Augsburger Allgemeine (Land West)

Seniorenhe­im: Gemeinde sucht die Konfrontat­ion

Nach dem geplanten Heim-aus will der Marktrat Stellungna­hmen von Verantwort­lichen. Und droht mit Klage

- VON PHILIPP KINNE

Dinkelsche­rben Die Lage in der Marktgemei­nde spitzt sich weiter zu. Seitdem klar ist, dass das Seniorenhe­im schließen soll, sind viele Bürger empört. Die Hospitalst­iftung begründet die Pläne zum Heim-ende vor allem mit zu hohen Kosten für eine notwendige Sanierung und Personalno­t. Das wirft im Marktrat Fragen auf.

Denn nicht nur in der Pflege, sondern auch in vielen anderen Bereichen brauche man qualifizie­rtes Personal, sagt Bürgermeis­ter Edgar Kalb. „Wenn die Arbeit Spaß macht, wenn Mitarbeite­r motiviert sind, wenn im Team gutes Arbeitskli­ma herrscht, wenn man gute Leistungen entspreche­nd bezahlt und honoriert, hat man in der Regel ausreichen­d Personal.“Wer diese Spielregel­n verletze, habe „in der Regel ein Problem“. Vor Jahren habe es im Seniorenhe­im sogar einen Personalüb­erschuss gegeben, sagt Kalb. Nun sei von hohen Krankheits­raten und „Widerständ­en des Personals“die Rede. Auch ein „reger Führungskr­äftewechse­l“sei in Protokolle­n der Stiftung dokumentie­rt. In einem Schreiben an die Hospitalst­iftung fragt Kalb: „Warum dies alles?“Er fordert eine Stellungna­hme der Stiftung und dass „alle beschlussr­elevanten Fakten offengeleg­t werden“.

Einig sind sich die Ratsmitgli­eder darin, dass sie das Heim unbedingt in Dinkelsche­rben erhalten wollen. Dafür will die Gemeinde – wenn nötig – auch vor Gericht kämpfen. Einstimmig hat man beschlosse­n, einen Anwalt einzuschal­ten, der gegen die Entscheidu­ng der Hospitalst­iftung klagen soll. Denn der Beschluss scheint dem Marktrat satzungsun­d damit rechtswidr­ig. „Bis zur vollständi­gen Klärung der Sachverhal­te wird ein sofortiger Stopp aller Schließung­s- und Verlagerun­gsaktivitä­ten gefordert“, heißt es in einem Schreiben des Bürgermeis­ters Edgar Kalb an die Hospitalst­iftung.

Außerdem fordert der Marktrat eine Reihe von Stellungna­hmen. So wird der Markt Zusmarshau­sen aufgeforde­rt, sich zur Heim-schließung zu äußern. Bislang gibt es von Bürgermeis­ter Uhl keine Stellungna­hme zum Beschluss. Auch die beiden Kirchenver­waltungen in Dinkelsche­rben und Zusmarshau­sen werden um Stellungna­hme gebeten. Schließlic­h sitzen die Pfarrer der beiden Gemeinden in dem Ausschuss, der das Ende des Seniorenhe­ims beschlosse­n hat. Außerdem fordert der Marktrat den Bischof von Augsburg als „oberste Führungskr­aft der kirchliche­n Entscheidu­ngsträger“auf, sich zum geplanten Heim-aus zu äußern.

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