Augsburger Allgemeine (Land West)
Auch 2019 werden Mieten wieder teurer
Immobilien Experten erwarten Anstieg vor allem in den Städten. Dafür gibt es mehrere Gründe
Frankfurt am Main Der Deutsche Mieterbund warnt vor weiter steigenden Mieten im neuen Jahr. „Es gibt nach unserer Einschätzung keine Faktoren, die den Anstieg der Mieten bremsen dürften“, sagt Direktor Lukas Siebenkotten. So klafften Angebot und Nachfrage gerade in Großstädten, Ballungszentren und Universitätsstädten nach wie vor auseinander. Die Folge seien kräftig wachsende Mieten.
Die hohen Angebots- und Wiedervermietungsmieten würden nun auch auf die Mieten in bestehenden Mietverhältnissen durchschlagen, sagt Siebenkotten. „Die ortsübliche Vergleichsmiete wird in den Städten voraussichtlich um drei bis fünf Prozent steigen“, erwartet er. Zumindest bei den Nebenkosten rechnet der Mieterbund 2019 nicht mit wesentlichen Steigerungen.
Selbst nach jahrelangem Immobilienbauboom hat sich der Anstieg der Mieten zuletzt ungebremst fortgesetzt. Das zeigt eine Auswertung des Hamburger Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung (Gewos). Die Angebotsmieten kletterten im dritten Quartal im Bundesschnitt auf gut sieben Euro kalt je Quadratmeter. Das ist ein Plus von 3,9 Prozent innerhalb eines Jahres.
Entgegen mancher Prognosen gibt es kein Ende des Booms. Im Gegenteil: „Im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum hat sich die Mietenentwicklung weiter dynamisiert“, sagt Gewos-Geschäftsführerin Carolin Wandzik. Besonders stark zogen die Mieten in den sieben größten deutschen Städten an, darunter Berlin, Hamburg und München. Im Schnitt wuchsen sie dort demnach um 6,4 Prozent auf knapp zwölf Euro je Quadratmeter kalt. Untersucht wurden je 80 Quadratmeter große Wohnungen im Baualter von 30 Jahren bei mittlerer Lage und üblicher Ausstattung, die auf dem Onlineportal Immobilienscout24 angeboten wurden.
Stetig steigende Mieten seien zumindest in den Städten an sich nicht ungewöhnlich, schätzt Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Denn dort würden die meisten Jobs für Hochqualifizierte entstehen und die Einkommen tendenziell wachsen. Das Ausmaß der Mietanstiege sei das Außerordentliche. 2019 könne die Dynamik nachlassen. Denn die Zuwanderung aus dem Ausland gehe zurück und die Politik reguliere immer mehr – etwa mit verschärfter Mietpreisbremse und weniger Spielraum für Eigentümer, Modernisierungen auf die Miete umzulegen. „In einigen schon teuren Wohnlagen dürften die Mieten langsamer steigen“, sagt Voigtländer.
Im neuen Jahr dürften laut Bauindustrie bis zu 320000 neue Wohnungen entstehen, mehr als 2017, aber nicht genug: Laut Politik und Immobilienwirtschaft wären jährlich 350000 bis 400000 neue Wohnungen nötig. Dem Mangel kommen Baufirmen und Handwerker
Baufirmen kommen nicht mehr hinterher
kaum noch hinterher – auch weil Fachkräfte fehlen. Ebenso stößt das Bauen in Lücken oder das Aufstocken von Wohnungen in dicht bebauten Städten wie München oder Frankfurt an Grenzen. Auch diese Knappheit lässt die Bau- und Mietkosten kräftig steigen.
Was aber würde den Mietanstieg in den Städten bremsen? Etwa eine Umkehr der starken Ströme in die Ballungszentren, sagt IW-Experte Voigtländer. Der Drang in die Metropolen sei kein Naturgesetz, aber derzeit ungebrochen. Selbst einkommensschwache Schichten wollten in die Stadt und nähmen dafür höhere Wohnkosten in Kauf. „Eine Rückbesinnung zum Häuschen im Grünen ist nicht zu sehen.“Dazu unser Kommentar und mehr zum Personalmangel im Bauhandwerk auf Wirtschaft.