Augsburger Allgemeine (Land West)
Meitingen macht große Sprünge
500 Zuschauer kommen zum UR-Cup nach Wertingen, bei dem traditionell mit Bande und auf große Tore gespielt wird. An Attraktivität nichts verloren
So wie Josef Kraus aus Binswangen dachten wohl mehrere Besucher: Statt zu Hause bei weiteren Leckereien die Kalorienzufuhr nochmals zu steigern, setzte er sich am zweiten Weihnachtsfeiertag lieber auf die Tribüne der Wertinger Stadthalle, um beim 8. UR-Cup Augenzeuge einer Veranstaltung zu werden, die an Attraktivität nichts verloren hat. 500 Zuschauer sorgten dafür, dass Ausrichter TSV Wertingen mehr als zufrieden war. „Es läuft, so muss es sein“, freute sich Sportlicher Leiter Fritz Bühringer über den zahlreichen Besuch. Dass seine eigene Mannschaft vom TSV Wertingen dieses Jahr nicht um den Titel mitspielen konnte, stimmte ihn keineswegs traurig. Die ersten drei Plätze gingen an Teams aus dem benachbarten Landkreis Augsburg. Die große Trophäe von Sponsor Ulrich Reitenberger durfte bei der Siegerehrung der Kapitän des TSV Meitingen, Artur Fichtner, in Empfang nehmen.
Obwohl in Wertingen nicht nach Futsal-Regeln, sondern mit Bande und auf große Tore gespielt wurde, blieb die Trefferausbeute relativ überschaubar. Insgesamt gelangen den Protagonisten „nur“54 Tore. Für jeden Treffer hatte vor Turnierbeginn Ulrich Reitenberger fünf Euro Spende für karitative Zwecke versprochen. Die 270 Euro, die am Ende zusammengekommen waren, rundete er spontan auf 500 Euro auf. Weitere 120 Euro kamen von den Schiedsrichtern Ulrich Reiner (TSV Bissingen), Franz Kaltenegger (SSV Steinheim) und Alexander Klumpp (SC Mörslingen) hinzu. Sie verzichteten auf ihre Aufwandsentschädigungen.
Ein Hallenturnier lebt bekanntlich von Überraschungen. Und solche blieben in Wertingen vor allem in den Gruppenspielen nicht aus. Wer hätte zum Beispiel darauf gewettet, dass sich A-Klassist FC Osterbuch als Tabellenerster vor dem TSV Meitingen und dem SV Wortelstetten durchsetzen würde? Nach einem 3:2-Erfolg gegen Wortelstetten sicherte sich der FCO mit einem 1:1 gegen Meitingen Platz eins in der Gruppe C. Die Osterbucher qualifizierten sich ebenso wie der SC Altenmünster (Sieger der Gruppe A) direkt für das Halbfinale, während der TSV Welden als Erster der Gruppe B den Umweg über das Viertelfinale gehen musste. Dort traf der Kreisligist aus der Gruppe Augsburg Nordwest auf den TSV Binswangen. Bastian Völk sicherte mit seinem Tor das Vordringen in die Runde der letzten vier. Auch in der Vorschlussrunde war Welden nicht zu stoppen und triumphierte mit 2:0 über den FC Osterbuch. Und das, obwohl der TSV ohne Trainer Gerhard Wiedemann angetreten war. „Die Mannschaft macht dies alles selbst“, hatte im Vorfeld Weldens Abteilungsleiter, Till Hofmann, angekündigt. Bei Spieler Clemens Schneider liefen die Fäden zusammen.
Gut hatte dieser das Team auch im Finale eingestellt. Vor allem beim Stande von 2:3 hatte Welden gegen den TSV Meitingen einige Chancen zum Ausgleich, den entscheidenden Treffer zum 4:2-Endstand erzielte aber Alexander Heider. Eine Runde zuvor war es Fabian Wolf, der im Halbfinale gegen den gleichwertigen SC Altenmünster das siegbringende 1:0 erzielte. Beim Umweg über das Viertelfinale zeigten die Meitinger ihre beste Leistung, als sie Titelverteidiger TSV Wertingen mit 3:0 bezwangen. Mit seinen drei Treffern besiegte Nemanja Ranitovic die Gastgeber fast im Alleingang.
Am Ende hatte Ranitovic ebenso wie Altenmünsters Fahad Barakzaie vier Treffer auf seinem Konto und teilte sich mit diesem den Titel des Torschützenkönigs. Barakzaie wurde zum besten Turnierspieler gewählt, als bester Torwart heimste Daniel Wagner eine weitere Auszeichnung für den TSV Meitingen ein.
Das Thema E-Sport bietet Stoff für Diskussionen. Seitdem die Bundesregierung die Förderung des elektronischen Sports im Koalitionsvertrag verankert hat, wird in Vereinen und Verbänden über die Zukunft dieses „Sports“diskutiert. So auch beim Bayerischen Landessportverband (BLSV).
Während manche Verbände wie der Bayerische Fußballverband (BFV) bereits E-Soccer in Satzungen aufgenommen und auch schon eigene E-Soccer-Wettbewerbe ausgelobt haben, ist der BLSV noch unentschlossen, wie er mit E-Sport umgehen soll. Anlässlich der jüngsten Tagung wurde festgestellt, dass man sich diesem Phänomen annähern müsse. Allerdings mit der klaren Abgrenzung zu sogenannten EgoShooter-Spielen.
„Spiele und Angebotsformen, die dem Wertekanon des organisierten Sports widersprechen, lehnen wir konsequent ab“, sagt BLSV-Präsident Jörg Ammon.
Allerdings sei festgestellt worden, dass E-Sport als neuer Trend zur Vereinsentwicklung beitragen und auch als Sportsimulation ein Element der Sportartenentwicklung in Verbänden darstellen könnte. Deswegen haben sich die Delegierten der BLSV-Bezirke und -Kreise sowie der Sportfachverbände für eine verbändeorientierte Mischform entschieden.
„Wir sind fest davon überzeugt, dass die Sportfachverbände auch bei der virtuellen Weiterentwicklung ihrer Sportarten die Fäden selbst in der Hand halten müssen. Ein eigener E-Sport-Verband ist daher aus unserer Sicht nicht notwendig“, kommentiert Ammon den Beschluss des Ausschusses.
Gleichwohl erkennen die Funktionäre die Chancen, die der elektronische und digital vernetzte Sport bietet. Vor allem das Gamification – die digitale Begleitung sportlicher Aktivitäten – soll gefördert werden. Amonn: „Zukünftig wird es von großer Bedeutung sein, sportpädagogische Konzepte für den Umgang mit den Angeboten zu entwickeln. Im Bereich Gamification sehen wir aber großes Potenzial für die Zukunft unserer Vereine.“