Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie Bedürftige Weihnachten feiern
Soziales Die Stadtweihnacht für Menschen in Not gibt es in Augsburg seit über 50 Jahren. Dieses Jahr musste die Feier allerdings in den Saal der Rosenau-Gaststätte umziehen
Es ist eine ganz besondere Weihnachtsfeier in Augsburg: Bei der Stadtweihnacht haben an Heiligabend rund 400 Menschen gemeinsam gefeiert. Seit dem Jahr 1964 wird die Feier, die sich vor allem an Bedürftige und Obdachlose richtet, veranstaltet. Teilnehmen darf aber jeder: Niemand muss am Einlass belegen, ob er arm ist oder nicht. Für alle gibt es Kaffee und Kuchen, ein Essen und ein kleines Geschenk. Traditionell wird die Stadtweihnacht im Kolpingsaal gefeiert. Weil der Saal derzeit umgebaut wird, musste die Feier dieses Jahr umziehen – sie fand deshalb im Saal der Rosenau-Gaststätte statt.
Die Teilnehmer störte das Ausweichquartier allerdings nicht. Einige fanden den Saal der RosenauGaststätte, in dem auch sonst größere Feiern wie Hochzeiten stattfinden, sogar schöner. Irene Krapf, die Betreiberin des Saals, hatte von der Notlage der Stadtweihnacht durch Umbau des Kolpingsaals erfahren und war spontan eingesprungen. Bereits vergangene Weihnachten hatte Irene Krapf für bedürftige Menschen rund um den Oberhauser Bahnhof eine Weihnachtsfeier für etwa 80 Personen ausgerichtet. Deshalb erschien ihr auch die Idee einer noch größeren Weihnachtsfeier umsetzbar. Rund 70 ehrenamtliche Helfer packten mit an, dazu kam – ebenfalls freiwillig – das 20-köpfige Team der Rosenau-Gaststätte. Serviert wurde Schweinebraten mit Spätzle und Blaukraut, auch eine vegetarische Alternative wurde angeboten. Organisiert wird die Stadtweihnacht vom katholischen Sozialdienst SKM. Ermöglicht wird sie auch durch viele Spenden.
Ayse Karaagac arbeitet im Rosenau-Küchenteam und servierte das Essen von großen Servierwagen zwischen den Reihen der Gäste. Sie betonte, dass hier bei der Feier des christlichen Weihnachtsfestes auch die vier muslimischen Teammitglieder selbstverständlich mitarbeiten. „Wir haben außer mir noch einen arabischen Studenten und zwei Afghanen“, zählte sie auf.
Auch Politiker statten der Stadtweihnacht regelmäßig einen Besuch ab. Vertreten waren unter anderem Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) sowie die beiden Bürgermeister Eva Weber (Finanzen und Wirtschaft, CSU) und Stefan Kiefer (Soziales, SPD). Sie standen gemeinsam auf der Bühne, um mit den Gästen der Feier Weihnachtslieder zu singen. Bei seinen „Sangeskünsten“, räumte der Oberbürgermeister augenzwinkernd ein, da gebe es allerdings noch „Luft nach oben“.