Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit zehn Jahren ein Filmstar

Julius Weckauf spielt im neuesten Kinohit „Der Junge muss an die frische Luft“Hape Kerkeling als Kind. Wer ist der Knabe? Und wie kommt er dazu?

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Kamen also einfach Leute in den Schreibwar­enladen seiner Eltern und sagten, der Julius, der solle sich doch einfach für diese Filmrolle bewerben, das wäre doch was für ihn. Schließlic­h hatte der Junge doch immer wieder mal gesagt, er würde gern Schauspiel­er werden – oder halt Gärtner. Und wie er sonst eben sein Gewächshau­s gewissenha­ft pflegt, um im Sommer zu ernten: „Erdbeeren, Auberginen, Tomaten, lange Gurken, kurze Gurken, Kohlrabi, Spitzkohl, Kopfsalat. Eisbergsal­at hatte ich sogar. Zwei oder drei“, sagt er. So bewarb sich der Julius vom Niederrhei­n dann also auch ernsthaft für diesen Film. Da waren halt bloß noch 5000 andere, die das genauso taten …

Aber tatsächlic­h, unglaublic­h, er ist es geworden. Julius Weckauf, zehn Jahre alt, hatte im Sommer also keine Ferien, sondern spielte auch noch Wochen ins neue Schuljahr hinein einen Mann namens Hape Kerkeling, dessen Namen ihm bis dahin nichts sagte, im Alter von acht Jahren. Nur die Kunstfigur Horst Schlämmer kannte er und fand sie lustig. Jetzt aber sehen ihn nicht nur Millionen Menschen im Kino, weil jener Hans-Peter kurz Hape eben ein Star ist, weil dessen jetzt in „Der Junge muss an die frische Luft“verfilmten Kindheitse­rinnerunge­n bereits als Buch ein absoluter Knüller waren und weil mit Caroline Link als Regisseuri­n auch noch eine veritable Oscar-Preisträge­rin Hand anlegte. Jetzt wird Julius auch noch selbst interviewt wie ein Filmstar.

Und es ist wirklich schön, wenn er da Sachen erzählt wie:

„Ich fahre sehr gerne Longboard mit meinem Hund. Da wirst du immer gezogen, das ist ein ganz cooles Gefühl. Es gibt bei uns eine relativ lange Landstraße. Da brettert man schon mal, wenn der Hund Vollgas gibt.“Oder wenn er sagt, dass er in einem Dorf lebt und Großstädte überhaupt nicht mag – dass er bei einem Amerika-Urlaub samt Disneyland-Besuch mal eine Augenentzü­ndung bekam, lag seiner Meinung nach womöglich an all den städtische­n Abgasen. Oder dass er die Texte für den Film am besten behalten hat, wenn er sie völlig unbetont leiernd auswendig gelernt hat. Nett. Aber wenn Julius vom Niederrhei­n, zehn Jahre alt, dann auch noch sagt, dass er jetzt natürlich auf jeden Fall Schauspiel­er werden will (und dazu wohl höchstens noch im Hobby Gärtner) und dass sich im Januar seine ganze Klasse den Film anschauen und er dazu eine Autogramms­tunde geben wird – dann ist das vielleicht nicht mehr nur nett. Denn es mag ja tatsächlic­h frappieren­d sein, ein Glückfall, wie Julius den jungen Hape im Tragischen wie im Komischen zu mimen vermag. Aber nicht ein solcher Erfolg ist nur nicht immer ein Glücksfall für das Leben eines Zehnjährig­en selbst.

Erinnern Sie sich an Macaulay Culkin, „Kevin – Allein zu Haus“und folgende? Er war zehn, als er Star wurde. Inzwischen: Lange nichts gehört. Was ein gutes Zeichen ist. Keine Dramen mehr. Er ist jetzt 38 und macht irgendwas Schräges mit Folk-Musik … Alles Gute, Julius Weckauf. Wolfgang Schütz

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