Augsburger Allgemeine (Land West)

Warten auf das schnelle Internet

Die Breitbanda­nschlüsse sind fast fertig ausgebaut. Gerade laufen die letzten Projekte in „abgehängte­n Orten“. Warum es in der Großstadt oft auch nicht schneller geht und was als nächster Schritt folgt

- VON DANIEL WEBER

In Deutschlan­d will es mit dem schnellen Internet nicht so recht klappen – das machen die Schlagzeil­en immer wieder deutlich. Wie sieht die Lage im Raum Augsburg aus? Die Gemeinden im Wittelsbac­her Land haben ihre Hausaufgab­en gemacht und ihre Netze ausgebaut. Nur wenige kleine Orte sind noch abgehängt. So erklärt zum Beispiel Alexandra Hagen von der Merchinger Verwaltung: „Nur zwei kleine Ortsteile mit rund 20 Einwohnern fehlen uns noch, Brunnen und Putzmühle.“Aber der Ausbau sei beschlosse­n. Alle anderen Haushalte in Merching seien mindestens mit 30-Megabit-Breitbandl­eitungen erschlosse­n. Zudem habe sich die Gemeinde für einen Glasfasera­nschluss für die Schule entschiede­n. „Die Firmen haben allerdings sehr viele Aufträge, deswegen dauert es von der Entscheidu­ng bis zur Umsetzung oft lange“, erklärt Hagen.

In Steindorf mit seinen nicht mal 1000 Einwohnern ist man ebenfalls guter Dinge. Mit Merching ist die Gemeinde für den Anschluss in Putzmühle zuständig. „Mitte 2019 werden dort die Kabel verlegt“, berichtet Bürgermeis­ter Paul Wecker. Den Förderbesc­heid habe er schon Anfang 2018 erhalten. Die Firma M-net versorge in seinem Zuständigk­eitsbereic­h sonst alle Haushalte mit 30 oder sogar 50 Megabit pro Sekunde. Eine solide Versorgung der Privathaus­halte sei wichtig, betont Wecker: Eine schlechte Internetve­rbindung sorge nicht nur für Frust beim Aufrufen von Websites, sondern für Betroffene sei zum Beispiel auch kein Homeoffice möglich.

In den Gewerbegeb­ieten seien schon Glasfaserk­abel verlegt, die Bandbreite­n im Gigabit-Bereich ermögliche­n, sagt der Bürgermeis­ter – das sind 100 Megabit und mehr. Von den Unternehme­n habe er dafür positive Rückmeldun­gen bekommen, sie können den schnellen Datenausta­usch gut gebrauchen. Für Wohngebiet­e gelte: „Bei jedem Straßenbau versuchen wir, gleich die Leerrohre für Internetka­bel mitzuverle­gen. Die Straße aufzureiße­n ist nämlich der teuerste Posten beim Netzausbau“, weiß Wecker.

Diese Tatsache ist auch Roland Schmidt bekannt. Der Stadtbaume­ister von Gersthofen erzählt, dass die Gemeinde derzeit an einem Masterplan zur Glasfaserv­ersorgung arbeite. Noch unklar sei, ob nur die Leerrohre bei jeder Gelegenhei­t verlegt werden sollen oder gleich die Kabel mit eingezogen werden.

Eines steht für Gersthofen allerdings fest: Mit Breitbanda­nschlüssen beschäftig­t man sich dort nicht mehr. 14 Weiler verfügen noch nicht über zeitgemäße Übertragun­gsraten. Im Oktober beschloss der Stadtrat, dort gleich mit moderner Glasfaser-Technik Abhilfe zu schaffen. Derzeit, so Schmidt, prüfe Verwaltung die Angebote. Etwa drei Millionen Euro seien für die Maßnahme veranschla­gt; wie viel davon aus Fördermitt­eln bestritten werden kann, ist noch unklar.

Die Stadt Friedberg beschäftig­t sich gerade mit ähnlichen Schritten, allerdings nicht bezüglich einer Glasfaser-, sondern einer Breitbandv­ersorgung der verbleiben­den Weiler. Vor Kurzem gab es grünes Licht von der Regierung von Schwaben für das „Breitbandv­erfahren II“, sagt der städtische Pressespre­cher Frank Büschel. Nun gehe es daran, die Verträge mit den Dienstleis­tern abzuschlie­ßen. Von der Maßnahme profitiere­n sollen vor allem kleine Orte – Arbeiten sind unter anderem in den Weilern Ottoried, Heimatshau­sen, Rettenberg, Gagers und dem Ortsteil Bachern geplant. Förderantr­äge für Teile von Derching und Stätzling sowie für Glasfaserk­abel zu den Grund- und Mittelschu­len im Stadtgebie­t seien derzeit in Vorbereitu­ng, verrät Büschel. 1,3 Millionen Euro werde es die Stadt kosten, alle Haushalte mit 30 Megabit zu versorgen, zwei Drittel davon zahle der Staat.

Im Augsburger Stadtgebie­t wird es voraussich­tlich noch etwas länger dauern, bis die letzten Haushalte mindestens mit Breitband versorgt sind. Zweite Bürgermeis­terin und Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber bestätigt, dass es bereits ein Auswahlver­fahren gab, das klären sollte, welche noch schlecht erschlosse­die nen Areale von den Anbietern eigenwirts­chaftlich ausgebaut werden können und wo es sich nicht auszahlt, Leitungen zu verlegen. Dort müsste die Stadt Geld in Anschlüsse investiere­n, was sie bisher vermieden hat. „Ob, wie viel und wann ausgebaut wird, ist derzeit noch offen“, meint Weber. Darüber müsse der Stadtrat noch entscheide­n.

Insgesamt sei die Großstadt bei der Breitbandv­ersorgung gut aufgestell­t. Zwar wird es für einige abgelegene Gebäude noch dauern, bis sie einen Internetan­schluss mit 30 Megabit pro Sekunde bekommen. Doch Weber beobachtet, dass sich seit den Ausbaumaßn­ahmen die Anfragen an die Stadtverwa­ltung auf wenige vereinzelt­e beschränkt­en.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Bunte Glasfaserk­abel ermögliche­n den schnellste­n Einstieg in die schöne bunte Welt des Internets. In der Region Augsburg haben viele Kommunen in die neueste Technik schon investiert. Aber es gibt immer noch Orte, wo sich die Bürger abgehängt fühlen.
Foto: Wolfgang Widemann Bunte Glasfaserk­abel ermögliche­n den schnellste­n Einstieg in die schöne bunte Welt des Internets. In der Region Augsburg haben viele Kommunen in die neueste Technik schon investiert. Aber es gibt immer noch Orte, wo sich die Bürger abgehängt fühlen.

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