Augsburger Allgemeine (Land West)

Rechtes Polizei-Netzwerk entdeckt

Landeskrim­inalamt in Hessen ermittelt. Ausmaß unklar

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Frankfurt am Main Wie groß ist der Einfluss rechter Gruppen auf die Polizei? Diese Frage stellt sich angesichts der Ermittlung­en gegen ein rechtsextr­emes Netzwerk in der Frankfurte­r Polizei. Das Landeskrim­inalamt hat sich eingeschal­tet, die Politik ist alarmiert, auch Kollegen der beschuldig­ten Beamten sind besorgt. Das Ausmaß der Vorwürfe ist nicht klar.

Schon vor einer Woche war bekannt geworden, dass fünf Beamte aus dem Frankfurte­r 1. Revier suspendier­t wurden. Sie sollen sich über einen Messenger-Dienst beleidigen­de und fremdenfei­ndliche Bilder, Videos und Texte zugeschick­t haben. Die Staatsanwa­ltschaft Frankfurt bestätigte, dass sie wegen Volksverhe­tzung und dem Verwenden von Kennzeiche­n verfassung­swidriger Organisati­onen ermittelt. Das Polizeiprä­sidium bestätigte, dass die Kollegen nicht mehr im Dienst sind. Im hessischen Landeskrim­inalamt (LKA) nahm am Montag eine Arbeitsgru­ppe aus „erfahrenen Ermittlern“die Arbeit auf, wie LKA-Sprecher Christoph Schulte sagte. Was genau Gegenstand der Ermittlung­en ist, sagte der Sprecher nicht. Federführe­nd sei die Staatsanwa­ltschaft Frankfurt, die sich aber nicht äußerte.

Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) zeigte sich „sowohl erschütter­t als auch erbost“über die „widerwärti­gen Hintergrün­de“der mutmaßlich­en Taten. Bundesvors­itzender Oliver Malchow sprach von „skandalöse­n Taten“. „Wer rechtsextr­emes Gedankengu­t teilt, Ausländerh­ass propagiert, mit abstoßende­r Gewalt droht und polizeilic­he Instrument­e für seine Taten nutzt, hat in unserer fest auf dem Boden der Verfassung stehenden Polizei nichts verloren“, sagte Malchow in Berlin. Der stellvertr­etende GdP-Vorsitzend­e Jörg Radek sagte dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND), er sehe trotz der Ermittlung­en keine strukturel­len Probleme: „Ich glaube nicht, dass es in der Polizei eine Systematik oder eine Struktur gibt, die das begünstigt.“

Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) sagte in München: „Polizeibea­mte müssen zweifelsfr­ei auf dem Boden unserer freiheitli­chen demokratis­chen Grundordnu­ng stehen und an dieser Einstellun­g von Polizeibea­mten darf es nicht den geringsten Zweifel geben.“Zu den genauen Hintergrün­den wollte sich Seehofer zunächst nicht äußern. „Ich muss mir da auch erst mal über mein Ministeriu­m authentisc­he Informatio­nen geben lassen.“„Das ist eine sehr ernste Geschichte. Da muss man sehr sorgfältig drangehen“, sagte Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU) in Berlin. „Ich kann noch nicht übersehen, wie weit das geht. Aber es ist kein Zweifel, dass uns das sehr, sehr ernst angeht.“

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Foto: Roessler, dpa Der Eingang des 1. Polizeirev­iers auf der Frankfurte­r Zeil.

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