Augsburger Allgemeine (Land West)
„Die meisten Bilder entstehen im Kopf“
Interview Norbert Liesz hat die Fotografie zum Beruf gemacht und in Augsburg sein liebstes Motiv gefunden. Ein Gespräch über die schönsten Ecken, die passende Ausrüstung und die Frage, wie die perfekte Aufnahme entsteht
Herr Liesz, Sie leben seit 1991 in Augsburg. Was reizt Sie hier als Fotograf?
Norbert Liesz: Es ist die Faszination einer Stadt, die über 2000 Jahre gewachsen ist. Es sind die verschiedenen Epochen, die Architektur mit ihrer Mischung aus alten Kirchen und moderner Architektur wie zum Beispiel dem Studentenwohnheim an der Amagasaki-Allee.
Dann kennen Sie wohl alle Ecken dieser Stadt?
Liesz: Nein, leider nicht. Es gibt tatsächlich Gegenden, in denen ich noch nicht fotografisch tätig war. Das Areal um den Sheridan-Park ist eines davon. Dafür war ich bis zu seiner Sperrung oft auf dem Perlachturm, der für mich ein Highlight ist.
Als Gebäude an sich oder wegen der Fernsicht?
Liesz: Wegen des Rundumblicks über die ganze Stadt. Man sieht das Jakobertor, den Dom, Ulrichskirche, den Gaskessel – und mit viel Glück die Alpen. Es ist zwar anstrengend, bis man mit der ganzen Ausrüstung oben ist, aber es lohnt sich. Einige meiner besten Aufnahmen habe ich dort während der Sommernächte gemacht: Die Gebäude waren angestrahlt, es hatte ein Gewitter und man sah beim Sonnenuntergang einige Regenwolken, die angestrahlt wurden. Gewitter, Regen ... Das klingt nicht nach optimalen Bedingungen?!
Liesz: Man kann bei Regen mit eingezogenem Kopf durch die Stadt gehen, ja. Aber man kann auch die Augen offen halten. Ich fotografiere gerne Spiegelungen. Da hat man nach Regen gute Voraussetzungen. Sie sind auch Naturfotograf und Augsburg gilt als grüne Stadt. Können Sie das so bestätigen?
Liesz: Ja. Der Stadtwald ist wunderschön, wir haben Lech, Wertach, die Stadtbäche, die Grünflächen entlang der Stadtmauer und den Botanischen Garten, wo ich regelmäßig bin. Es gibt unglaublich viele gute Naturmotive.
Wie findet oder erkennt man denn tolle Motive? Können Sie da Tipps geben? Liesz: Für jeden ist was anderes toll und jeder hat seine eigene Sichtweise auf ein Motiv, man muss nur offen sein für das, was gerade ist. Die Begeisterung sollte man haben. Der amerikanische Fotograf Ansel Adams prägte das Stichwort der Visualisierung. Das heißt: Im Kopf entstehen Bilder, die man mit der Kamera umzusetzen versucht. Das ist nicht unbedingt leicht, da die Kamera anders sieht als das menschliche Auge. Man sollte die Technik so beherrschen, dass am Ende ein Foto herauskommt, das beim Betrachter die ähnlichen Empfindungen hervorruft wie beim Fotografen zum Zeitpunkt der Aufnahme. Durch die Wahl einer besonderen Perspektive und Zuhilfenahme einer tollen Lichtsituation werden alltägliche Motive interessanter. Weitere Möglichkeiten ergeben sich durch den Einsatz spezieller Objektive (z. B. Fisheye Objektiv) oder Optionen wie Langzeitbelichtung und kreative Bildbearbeitung. Eine weitere Möglichkeit ist es, das Bild durch die Wahl des Objektivs zu beeinflussen. Wenn ich mit einem Fischauge, also einem Weitwinkel fotografiere, kann ich Bilder erschaffen, die das eigene Auge nicht sieht.
Welche Rolle spielt die Ausrüstung? Liesz: Sie ist wichtig, aber nicht ausschlaggebend. Der Fotograf macht das Foto und man kann auch mit einem Handy gute Bilder machen. Je teurer die Ausrüstung ist, desto komplizierter ist sie in der Handhabung – und desto schwerer ist sie auch, was einen oft davon abhält, sie überall mit hinzunehmen.
Wenn ich mir eine Ausrüstung kaufen möchte, worauf sollte ich achten? Liesz: Man sollte sich darüber im Klaren sein, wie viel Geld man ausgeben möchte. Ich rate dazu, anfangs besser eine günstigere oder gebrauchte Kamera zu kaufen, die leicht zu bedienen ist. Dazu ein kleines Stativ, dann kann man schon viel machen. ⓘ
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IIm Internet Informationen über Norbert Liesz finden Sie auf der Homepage des Fotografen (www.norlies.de) und: augsburger-allgemeine.de/augsburg
Norbert Liesz, 42, ist freiberuflicher Fotograf. Er lebt seit 1991 in Augsburg. Seine Schwerpunkte sind Architektur und Natur.