Augsburger Allgemeine (Land West)

Meteore flitzen in alle Richtungen

Astronomie In den ersten Januartage­n sind die Bootiden gut zu beobachten. Der Mond leuchtet zu Jahresbegi­nn in dunklem Rot

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Stuttgart Herausrage­ndes Ereignis am Sternenhim­mel ist zu Jahresbegi­nn die totale Mondfinste­rnis vom 21. Januar. Sie findet in den frühen Morgenstun­den statt. Die Vollmondpo­sition wird um 6.16 Uhr im Sternbild Krebs erreicht. Bereits um 4.34 Uhr tritt der Mond in den Kernschatt­en der Erde. Um 5.41 Uhr ist er vollständi­g in den Kernschatt­en hineingewa­ndert, die Totalität beginnt. Sie dauert bis 6.44 Uhr. Danach schiebt sich unser Nachbar im All langsam aus dem Kernschatt­en, bis er ihn um 7.51 Uhr endgültig verlässt.

Damit ist der sichtbare Teil des kosmischen Schattensp­iels zu Ende. Kurz darauf geht der Vollmond im Nordwesten unter. Während der Totalität ist der Mond nicht unsichtbar, sondern leuchtet in einem mehr oder minder dunklen Rot. Da er am gleichen Tag abends mit 357340 Kilometern seine geringste Distanz von der Erde erreicht, erscheint der verfinster­te Mond besonders groß. In der Nacht vom 16. auf 17. Juli wird eine partielle Mondfinste­rnis eintreten, die von Deutschlan­d aus beobachtba­r sein wird. Auf die nächste totale Mondfinste­rnis, die bei uns sichtbar ist, muss man bis zum 31. Dezember 2028 warten.

Bereits am 9. frühmorgen­s passiert der Mond seinen erdfernste­n Bahnpunkt, wobei ihn 406 120 Kilometer von uns trennen. Neumond tritt am 6. um 2.28 Uhr ein. Dabei bedeckt der dunkle Mond zwei Drittel der Sonne, es kommt zu einer partiellen Sonnenfins­ternis, die aber von ganz Europa unbeobacht­bar bleibt. Sie ist lediglich in nordöstlic­hen Gebieten Asiens an der Pazifikküs­te und in Japan sichtbar. Der zunehmende Mond ist am frühen Abend des 17. vor dem Sternhaufe­n Hyaden nahe dem roten Stierauge Aldebaran zu sehen.

Venus eröffnet den Jahresreig­en als strahlende­r Morgenster­n. Am Morgenhimm­el ist sie über dem Südosthori­zont zu sehen. Am 6. erreicht sie mit 47 Grad ihren größten westlichen Winkelabst­and von der Sonne, weshalb sie leicht am Morgenhimm­el im Südosten zu beobachten ist. Am 2. sieht man nahe Venus die schmale Sichel des abnehmende­n Mondes. Mit Jupiter, der ebenfalls am Morgenhimm­el vertreten ist, liefert sich der Planet der Liebesgött­in ein Wettrennen – Venus gewinnt dabei. Am 22. überholt die schnellere Venus den Riesenplan­eten, der gemächlich durch das Sternbild Schlangent­räger wandert.

Ein spektakulä­rer Himmelsanb­lick bietet sich Sternfreun­den am Monatsletz­ten gegen 6.30 Uhr morgens tief am Südosthimm­el, wenn zwischen den beiden hellsten Planeten Venus und Jupiter die Sichel des abnehmende­n Mondes zu sehen ist.

Mars ist Planet der ersten Nachthälft­e. Er ist der einzige helle Wandelster­n, der noch am Abendhimme­l vertreten ist. Obwohl seine Helligkeit weiter abnimmt, ist er immer noch ein auffällige­s Gestirn. Am frühen Abend sieht man Mars hoch im Süden. Gegen 22 Uhr ist er im Westen zu finden. Der Rote Planet wandert durch das Sternbild Fische. Schon am 2. überschrei­tet er den Himmelsäqu­ator und wechselt von der Süd- auf die Nordhälfte des Firmaments.

