Augsburger Allgemeine (Land West)
Warten auf das schnelle Internet
Die Breitbandanschlüsse sind fast fertig ausgebaut. Gerade laufen die letzten Projekte in „abgehängten Orten“. Warum es in der Großstadt oft auch nicht schneller geht und was als nächster Schritt folgt
In Deutschland will es mit dem schnellen Internet nicht so recht klappen – das machen die Schlagzeilen immer wieder deutlich. Wie sieht die Lage im Raum Augsburg aus? Die Gemeinden im Wittelsbacher Land haben ihre Hausaufgaben gemacht und ihre Netze ausgebaut. Nur wenige kleine Orte sind noch abgehängt. So erklärt zum Beispiel Alexandra Hagen von der Merchinger Verwaltung: „Nur zwei kleine Ortsteile mit rund 20 Einwohnern fehlen uns noch, Brunnen und Putzmühle.“Aber der Ausbau sei beschlossen. Alle anderen Haushalte in Merching seien mindestens mit 30-Megabit-Breitbandleitungen erschlossen. Zudem habe sich die Gemeinde für einen Glasfaseranschluss für die Schule entschieden. „Die Firmen haben allerdings sehr viele Aufträge, deswegen dauert es von der Entscheidung bis zur Umsetzung oft lange“, erklärt Hagen.
In Steindorf mit seinen nicht mal 1000 Einwohnern ist man ebenfalls guter Dinge. Mit Merching ist die Gemeinde für den Anschluss in Putzmühle zuständig. „Mitte 2019 werden dort die Kabel verlegt“, berichtet Bürgermeister Paul Wecker. Den Förderbescheid habe er schon Anfang 2018 erhalten. Die Firma M-net versorge in seinem Zuständigkeitsbereich sonst alle Haushalte mit 30 oder sogar 50 Megabit pro Sekunde. Eine solide Versorgung der Privathaushalte sei wichtig, betont Wecker: Eine schlechte Internetverbindung sorge nicht nur für Frust beim Aufrufen von Websites, sondern für Betroffene sei zum Beispiel auch kein Homeoffice möglich.
In den Gewerbegebieten seien schon Glasfaserkabel verlegt, die Bandbreiten im Gigabit-Bereich ermöglichen, sagt der Bürgermeister – das sind 100 Megabit und mehr. Von den Unternehmen habe er dafür positive Rückmeldungen bekommen, sie können den schnellen Datenaustausch gut gebrauchen. Für Wohngebiete gelte: „Bei jedem Straßenbau versuchen wir, gleich die Leerrohre für Internetkabel mitzuverlegen. Die Straße aufzureißen ist nämlich der teuerste Posten beim Netzausbau“, weiß Wecker.
Diese Tatsache ist auch Roland Schmidt bekannt. Der Stadtbaumeister von Gersthofen erzählt, dass die Gemeinde derzeit an einem Masterplan zur Glasfaserversorgung arbeite. Noch unklar sei, ob nur die Leerrohre bei jeder Gelegenheit verlegt werden sollen oder gleich die Kabel mit eingezogen werden.
Eines steht für Gersthofen allerdings fest: Mit Breitbandanschlüssen beschäftigt man sich dort nicht mehr. 14 Weiler verfügen noch nicht über zeitgemäße Übertragungsraten. Im Oktober beschloss der Stadtrat, dort gleich mit moderner Glasfaser-Technik Abhilfe zu schaffen. Derzeit, so Schmidt, prüfe Verwaltung die Angebote. Etwa drei Millionen Euro seien für die Maßnahme veranschlagt; wie viel davon aus Fördermitteln bestritten werden kann, ist noch unklar.
Die Stadt Friedberg beschäftigt sich gerade mit ähnlichen Schritten, allerdings nicht bezüglich einer Glasfaser-, sondern einer Breitbandversorgung der verbleibenden Weiler. Vor Kurzem gab es grünes Licht von der Regierung von Schwaben für das „Breitbandverfahren II“, sagt der städtische Pressesprecher Frank Büschel. Nun gehe es daran, die Verträge mit den Dienstleistern abzuschließen. Von der Maßnahme profitieren sollen vor allem kleine Orte – Arbeiten sind unter anderem in den Weilern Ottoried, Heimatshausen, Rettenberg, Gagers und dem Ortsteil Bachern geplant. Förderanträge für Teile von Derching und Stätzling sowie für Glasfaserkabel zu den Grund- und Mittelschulen im Stadtgebiet seien derzeit in Vorbereitung, verrät Büschel. 1,3 Millionen Euro werde es die Stadt kosten, alle Haushalte mit 30 Megabit zu versorgen, zwei Drittel davon zahle der Staat.
Im Augsburger Stadtgebiet wird es voraussichtlich noch etwas länger dauern, bis die letzten Haushalte mindestens mit Breitband versorgt sind. Zweite Bürgermeisterin und Wirtschaftsreferentin Eva Weber bestätigt, dass es bereits ein Auswahlverfahren gab, das klären sollte, welche noch schlecht erschlossedie nen Areale von den Anbietern eigenwirtschaftlich ausgebaut werden können und wo es sich nicht auszahlt, Leitungen zu verlegen. Dort müsste die Stadt Geld in Anschlüsse investieren, was sie bisher vermieden hat. „Ob, wie viel und wann ausgebaut wird, ist derzeit noch offen“, meint Weber. Darüber müsse der Stadtrat noch entscheiden.
Insgesamt sei die Großstadt bei der Breitbandversorgung gut aufgestellt. Zwar wird es für einige abgelegene Gebäude noch dauern, bis sie einen Internetanschluss mit 30 Megabit pro Sekunde bekommen. Doch Weber beobachtet, dass sich seit den Ausbaumaßnahmen die Anfragen an die Stadtverwaltung auf wenige vereinzelte beschränkten.