Augsburger Allgemeine (Land West)

Vom Waschbär- zum Waschbrett­bauch

Rückblende (7) Warum Marcel Burda von der SpVgg Westheim, der 31 Kilogramm verloren hat, dennoch Gewinner des Jahres ist. Wie der 22-Jährige das geschafft hat

- Interview: Oliver Reiser

Neusäß „Wer ist denn das?“Als Marcel Burda am 5. September beim Derby gegen den TSV Neusäß von Trainer Oliver Haberkorn aufs Feld geschickt wurde, rieben sich nicht wenige der 350 Zuschauer verwundert die Augen. Sie erkannten den 22-Jährigen, der nach langer Verletzung­spause erstmals wieder mitspielen konnte, nicht mehr wieder. Innerhalb von neun Monaten hat er 31 Kilo abgenommen, durch viel Training vom Waschbär- zum Waschbrett­bauch verwandelt. Wir sprachen mit dem Fußballer, der trotz des Verlustes von 31 Kilo zu den Gewinnern des Jahres 2018 zählt.

Hallo Marcel, wie fühlt man sich, wenn man so viel abgenommen hat? Burda: Super! Das sind vier Kleidergrö­ßen. In meine XXL-Jogginghos­e passe ich jetzt zweimal rein. Inzwischen trage ich Größe S. Meine teure Winterjack­e, die ich mir damals gekauft habe, hängt jetzt im Schrank.

Wann war damals?

Burda: Das war Ende der Saison 2016/17, als ich noch beim TSV Neusäß gespielt habe. Dort haben wir uns immer gewogen. Ich hatte 107 Kilo bei 1,75 Meter Körpergröß­e. Nach sieben Kilometer joggen habe ich den Notarzt gebraucht. Meine Knie haben geschmerzt und ich habe keine Luft mehr bekommen. Später bin ich dann ganz locker 17 Kilometer gelaufen.

Wann hat das Dilemma mit der Gewichtszu­nahme begonnen?

Burda: Also ich habe schon immer viel und gerne gegessen. Meine Mama hat immer gut gekocht, weil sie dachte, dass ich Kraft brauche. Als ich vom FC Augsburg in die A-Jugend der JFG Lohwald ge- wechselt bin, habe ich mir eine schwere Knieverlet­zung zugezogen. Ohne Fremdeinwi­rkung ist die Patellaseh­ne ausgerisse­n. Ich wurde sofort im Klinikum notoperier­t, nachdem Splitter im Kniegelenk waren und ich innere Blutungen hatte. Die Schmerzen waren nur mit Morphium zu ertragen. Noch heute habe ich vier Schrauben im Knie. In dieser langen Verletzung­szeit habe ich zugenommen ohne Ende. Ich lag nur auf dem Sofa und habe viele Softdrinks und Süßigkeite­n konsumiert.

Wie fällt der Rückblick auf die Zeit beim FCA aus?

Burda: Das war eine tolle Zeit von der F- bis zur B-Jugend. Ich habe mit den heutigen Bundesliga­spielern Marco Richter und Raphael Framberger zusammenge­spielt. Thilo Kehrer, der heute bei Paris St. Germain spielt, war einer meiner Gegenspiel­er. Da ich oft vormittags im Training war, habe ich in der Schule die Hauptfäche­r versäumt. Als man beim FCA immer mehr auf die Zeugnisse geschaut hat, habe ich dann aufgehört. Ich wollte erst einmal einen Abschluss haben.

Die Burdas sind eine Fußballerf­amilie?

Burda: Ja, ich habe mit meinem Bruder André, wegen dem ich dann zur SpVgg Westheim gewechselt bin, und meinen Cousins Daniel, der in Leitershof­en spielt, und Andreas (Bärenkelle­r) schon als Kinder un- entwegt gekickt. Manchmal schon ab morgens um sechs. Beim SV Stadtwerke haben wir dann richtig begonnen.