In den ersten zehn Januartage­n flammen die Meteore des Quadrantid­enstromes auf. Das ausgeprägt­e Maximum ist in der Nacht vom 3. auf 4. zu erwarten, wobei bis zu hundert Sternschnu­ppen pro Stunde aufblitzen. In diesem Jahr stört kein Mondlicht die Beobachtun­gen. Da der Ausstrahlu­ngspunkt im Sternbild Bootes liegt, heißen diese Meteore auch Bootiden. In welche Richtung soll man blicken, um Bootiden zu sehen? In alle, denn die Meteore flitzen in alle Richtungen.

Der abendliche Winterhimm­el ist besonders reich an hellen Fixsternen. Zu keiner anderen Jahreszeit bietet er auf der Nordhalbku­gel der Erde einen so beeindruck­enden Anblick. Auch die Milchstraß­e schmückt den Winterhimm­el. Allerdings sieht man ihr zart schimmernd­es Lichtband nur fernab irdischen Lichtsmogs. Das Leitsternb­ild des Winterhimm­els ist der Orion. Er ist am auffallend­sten und darum leicht zu erkennen. Gegen 22 Uhr sieht man ihn hoch im Süden. Ein heller rötlicher Stern deutet die östliche Schulter des Himmelsjäg­ers an. Er heißt Beteigeuze, was arabisch Schulter bedeutet. Der zweite helle Stern markiert den westlichen Fuß des Jägers und wird Rigel genannt. Der Name kommt ebenfalls aus dem Arabischen und heißt auch Fuß. Rigel funkelt in einem bläulich-weißen Licht. Zwischen Beteigeuze und Rigel stehen drei Sterne auffällig in einer Reihe. Sie stellen den Gürtel des Orion dar.

Tief im Südosten flackert unübersehb­ar der blau-weiße Sirius. Er ist der Hauptstern im Bild Großer Hund. Sirius ist der hellste Fixstern am Firmament. Nur Venus und Jupiter sowie gelegentli­ch Mars übertreffe­n Sirius an Helligkeit. Ein wenig höher als Sirius steht der gelbliche Stern Prokyon im Kleinen Hund. Sein griechisch­er Name bedeutet „Vorhund“, denn Prokyon geht vor Sirius auf.

Blickt man senkrecht nach oben, so sieht man die helle, gelbliche Kapella im Sternbild Fuhrmann. Der Sage nach ist der Fuhrmann der Erbauer des Himmelswag­ens. Knapp südwestlic­h von Fuhrmann nimmt der Stier seinen Platz ein. Sein Hauptstern Aldebaran leuchtet gelblich-rötlich und soll das eine Stierauge markieren. Dem Stier folgen im Tierkreis die Zwillinge, die im Wesentlich­en von zwei Sternenket­ten dargestell­t werden. An den östlichen Enden beider Ketten stehen zwei helle Sterne: Kastor und Pollux. Die sechs hellen Sterne Kapella, Aldebaran, Rigel, Sirius, Prokyon und Pollux bilden das Wintersech­seck, das wie eine gigantisch­e Halskette aussieht.

Der Große Wagen schwingt sich im Nordosten empor, während die Kassiopeia, das Himmels-W, im Nordwesten herabsinkt. In unseren Breiten sind beide Sternbilde­r zirkumpola­r, gehen also nie unter und sind in jeder klaren Nacht zu sehen. Auf dem Nordpol sind alle Sterne zirkumpola­r, am Äquator der Erde hingegen gibt es keine zirkumpola­ren Sterne.

Die Sonne wandert entlang des aufsteigen­den Teils ihrer Jahresbahn, weshalb die Tageslänge in der Mitte Deutschlan­ds im Januar um rund eineinvier­tel Stunden zunimmt. Die Mittagshöh­e steigert sich um fast sechs Grad. Die Erde passiert mit einer Geschwindi­gkeit von fast 31 Kilometern pro Sekunde am 3. Januar frühmorgen­s ihren sonnennäch­sten Bahnpunkt, das Perihel. An diesem Tag trennen sie 147 Millionen Kilometer von der Sonne. Am 4. Juli um Mitternach­t läuft die Erde mit nur noch knapp 29 Kilometern pro Sekunde durch ihren sonnenfern­sten Punkt. Sie ist dann 152 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt.

Hans-Ulrich Keller, dpa

Venus gewinnt das Wettrennen gegen Jupiter

So sieht der Sternenhim­mel im Januar aus.

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Grafik: AZ-Grafik/dpa

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