Augsburger Allgemeine (Land West)
Plakatstreit
Was Werben in der Stadt kostet
In den Plakatstreit zwischen Wirtschaft und Stadt Augsburg kommt Bewegung. Nach der Berichterstattung in unserer Zeitung geht die Stadt nun auf die Messe zu, um an einer Lösung zu arbeiten. Allerdings soll dies zunächst hinter den Kulissen passieren. Eine öffentliche Diskussion sei der falsche Weg, hieß es am Mittwoch seitens der Stadt.
Die Klage der Messeveranstalter wurde Anfang dieser Woche laut: Messe-Chef Gerhard Reiter und Winfried Forster, Sprecher des Unternehmens AFAG, das unter anderem die Frühjahrsausstellung afa veranstaltet, hatten gegenüber unserer Zeitung die Plakatierungsregelung der Stadt kritisiert. Beklagt wird unter anderem, dass die 500 Plakatständer aus Edelstahl am Straßenrand ausschließlich der Stadt, deren Eigenbetrieben (Zoo, Theater ...) und Kulturveranstaltern vorbehalten sind. Kommerzielle Veranstalter haben seit Anfang 2017 dort keinen Platz mehr.
Die AFAG würde gerne auf 30 der 500 Plakatständer für die Frühjahrsausstellung werben. Weil zuletzt Besucher ausblieben und weil die afa auf einen neuen Termin verlegt wurde, sei es besonders wichtig, das neue Angebot zu bewerben. Laut AFAG-Sprecher Winfried Forster sind die städtischen Plakatständer zum benötigten Zeitpunkt nicht ausgelastet. Nur rund 25 Prozent seien belegt, für die afa-Plakate sei damit Platz. „Wir würden niemand anderen verdrängen.“Andere Werbeflächen, die Platz für afa-Pla- böten, seien um ein Vielfaches teurer, daher verzichte man auf diese Form der Werbung, so Forster.
Am Mittwoch fand nun ein Gespräch zwischen Stadt und MesseChef Reiter statt, das seit Längerem angesetzt war. Kurzfristig ging es auch um die Plakatierungsverordnung. Richard Goerlich, Sprecher der Stadt: „Die Stadt hat das Gespräch mit der Messe gesucht. Beide Seiten sind der gemeinsamen Auffassung, dass eine öffentliche Auseinandersetzung nicht zielfühkate rend ist.“Unabhängig davon seien aber erste Schritte vereinbart worden: Im neuen Jahr wird es eine Besprechung zwischen Stadt und Messe geben, um die Möglichkeiten für Außenwerbung im Rahmen der seit 1. Januar 2017 geltenden Konzessidann onsverträge nochmals zu diskutieren. Insider vermuten, dass sich die Stadt in Richtung der Messeveranstalter bewegt. Goerlich will diese Interpretation jedoch nicht kommentieren.
Die Stadt erkenne laut Goerlich den Stellenwert von Messen und Ausstellungen. Es gebe auch eine enge Kooperation: „Für die afa steht die Stadt gerne unterstützend auch über die städtischen Kanäle wie Newsletter der Wirtschaftsförderung, städtische Homepage und städtische Socialmedia-Kanäle zur Seite.“Goerlich widerspricht aber der generellen Klage von Seiten der Wirtschaft, dass bei der Plakatierung vieles schlecht laufe: „Seit der Neuregelung zur Außenwerbung Anfang 2017 haben ja bereits Messen stattgefunden, die unter den gleichen werblichen Rahmenbedingungen erfolgreich waren.“
Die Stadt hatte die Regeln Anfang 2017 umgestellt. Die bislang 1200 Plakatständer wurden auf 500 reduziert. Hintergrund: Viele Bürger hätten sich über die Flut an Plakaten im Stadtgebiet beschwert. Die neu angeschafften Edelstahlträger seien auch deutlich schöner, so Goerlich. Gleich nach der Umstellung hatte es Proteste gegen die neuen Regeln gehagelt. Vor allem kommerzielle Konzertveranstalter waren sauer, da sie nur noch für Veranstaltungen mit maximal 500 Besuchern hätten werben dürfen. Auch die Kongresshalle wäre damit von der Werbung ausgeschlossen gewesen. Nach langen Diskussionen nahm die Stadt von dieser Vorgabe später allerdings Abstand.