Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie läuft die Konjunktur 2019?
Wachstum Obwohl Zukunftsforscher Opaschowski beklagt, dass gerade ältere Deutsche immer pessimistischer werden, gibt es auch für kommendes Jahr Anlass für Optimismus
München Die Stimmungslage in Deutschland ist nach Einschätzung des Hamburger Zukunftsforschers Horst Opaschowski so schlecht wie seit fünf Jahren nicht mehr. Nach einer repräsentativen Umfrage von Opaschowski und dem Meinungsforschungsinstitut Ipsos sagten nur noch 17 Prozent der Befragten, sie sähen dem kommenden Jahr „mit großer Zuversicht und Optimismus entgegen“und erwarteten „bessere Zeiten“. Im Jahr 2014 hatte der Anteil der Optimisten noch bei 45 Prozent gelegen. 2015 hatte die Flüchtlingsdebatte zu einem Stimmungseinbruch geführt.
Die Sorgen im Hinblick auf die Integration der Zuwanderer sind noch immer da: 50 Prozent der Befragten befürchten, dass eine wachsende Fremdenfeindlichkeit den sozialen Frieden gefährdet. Das sind vier Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr.
Dabei ist die junge Generation deutlich zuversichtlicher gestimmt als die Älteren. 26 Prozent der unter 20-Jährigen gaben sich als Optimisten zu erkennen, bei der 65plus-Generation sind es nur zehn Prozent. An ein gutes Zusammenleben von Deutschen und Flüchtlingen glauben 26 Prozent der jungen Menschen , aber lediglich elf Prozent der Senioren. „Ein etwas jugendlicherer und positiver gestimmter Blick in die nahe Zukunft täte den Deutschen gut“, empfiehlt Opaschowski.
Eine bessere Stimmungslage hatten in der ersten Dezemberhälfte andere Umfragen erbracht. Dem ARD-Deutschlandtrend zufolge blicken 60 Prozent der erwachsenen Deutschen persönlich mit Zuversicht auf das kommende Jahr.
Und wie geht es wirtschaftlich weiter in 2019? Hier scheinen internationale Handelskonflikte und eingetrübte Konjunkturaussichten die Zuversicht deutscher Unternehmer etwas zu bremsen. Nach einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) beurteilen 21 von 48 Wirtschaftsverbänden die gegenwärtige Lage schlechter als im Vorjahr. 2017 waren es zum Jahreswechsel nur zwei. Vor allem in exportorientierten Industrieunternehmen ist die Skepsis gewachsen. Die Bauwirtschaft und konsumnahe Branchen wie das Gastgewerbe profitierten dagegen von der robusten Konjunktur im Inland.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag berichtete von wachsenden Sorgen der Unternehmen.
Nach Einschätzung von IW-Chef Michael Hüther ist in der Weltwirtschaft „zunehmend Sand im Getriebe. Dafür sorgen die Konflikte zwischen den USA und China sowie die Zweifel, die US-Präsident Donald Trump an der multilateralen Ordnung sät“, sagte der Direktor des arbeitgebernahen IW. Auch in Europa gebe es Verunsicherung, erläuterte er mit Blick auf den Brexit, die Proteste der „Gelbwesten“in Frankreich und den Kurs der Regierung in Italien. Insgesamt rechnen aber noch 28 Verbände mit steigender Produktion. Zum Jahreswechsel 2017/2018 waren es aber 33. Die Zahl der Verbände mit schlechteren Geschäftsperspektiven stieg von zwei auf zehn. Weitere zehn rechnen mit dem gleichen Produktionsoder Umsatzniveau.
Alles in allem stellten die Optimisten jedoch immer noch eine deutliche Mehrheit. Die deutsche Wirtschaft werde auf Wachstumskurs bleiben. „Der Schwung dürfte jedoch spürbar niedriger ausfallen als in diesem Jahr“, so Hüther.
Auch die Metall- und Elektroindustrie stellt sich für 2019 auf Zuwächse bei Produktion und Arbeitsplätzen ein – allerdings mit gebremsten Tempo. „Wir rechnen mit einem leichten Rückgang des Wachstums auf 1,5 Prozent im nächsten Jahr“, sagte der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Rainer Dulger. „Das ist eine Abkühlung, aber mehr noch nicht.“Für dieses Jahr erwartet Gesamtmetall einen Produktionsanstieg von real 2,0 bis 2,5 Prozent.
„Die Beschäftigung wächst nach wie vor. Es sind noch viele offene Stellen da“, berichtete Dulger. Bei ausgebildeten Metallfacharbeitern gebe es fast drei freie Stellen pro Arbeit suchendem Facharbeiter. Seit dem Ende der Finanzkrise 2010 bis Oktober 2018 habe die Branche 600000 neue Stammarbeitsplätze geschaffen. Im Oktober waren es 4,038 Millionen, rund 120000 mehr als ein Jahr zuvor.
Die ohnehin schon gute Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt wird sich nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft weiter verbessern. Bauwirtschaft und Handwerk wollten zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Auch Auto- und Maschinenbauer sowie Speditionen planten mit mehr Beschäftigten. Einen Stellenabbau dürfte es hingegen in der Finanz- und Versicherungswirtschaft geben. „Alles in allem wird die Beschäftigung in Deutschland im Jahr 2019 einen neuen Rekordwert anpeilen.“
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erwartet, dass im kommenden Jahr 500000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Das sei ein nicht mehr ganz so hoher Zuwachs wie in den Vorjahren, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. „Wir rechnen mit einem schwächeren Wachstum.“