Augsburger Allgemeine (Land West)
Putin drückt die Zigaretten aus
Russland Der Präsident verordnet ein gesünderes und längeres Leben
Moskau Was wird von Wladimir Putin bleiben, wenn auch er eines Tages abtreten muss? Wird er als „Wladimir der Große“verherrlicht werden, weil er sein Russland wieder auf Weltmachtgröße zurückgeführt hat? Wird man ihm auf der anderen Seite auf ewig vorwerfen, es mit den demokratischen Grundrechten nicht so genau genommen zu haben? Oder aber wird er als der Kreml-Chef in die Annalen eingehen, der seinem Volk viele zusätzliche Lebensjahre geschenkt hat?
Putin ist als Abstinenzler bekannt, was man von großen Teilen seines Volkes nicht behaupten kann. Das Klischee des Wodka saufenden Russen, der nicht viel älter als 50 Jahre wird, ist nur schwer aus den Köpfen zu bekommen. Und auch die besonders starken Zigaretten aus russischer Produktion sind legendär und durchaus geeignet, die Gesundheit nachhaltigst zu schädigen. Jeder zweite russische Mann raucht und etwa jede siebte Frau. Obwohl das Rauchen in Stadien, Schulen, Universitäten, Krankenhäusern, Geschäften, Hotels, Restaurants, Bahnhöfen und auf Spielplätzen schon seit Jahren verboten ist.
Doch Putin ist es schon gelungen, dass die Russen insgesamt weniger Wodka trinken, indem er eher beiläufig die Alkoholwerbung verbot und einen Mindestpreis für Alkohol festlegte. Ab Februar darf Schnaps nicht mehr an Jugendliche unter 21 Jahren verkauft oder ausgeschenkt werden. Nun drückt er seinem Volk auch noch die Zigaretten aus. Sein Gesundheitsminister will die Zahl der Raucher bis 2050 auf fünf Prozent der Bevölkerung senken, schreiben russische Medien. Gelingen soll das über höhere Steuern, denn noch ist das Rauchen in Putins Riesenreich vergleichsweise günstig.