Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Unterallgäu will die Staudenbahn reaktivieren
Ein Grundsatzbeschluss soll den Bahnverkehr zwischen Ettringen und Türkheim wieder in Fahrt bringen
Landkreis Unterallgäu Seit Anfang der 80er-Jahre fahren zwischen Ettringen und Türkheim schon keine Personenzüge mehr. Doch das könnte sich in den nächsten Jahren ändern: In seiner gestrigen Sitzung hat der Unterallgäuer Kreistag einen Grundsatzbeschluss gefasst, in dem er sich für die Reaktivierung der Staudenbahn ausspricht.
Der Beschluss ist die Voraussetzung für ein Gutachten, das zeigen soll, dass die Strecke auch genügend Fahrgäste nutzen. Pro Kilometer gefahrener Strecke müssen mindestens 1000 Reisende nachgewiesen werden. Gelingt das, muss sich der Landkreis mit dem Freistaat auf ein Buskonzept im Bereich der Reaktivierungsstrecke verständigen, um dort Parallelverkehre zu vermeiden. Zudem müssen sich der Landkreis und die von der Reaktivierung betroffenen Gemeinden Türkheim und Ettringen selbst um eine Infrastruktur kümmern, die einen attraktiven Zugverkehr ermöglicht. Dazu gehören beispielsweise Bushaltestellen, Park-and-ride-Plätze, Zuwegungen und die Sicherung von Bahnübergängen.
Nachdem das Vorhaben bereits im Kreisausschuss ungeteilte Zustimmung erfahren hatte, sprach sich auch der Kreistag geschlossen für den Grundsatzbeschluss aus. Allein Franz Josef Pschierer (CSU) sprach von einer „gewissen Skepsis“bezüglich der erforderlichen Auslastung. Seinen Einwand, dass in der Vergangenheit nicht alle Reaktivierungen erfolgreich gewesen seien, ließ Hubert Teichmann, Geschäftsführer der Staudenbahn, jedoch nicht gelten. Denn bislang sei lediglich die Strecke zwischen Senden und Weißenhorn reaktiviert worden – und das durchaus erfolgreich. Bei anderen Strecken im Bayerischen Wald, „wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“, so Teichmann, und die Fahrgastzahlen tatsächlich unter den nötigen 1000 Reisenden liegen, handele es sich lediglich um Probebetriebe.
Zu guter Letzt verwies er auf die Strecke Langenneufnach – Gessertshausen, auf der, wie berichtet, ab Dezember 2022 wieder Personenzüge fahren sollen. Die Bevölkerungszahl dort sei mit der im Raum Türkheim/Ettringen vergleichbar und er deshalb optimistisch, dass auch dort die Reaktivierung gelingen könne.
Ähnlich sieht das der Türkheimer Altbürgermeister und Kreisrat Silverius Bihler (CSU): „Ich bin überzeugt, dass sich die Strecke rentiert.“Und sein Parteikollege Robert Sturm, zugleich Bürgermeister von Ettringen, sagte: „Ich freue mich, dass wir so weit gekommen sind.“Offen ist, wann mit Ergebnissen des Gutachtens zu rechnen ist. In einer Kreistagssitzung im Oktober, in der die Reaktivierung ebenfalls Thema war, hatte Florian Liese, Leiter der Planungsabteilung bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, allerdings versichert, dass es nach einem entsprechenden Grundsatzbeschluss des Landkreises in wenigen Monaten fertig sei.