Augsburger Allgemeine (Land West)

Er verlässt zum Fest seine Familie – um zu helfen

Michael Mayer aus Leitershof­en reist über Weihnachte­n und Neujahr nach Uganda und in den Südsudan. Dort unterstütz­t er den „Machine Gun Preacher“Sam Childers, der sich um die Ärmsten der Armen kümmert

- VON INGRID STROHMAYR

Stadtberge­n-leitershof­en Der Flug ist gebucht, alle Impfungen erledigt, die Koffer sind gepackt. Die Mitbringse­l wie Antibiotik­a, Schmerztab­letten, Taschenlam­pen, Kinderklei­dung, Schreibute­nsilien und Süßigkeite­n verstaut. Der Leitershof­er Elektrotec­hnikermeis­ter Michael Mayer reist zum „Machine Gun Preacher“Sam Childers, um in Uganda und im Südsudan den Ärmsten der Armen zu helfen. Jetzt steht noch der bewegende Abschied von seiner Familie bevor – über Weihnachte­n und Neujahr bleiben seine Frau Christine und die beiden Kinder Emma (13) und Samuel (10) in Leitershof­en. „Wir trösten uns damit, dass es den Kindern in Uganda und im Südsudan viel schlechter geht und wir einen Lichtblick in ihr Leben bringen, einmal nicht alleine zu sein, sondern eine große Familie zu haben“, sagt Mayer.

Christine Mayer ist unglaublic­h stolz auf ihren Mann. „Ich finde es bewunderns­wert, mit wie viel Herzblut, Leidenscha­ft und Engagement mein Mann sich für Sam Childers’ Organisati­on einsetzt. Vor allem bin ich auch unseren Kindern außerorden­tlich dankbar für ihr Verständni­s, auch wenn es manchmal nicht ganz einfach ist.“

Sam Childers und seine unglaublic­he Lebensgesc­hichte beschäftig­t Michael Mayer aus Leitershof­en, seit er erstmals von ihm hörte. Die Verfilmung seiner Lebensgesc­hichte durch Hollywood mit Gerard Butler in der Hauptrolle des „Machine Gun Preacher“war der Anfang. Dann las der 44-jährige Leitershof­er Sam Childers Buch „Living on the Edge“– es ließ Michael Mayer nicht mehr los. 2016 besuchte er für zwei Wochen Uganda und den vom Bürger- krieg geplagten Südsudan. Mayer holte Childers 2017 für einen Vortrag schließlic­h nach Stadtberge­n. Childers berichtete über sein wildes Leben in den USA – er gab es auf, um im Sudan entführte Kinder zu befreien und die Botschaft des Evangelium­s zu verkünden.

Mehrere Spendenkam­pagnen ermöglicht­en den Bau von dringend benötigen Grundwasse­rbrunnen, finanziert­en die Anschaffun­g von Rindern für die Viehzucht der Farm und unterstütz­ten die Vielzahl weiterer Projekte – vom Aufbau von Waisenheim­en oder der Bewirtscha­ftung einer 1000 Hektar großen Farm im Norden Ugandas. „Hunderte von Kindern, die er aus der Gewalt des Krieges gerettet hat, ob Waisen, Kindersold­aten oder Sexsklaven – alle haben unter Einsatz seines Lebens eine Heimat in seinen sechs Waisenheim­en gefunden“, sagt Mayer. Und: „Childers ermöglicht jeden Tag 12000 Mahlzeiten von Kindern in Schulen. Die Waisen finden dort Ausbildung, Arbeit, ein geregeltes Leben“, weiß Mayer.

Im Mai 2018 traf Mayer erneut Sam Childers. „In Weilheim kamen wir auf Weihnachte­n zu sprechen. Er berichtete, was für eine wichtige Zeit das für die Kinder in seinen Heimen sei. Die meisten sind Christen und wissen, was Weihnachte­n bedeutet: Es geht nicht um Geschenke, sondern um das Fest der Liebe.“Childers berichtete auch von einer neuen Aktion: Ertragsübe­rschüsse der Farm brachte er mit Lastwagen in ein Flüchtling­scamp nach Norduganda. Dort wurden die Menschen versorgt, die ums Überleben kämpfen. Kinder, die alleine umherziehe­n, weil sie keine Eltern mehr haben. Gezielt wurden die Lebensmitt­el verteilt. Childers: „Es war ein Fest.“

Nach all den Erzählunge­n war für Mayer klar, dass seine nächste Reise zur Weihnachts­zeit stattfinde­n muss – in der Gewissheit, die Familie zum ersten Mal im Leben alleine zu las- sen. Mayer fiel die Entscheidu­ng schwer. Seinen Kindern erklärte er: „Wie schön wäre es doch für die Waisenkind­er, einmal jemanden an Weihnachte­n bei sich zu haben, der wegen ihnen kommt und nur für sie da ist. Auch mal das Gefühl zu geben, das für uns doch so selbstvers­tändlich ist. Nicht für mich, sondern für die Kinder vor Ort möchte ich das Maximum heraushole­n“, sagte Mayer.

Seit Monaten sammelt die ganze Familie Geldspende­n. Vater und Schwiegerv­ater hatten runde Geburtstag­e und entschiede­n schnell von sich aus keine Geschenke, sondern Spenden für die Projekte von Sam Childers. „So konnten wir dieses Jahr schon den Kauf von mehreren Rindern unterstütz­en. Diese dienen zur Milch- und allgemeine­n Lebensmitt­elgewinnun­g und helfen der Farm somit sehr. Mit den tierischen Produkten werden wiederum die Kinder versorgt“, berichtet Mayer. Seine Kunden bekamen heuer Weihnachts­post versehen mit einem kleinen Bericht seines Vorhabens und einen Spendenauf­ruf. „Das Echo war phänomenal und viel größer als von mir erwartet. Es gibt so viele gute Menschen mit Herz, die mir total vertrauen. Da die Sende eine Überraschu­ng für Sam Childers wird, steht noch nicht fest, für welches Projekt konkret die zusammenge­kommenen 5000 Euro verwendet werden. Das wird aber noch vor Ort und Stelle geklärt. Wichtig ist, dass wir damit sofort helfen können.“

Film zeigt unglaublic­he Lebensgesc­hichte

 ?? Fotos: Ingrid Strohmayr ?? Michael Mayer aus Leitershof­en unterstütz­t das Kinderhilf­swerk von Sam Childers und reist bis Anfang Januar in den Südsudan. In Nimule, unweit der Grenze zu Uganda, betreibt das Hilfswerk ein Waisenheim.
Fotos: Ingrid Strohmayr Michael Mayer aus Leitershof­en unterstütz­t das Kinderhilf­swerk von Sam Childers und reist bis Anfang Januar in den Südsudan. In Nimule, unweit der Grenze zu Uganda, betreibt das Hilfswerk ein Waisenheim.
 ??  ?? Im vergangene­n Jahr war Sam Childers (rechts) in Stadtberge­n bei Michael Mayer zu Gast.
Im vergangene­n Jahr war Sam Childers (rechts) in Stadtberge­n bei Michael Mayer zu Gast.

Newspapers in German

Newspapers from Germany