hung auf Kraftstoff­e, die mittlerwei­le gestoppt ist. Die Bewegung verlangt nun umfassende Änderungen für mehr Kaufkraft – und zeigte sich unmittelba­r nach der Rede uneins. Während Jacqueline Mouraud als Vertreteri­n der „konstrukti­ven Gelbwesten“sagte, die Maßnahmen gingen „in die richtige Richtung“, gaben sich zahlreiche Mitstreite­r enttäuscht: Das sei nicht der große Wurf, den es gebraucht hätte. Für das Wochenende gibt es bereits neue Aufrufe zu Protesten.

Am vergangene­n Samstag waren wieder weit mehr als 100000 Menschen auf die Straße gegangen, davon mindestens 10000 in Paris, um für mehr Steuergere­chtigkeit zu demonstrie­ren. Es war das vierte Wochenende in Folge, an dem die Bewegung in großem Stil zu Protesten aufgerufen hatte.

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Emmanuel Macron

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