Augsburger Allgemeine (Land West)
Was machen Elitestudenten?
Bildung Die Besten werden in Augsburg geehrt, wollen aber nichts Besseres sein
Das Lob war eindeutig: „Sie zählen zu Bayerns besten Nachwuchs-Akademikerinnen und -Akademikern.“Mit diesen Worten wandte sich Wissenschaftsminister Bernd Sibler an die Anwesenden im Kongress am Park. Die Absolventenfeier des Elitenetzwerks Bayern fand diesmal in Augsburg statt. Das 2004 gegründete Netzwerk soll den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern und wird mit jährlich über 20 Millionen Euro vom Freistaat unterstützt. 750 Absolventinnen und Absolventen erhielten ihre Zertifikate.
Als „die neuen Vordenker unseres Landes“bezeichnete Wissenschaftsminister
Bernd Sibler die Absolventen der 32 interdisziplinären Elitestudiengänge. Ganz so visionär und elitär wie die feierlichen Worte des Ministers ist die Selbstwahrnehmung der Studenten nicht. Über den Begriff „Elite“würde im Elitestudiengang Ethik der Textkulturen viel diskutiert, verrät die Augsburger Absolventin Nina Blagojevic, die zusammen mit einem anderen Absolventen auf der Bühne anmoderierte. „Wir verstehen uns nicht als etwas Besseres“, so die 29-Jährige, die zuvor Lehramt studiert hatte. „Elite bedeutet für uns hohes Engagement und Anspruch an sich selbst.“Dennoch ist die Strahlkraft eines „Elite Master“unbestreitbar.
Blagojevic ist seit einem Jahr für eine Münchner PR-Agentur tätig und arbeitete gleichzeitig an ihrem Master. Ihr Kommilitone Markus Wölfl (25) findet, der interdisziplinäre Ansatz und der Austausch würden „einen anderen Blick aufs eigene Fach fördern“. Ethik der Textkulturen wird in Augsburg und Erlangen angeboten. In Augsburg sind die beteiligten Fächer Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Amerikanistik, Englische Sprachwissenschaft, Europäische Kulturgeschichte, Evangelische Theologie und Philosophie. Johannes Hofmann, ebenfalls Absolvent der Ethik der Textkulturen, gefiel es, dass man im Studium ermutigt wurde, „Praktika zu machen, um sich zu finden“. Seit September absolviert der 28-Jährige ein Volontariat.
Auch der Augsburger Elitestudiengang Software Engineering feierte mit. Allerdings im kleinen Kreis: Lediglich ein Absolvent war vertreten. Deutlich mehr Absolventen aus Augsburg verzeichnete der Studiengang Finanzund Informationsmanagement. Katrin Maria Wyrtki war nur wegen dieses Angebots in Augsburg geblieben. „Das ist in der Form einzigartig in Deutschland“, weiß die 25-Jährige. Der Elitestudiengang sei „eine RundumMischung aus Forschung, Lehre und Praxis“. Jeder Elitestudent hat sowohl einen Praxismentor aus einem Unternehmen als auch einen Wissenschaftsmentor an seiner Seite. 25 waren es in diesem Jahrgang.
„Der Elitestudiengang ist in ganz Süddeutschland extrem gut angesehen“, stellte Thorsten Malzer fest. Der 27-Jährige zog wegen des Elitestudiengangs Finanz- und Informationsmanagement nach Augsburg. Vom „Elite“-Begriff war Malzer zu Anfang eher eingeschüchtert, erinnert er sich: „Ich hatte Sorge, dass das zu abgehoben und hochnäsig sein könnte, aber das ist es gar nicht. ,Elitär‘ ist es nur in dem Sinne, dass es ein kleiner Studiengang mit einer sehr guten Förderung ist – aber ohne elitäre Einstellung.“