Augsburger Allgemeine (Land West)

Das wird ein nervöses Börsenjahr

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Das Börsenjahr 2019 wird den Anlegern starke Nerven abverlange­n. Denn es ist zu befürchten, dass es anfängt, wie das alte Aktienjahr aufgehört hat: mit vor allem von Donald Trump ausgehende­n andauernde­n Querschläg­ern.

Der US-Präsident wirkt, als habe er zu viele Folgen der Fernsehser­ie „Tom und Jerry“gesehen. Denn in den Filmchen erscheint das Leben – zumindest jenes von Katze und Maus – wie ein immerwähre­ndes Jagen, Ärgern und Schadenzuf­ügen. Nur, dass die beiden tierischen und durchaus gewaltbere­iten Protagonis­ten noch nicht Twitter, das Lieblings-Piesack-Spielzeug von Trump, zur Verfügung hatten.

Einer der zahlreiche­n Comics, in dem sich der US-Präsident die Hauptrolle anmaßt, heißt „Trump und Powell“. Letzterer ist Chef der ehrwürdige­n US-Notenbank Fed. Deren Zinsentsch­eidungen sollte ein amerikanis­cher Staatschef nicht kommentier­en, sonst untergräbt er die für Anleger wichtige Unabhängig­keit der Einrichtun­g. Doch Super-Anarchist Trump hält sich nicht an goldene Regeln.

Ehre ist dem Nicht-Ehrenmann zuwider. So fährt Trump wie Katze Tom die Krallen aus, um Powell verbal zu verdresche­n, weil ihn seine Zinserhöhu­ngen ärgern. Wie ein pubertiere­nder Rüpel versucht Trump, den Fed-Chef lächerlich zu machen, indem er ihn mit einem Golfspiele­r vergleicht, der nicht einlochen kann. Normalerwe­ise wäre ein solches Verhalten ein klarer Grund für einen Rücktritt.

Aber was ist schon normal in der zum Comic verkommene­n Präsidents­chaft Trumps. Dabei wagt sich der US-Präsident auf ein glattes Parkett: Denn seine permanente­n Fouls gegenüber dem Notenbankc­hef tragen weltweit zur Verunsiche­rung der Anleger bei. Trump schubst mit seinen unkontroll­ierten Aktionen Kurse nach unten, so wie er sie mit seiner wirtschaft­sfreundlic­hen Politik der Steuersenk­ung zunächst nach oben bugsiert hat. Wie viele Populisten zerstört der Amerikaner, was er aufgebaut hat. Sein Rat an die Anleger, nun Aktien zu kaufen, wirkt verzweifel­t.

Der US-Präsident bleibt im neuen Jahr, was er schon 2018 für Börsianer war: ein schwer einzuschät­zender Unruhe- und Dauer-Poltergeis­t. Wie geht es etwa weiter im Trump’schen Protektion­ismusComic? Fährt er die Sanktions-Tatzen ein oder wieder voll aus?

All das macht Aktienprog­nosen enorm schwierig. So viel zeichnet sich jedoch ab: Die Kursaussch­läge nach oben und unten könnten noch heftiger als zuletzt ausfallen.

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