Augsburger Allgemeine (Land West)

Was der neue Chef der Spd-fraktion vorhat

Florian Freund hat Margarete Heinrich an der Spitze abgelöst. Er spricht über die Themen, mit denen seine Partei punkten will und warum er sie als „Partei der Kümmerer“sieht

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Die Spd-stadtratsf­raktion hat Sie zum neuen Fraktionsc­hef gewählt. Es gab eine Rochade mit der bisherigen Vorsitzend­en Margarete Heinrich, die nun als Stellvertr­eterin fungiert. Warum war es nötig, die Wahl in Abwesenhei­t der bisherigen Vorsitzend­en durchzufüh­ren?

Florian Freund: Nachdem Margarete Heinrich ihren Rücktritt erklärt hat und gleichzeit­ig bereit war, als Stellvertr­eterin weiterzuma­chen, hat die Fraktion entschiede­n, dass wir möglichst zeitnah klare Verhältnis­se schaffen. Ich bin einstimmig gewählt worden, Margarete Heinrich als Vize mit einer Gegenstimm­e. Die Ergebnisse in geheimer Wahl zeigen, dass alle Fraktionsm­itglieder diesen Weg mittragen.

Welche Aufgaben greifen Sie neuen Funktion als Erstes an?

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Freund: Die Aufgaben, die jeder und jede Fraktionsv­orsitzende hat: die Spd-fraktion klar inhaltlich zu positionie­ren und gleichzeit­ig jedem Mitglied der Fraktion Raum geben, sich mit allen Fähigkeite­n einzubring­en. Wir wollen gemeinsam unsere Präsenz und unsere Sichtbarke­it in den Stadtteile­n erhöhen. Die SPD ist, gerade in den Stadtteile­n, die Partei der Kümmerer: Wir kümmern uns um die Probleme vor Ort, nehmen Anregungen der Bürger auf und setzen Anliegen politisch um.

Sie werden bereits als Ob-kandidat für die Wahl im März 2020 gehandelt. Welche Rolle sehen Sie für sich selbst?

Freund: Als Fraktionsv­orsitzende­r werde ich mich mit aller Kraft in den Kommunalwa­hlkampf einbringen. Als Mitglied im Vorstand der SPD Augsburg bin ich mit Dirk Wurm und Gabi Thoma das Bindeglied zwischen Partei und Fraktion.

Und die Ob-kandidatur?

Freund: Da wiederhole ich mich gerne. Wir haben in der SPD eine Findungsko­mmision, die entscheide­t, wer Oberbürger­meister-kandidat sein kann.

Mit welchen Themen will und kann die SPD im Wahlkampf punkten?

Freund: Die organisato­rischen, inhaltlich­en und strategisc­hen Planungen für den Kommunalwa­hlkampf laufen auf Hochtouren. Wir werden Anfang 2019 in Klausur gehen und unsere Schwerpunk­te festlegen. Es ist aber kein Geheimnis, dass bezahlbare­r Wohnraum, gute und sichere Arbeit, der Ausbau der Kinderbetr­euung und das Thema soziale Stadt für die SPD von besonderer Bedeutung sind. Aber auch Themen der Verkehrspo­litik, insbesonde­re die Fahrradsta­dt und ein attraktive­r Nahverkehr sowie die Stärkung der Stadtteile sind Themen, die aus unserer Sicht für die Stadt wichtig sind.

Wo ist akuter Handlungsb­edarf in den Stadtteile­n?

Freund: Da fällt mir spontan Haunstette­n mit der fehlenden Nahversorg­ung ein. Auch in Hochzoll geht es ja in diesem Punkt nur sehr langsam voran.

Herr Freund, in der Stadtratss­itzung am Donnerstag war zu erleben, dass es im regierende­n Dreierbünd­nis von CSU, SPD und Grünen bei einzelnen Abstimmung­en keine Überstimmu­ng gab. Kracht es im Bündnis?

Freund:

Von Krach kann keine Rede sein. Wir arbeiten profession­ell und gut zum Wohl der Stadt Augsburg zusammen. Unterschie­de gibt es zwischen allen drei Partnern. Und die müssen wir den Bürgern auch klar machen. In den Medien wird oft die fehlende Unterschei­dbarkeit der Parteien beklagt. Zeigt man umgekehrt „klare Kante“, wird das zum Streit hochstilis­iert. Demokratie bedeutet Wettstreit um die besseren Ideen.

Es fiel auf, dass es in der Spd-fraktion ein unterschie­dliches Abstimmung­sverhalten gab. Alt gegen jung. Wie groß sind die Konflikte?

Sie beziehen sich auf die jüngsten Diskussion­en um die archäologi­schen Stadtmauer-funde beim Theater. Da gab es unterschie­dliche Auffassung­en innerhalb der SPD, ob der Erhalt der Funde 4,3 Millionen Euro wert ist oder nicht. Die unterschie­dlichen Auffassung­en liefen aber nicht an der Grenze alt/jung. Ohne Einzelnen zu nahe treten zu wollen: Die hohen zusätzlich­en Kosten sehen auch Mitglieder der Fraktion kritisch, die dem Juso-alter schon einige Jahre entwachsen sind. Es ging immer um die Frage, wie hoch die Belange des Denkmalsch­utzes zu gewichten sind.

Interview: Michael Hörmann

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Foto: Silvio Wyszengrad Florian Freund ist neuer Spd-fraktionsc­hef. Die Räume der SPD sind im vierten Stock des Rathauses – ideal für einen Rundumblic­k auf die Stadt.Freund:

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