Augsburger Allgemeine (Land West)
Beim Basketball spielerisch Englisch lernen
Projekt Am Neusässer Gymnasium begeistert Profispieler „CJ“aus Iowa im Sportunterricht die Schüler. Was hinter diesem ungewöhnlichen Projekt steckt
Die Sportstunde mit Basketballprofi CJ beginnt wie viele andere Sportstunden. Der Coach gibt Anweisungen: Alle sollen sich einen Ball nehmen und einen großen Kreis bilden. Dann geht es los mit einfach Koordinationsübungen: den Ball um den Körper oder den Kopf kreisen lassen, einfaches Dribbling. Schwerer tun sich die Zehntklässler am Justus-von-Liebig-Gymnasium bei einer anderen Übung: den Ball knapp über dem Boden um die Füße tanzen lassen sieht beim Profi einfach aus, ist für die Schüler aber eine Herausforderung. Auf Englisch feuert der Coach die Schüler an: „Push yourselves, keep going.“
CJ heißt eigentlich Matthew Carr und ist Amerikaner. Er kommt aus Davenport im Bundestaat Iowa und spielte zuletzt an der Missouri Southern State University Basketball. „Die College-Karriere läuft gut“, sagt er. Carr ist zum Basketball spie- len nach Deutschland gekommen. Er ist der „Point-Guard“der Regionalligamannschaft der BG Leitershofen-Stadtbergen. Die Saison über spielt CJ jetzt für die BG. Insgesamt wird er für etwa acht Monate in Deutschland bleiben.
Diese Zeit wollte nicht nur zu Hause und in der Turnhalle verbringen. Schon vorher fragte er nach der Möglichkeit zu arbeiten, vielleicht als Coach oder Lehrer. Herbert Karger, der CJ vonseiten der Kangaroos betreut, nahm deshalb Kontakt zum Justus-von-LiebigGymnasium auf. Birgit Schöffler, Mitglied der erweiterten Schulleitung am Neusässer Gymnasium, erklärt: „Für uns war die Idee sehr interessant. Ein guter Basketballer und Englisch-Muttersprachler ist für die Schule eine tolle Sache.“Das Projekt läuft gut. Sowohl vom Sportunterricht als auch aus dem Englischunterricht, in dem Carr den Lehrern assistiert und als Sprachmodell zur Verfügung steht, hat Schöffler nur Positives gehört. „Ich wäre aufgeschlossen, das noch mal zu machen“, sagt Schöffler.
Auch Matthew Carr ist zufrieden mit seiner Tätigkeit als Honorarlehrkraft. Er genieße sowohl die Sport- als auch die Englischstunden, sagt der Basketballer. „Schüler und Lehrer machen hier gute Arbeit“, betont er. Ebenso zufrieden ist Herbert Karger. Er und der Vorstand der BG Leitershofen-Stadtbergen sind begeistert von der Zusammenarbeit mit der Schule. Auch Karger wünscht sich, dass das Modell weiter bestehen kann. Immer wieder kämen Spieler aus dem Ausland für eine Saison zu den Kangaroos. Projekte wie das am Justusvon-Liebig-Gymnasium liegen also auch im Interesse des Vereins.
Die Übungen vom Anfang sind nicht der Hauptbestandteil von CJs Basketballstunde. Es geht weiter mit Dribbling und Laufübungen über die ganze Hallenbreite. Dann geht es ans Körbewerfen, und zum Abschluss wird Basketball gespielt. Die Schüler sind mit vollem Einsatz dabei. „Wenn ein richtiger Leistungsträger das vormacht, ist das für die Schüler natürlich beeindruckend“, erklärt Sportlehrer Matthias Bause.
CJ sagt, dass es sein Ziel sei, die Jugendlichen an die Sportart heranzuführen. „Ich weiß, dass nur wenige wirklich mit Basketball zu tun haben“, sagt er. Deshalb sollen die Stunden vor allem Spaß machen. Der Coach hält sich nicht mit technischen Erklärungen oder einer langen Erläuterung des Regelwerks auf. Das Resultat: Auf den Basketballfeldern entsteht zwar ein wildes Gewusel, aber immerhin sind alle mit vollem Einsatz dabei. Marc Demeter und Felix Ahnert analysieren ihr Spiel im Anschluss. Wie die Profis erklären die Schüler: „Es war gut Tempo drin, und wir haben mit fairer Härte gespielt.“
Ein wenig ernster resümieren Jakob Kindelbacher und Robin Böck: „Es war anstrengend, hat aber vor allem Spaß gemacht.“Die größte Herausforderung war für die beiden das Tippen knapp über dem Boden am Anfang. CJ wird im Februar noch einmal in die zehnte Klasse kommen. Nach Weihnachten geht es für ihn an der Realschule Neusäß als Coach und Englisch-Assistent weiter.