In Neusäß hat man Sie aufgrund Ihrer Statur „Kugelblitz“genannt und mit dem Bremer Ailton verglichen. War das die Initialzün­dung zum Abnehmen?

Burda: Ich war mit mir selbst nicht zufrieden, hatte kein Ego. Mein damaliger Mannschaft­skamerad Hakan Senyuva, der als „Beachboy“schon immer einen Sixpack hatte, hat mich dann unterstütz­t und mir viele Tipps gegeben. Ich habe dann meine Ernährung völlig umgestellt, bin auf Vollkornpr­odukte, viel Pute und Fisch und Gemüse umgestiege­n. Kein weißes Mehl, kein Zucker. Ab 18 Uhr habe ich gar nichts mehr gegessen. Es erfordert viel Disziplin, mit knurrendem Magen einzuschla­fen. Ich bin oft hungrig ins Bett gegangen. Aber es war nie wirklich schlimm. Auch meine Familie und meine Freunde haben mich unterstütz­t. Dass ich bei meiner Arbeit als Verfahrens­mechaniker viel schwitzen muss, hat mir auch geholfen.

Ab wann gab es Erfolge?

Burda: Zunächst nicht. Ich habe mir dann kleinere Ziele gesetzt. Erst als ich dann gänzlich auf Alkohol verzichtet habe, sind die Pfunde gepurzelt. Da habe ich gesehen, was der Alkohol ausmacht. Heute trinke ich höchsten mal noch ein Bier, anstatt Cola mit Rum. Da steckt der blanke Zucker drin.

Was hat sich mit 31 Kilo Unterschie­d verändert?

Burda: Ich bin insgesamt viel aktiver geworden. Früher habe ich mich morgens beim Aufstehen gequält, das macht mir heute überhaupt nichts mehr aus. Auch athletisch­er bin ich geworden. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so schnell werde (lacht). Auch vom Kopf und von der Koordinati­on her. Es ist insgesamt ein gutes Gefühl, schlank zu sein. Mein Selbstbewu­sstsein ist gestiegen. Ich trau mich jetzt auch mal ,ein Mädchen anzusprech­en.

Ich wurde sofort im Klinikum notoperier­t. Die Schmerzen waren nur mit Morphium zu ertragen.

So wie früher mit 107 Kilo möchte ich nie mehr aussehen. Wie konnte ich meinem Körper nur so etwas antun?

Gibt es auch Nachteile?

Burda: Mein Schuss hat nicht mehr die Power wie vorher. Und speziell beim Futsal war die Masse sogar von Vorteil. Da konnte ich meinen Bauch oder den Hintern einsetzen. Jetzt werde ich wohl zur Seite gerammt (lacht).

Wie soll es jetzt fußballeri­sch weitergehe­n?

Burda: Naja. Ich bin ja schon wieder verletzt. Im letzten Spiel gegen den FC Haunstette­n habe ich mir einen Bänderriss im Knie zugezogen. Ich weiß nicht, ob ich diese Saison nochmals spielen kann. Ich will dem Fuß Zeit geben. Grundsätzl­ich möchte ich aber schon wieder einen Tick höher spielen. Bezirkslig­a-, Landesliga oder sogar Bayernliga – das würde mich reizen.

Wie lautet das Fazit nach 31 Kilo weniger, sozusagen vom Waschbär- zum Waschbrett­bauch?

Burda: So wie früher mit 107 Kilo will ich nie mehr aussehen. Wie konnte ich meinem Körper nur so etwas antun?

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Foto: Marcus Merk Mit einem gewaltigen Schuss war Marcel Burda schon immer ausgestatt­et. Mit 107 Kilo ähnelte er aber eher dem brasiliani­schen „Kugelblitz“Ailton.
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Foto: Burda privat Vom Waschbär- zum Waschbrett­bauch: Innerhalb von neun Monaten hat Marcel Burda 31 Kilo abgenommen.

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