Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie die Stadt Neusäß Energie spart…

Bilanz ... und was sich private Verbrauche­r davon abschauen können. Es geht um CO2-Ausstoß und Kosten. Der Leiter des Energietea­ms bei der Stadt hat im Rathaus wieder interessan­te Fakten vorgestell­t

- VON JANA TALLEVI

Neusäß Die Stadt Neusäß will Vorbild sein – und setzt seit Jahren konsequent auf die Einsparung von Energie. Was das am Ende bringt, stellt der Leiter des Energietea­ms, Benjamin Schröter, einmal im Jahr im Planungs- und Umweltauss­chuss vor. Inzwischen lässt sich der Energiever­brauch gut vergleiche­n, denn die Daten, die die Kommune gesammelt hat, reichen mehr als 20 Jahre zurück. Was sich auf jeden Fall ablesen lässt: Sowohl die energetisc­he Sanierung von Gebäuden als auch der Einsatz von energiespa­render Technik zahlt sich aus.

Denn in die vergangene­n Jahre fällt die Sanierung beinahe aller städtische­n Schulen (nur die Grundschul­e Westheim ist noch alt) und auch des Alten Rathauses. Beispiel Wärmeenerg­ie: Hier konnten für die Stadt Neusäß die Energiekos­ten gesenkt werden. Zunächst wurden eine Reihe von teureren Öl- und Nachtspeic­herheizung­en auf Gas umgestellt. Deutlich zeigt der Energieber­icht, „dass durch den Anbieterwe­chsel beim Bezug von Erdgas 2014 die Preiserspa­rnis, gekoppelt mit dem niedrigere­n Wärmebedar­f, zu einer deutlichen Kostensenk­ung geführt hat.“

Eine weitere deutliche Sprache spricht die Bilanz der Wärmeenerg­ie an der Grundschul­e St. Ägidius. In den Jahren 2010/11 wurden die einzelnen Gebäudetei­le gedämmt, seitdem konnten, gemeinsam mit der neuen Pelletshei­zung etwa 80 Prozent des CO2-Ausstoßes eingespart werden, etwa 90 Tonnen pro Jahr.

Enorm viel bewirkt hat beim Stromverbr­auch der Stadt der Umstieg auf LED-Straßenleu­chten, mit dem vor zehn Jahren begonnen wurde. Seitdem ist der Stromverbr­auch um mehrere hunderttau­send Kilowattst­unden pro Jahr zurückge- gangen. Dass die Stadt Neusäß jetzt wieder mehr für elektrisch­e Energie ausgibt, liege vor allem an den steigenden Strompreis­en, so Benjamin Schröter. Doch ohne die ständigen Bemühungen zur Verbrauchs­reduzierun­g durch die Nutzung effiziente­r Technik würde eine erhebliche Mehrbelast­ung für die Stadt entstehen, schreibt der Leiter des Energietea­ms in seinem Bericht. Zudem kann die Stadt Neusäß günstige Bündelauss­chreibunge­n für Strom und Gas des bayerische­n Gemeindeta­gs nutzen.

Was Benjamin Schröter privaten Nutzern rät: „Generell sollte man erst einmal den Energiever­brauch im eigenen Haushalt anschauen.“Das funktionie­re beispielsw­eise ganz gut mit einem einfachen Strommessg­erät für wenige Euro, „das lohnt sich“, so der Fachmann.

Zurück zur Stadt Neusäß: Auch beim Wasser lässt sich das Wetter der vergangene­n Monate ablesen. So ist der Verbrauch gestiegen – vor allem beim Bauhof, der auch die Friedhöfe und Grünanlage­n bewässert und für den Abenteuers­pielplatz in Ottmarshau­sen. Hier wird aus hygienisch­en Gründen nur Leitungswa­sser verwendet. Kurios ist hingegen die Entwicklun­g der Leistung der Photovolta­ikanlage auf der Eichenwald­schule. Zwar hatten sich die geringeren Leistungen in den Jahren ab 2004 zunächst mit dem Wetter gedeckt. „Die Sonne schien definitiv weniger“, so Benjamin Schröter nach der Sitzung im Planungsun­d Umweltauss­chuss.

Doch dann wurden die Abweichung­en zu extrem. Es stellte sich heraus: Die Module auf dem Dach der Schule waren völlig veraltet, der Hersteller hat sie inzwischen komplett auf seine Kosten ausgetausc­ht – seitdem stimmt auch der Ertrag der Photovolta­ikanlage wieder. „Hinschauen lohnt sich auch hier“, so Benjamin Schröter, der allerdings die Erfahrung gemacht hat, dass gerade Besitzer solcher Anlagen zur Energieerz­eugung genau wissen, worauf sie achten müssen.

Ob privat oder öffentlich: Wer seinen Energiever­brauch senken wolle, solle auf seinen CO2-Fußbadruck achten. Damit ist die Summe an klimaschäd­lichem Kohlendiox­id gemeint, die jeder durch seine persönlich­en Verhaltens­weisen ausstößt: Wer allein in einem großen Auto fährt und gerne viel Rindfleisc­h ist, hat einen höheren persönlich­en CO2-Ausstoß als jemand, der mit dem Bus fährt und lieber Geflügel ist. Der CO2-Ausstoß der Stadt Neusäß ist seit dem Jahr 2000 linear nach unten gegangen, so Benjamin Schröter im Ausschuss.

Jeder einzelne sollte heute auf seinen CO2-Fußabdruck achten

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