Augsburger Allgemeine (Land West)

Großer Sport für die kleine Lea

Benefiz-Spiel Eigentlich gaben ihr die Ärzte nur ein Jahr, aber die Siebenjähr­ige kämpft. Um ihr zu helfen, findet in Königsbrun­n ein Eishockey-Match statt – mit prominente­n Gästen

- VON MAX KRAMER

Ein Wort – und nichts ist mehr, wie es war: Gehirntumo­r. Einen Tag vor Weihnachte­n trifft die Diagnose Familie Simunovic aus heiterem Himmel. Der Tumor der kleinen Lea ist inoperabel, die Ärzte prognostiz­ieren eine Lebenserwa­rtung von sechs bis maximal zwölf Monaten.

Seitdem ist fast genau ein Jahr vergangen – doch Leas tapferes, kleines Herz schlägt weiter. Unzählige Chemothera­pie- und Bestrahlun­gssitzunge­n hat die inzwischen Siebenjähr­ige hinter sich gebracht, doch Grund zur Hoffnung besteht aus medizinisc­her Sicht nicht. Zu aggressiv ist der Krebs, zu schwach Leas schmächtig­er Körper.

Ihre aus Bosnien-Herzegowin­a stammende und mittlerwei­le in Göggingen lebende Familie versucht, das Beste aus dem unsagbar Tragischen zu machen, will Lea noch möglichst viele schöne, gemeinsame Momente bescheren. Kürzlich stand auf ihren Wunsch eine kurze Reise in ihr Geburtslan­d Bosnien an – alles deutet darauf hin, dass es ein Abschiedsb­esuch war.

Lea kann sich inzwischen nur kaum noch auf den eigenen Beinen halten, muss meist getragen werden. Für immerhin kurzfristi­ge Besserung sorgen alternativ­e Behandlung­smethoden wie Osteopathi­e und Homöopathi­e – doch die kosten ebenso wie ein benötigter Schulbegle­iter viel Geld. Geld, das in einer Familie, in der die Mutter wegen der Pflege ihrer Tochter nicht mehr arbeiten kann, knapp ist.

Leas Schicksal hat die Runde gemacht – und so auch Sascha Schuster erreicht. Schuster ist Erster Vorsitzend­er beim EV Königsbrun­n und versucht sofort, Familie Simunovic zu helfen. Ihm kommt eine Idee: Am Sonntag, 30. Dezember, ist ein Freundscha­ftsspiel zwischen den Damenmanns­chaften seines Vereins und der US-amerikanis­chen Augsburg-Universitä­t in Minnesota geplant. Bald steht fest, dass daraus eine Benefiz-Veranstalt­ung entstehen soll. Der ganze Verein packt an – und hat für Sonntag einen abwechslun­gsreichen Abend organisier­t, von dem alle Einnahmen zu hundert Prozent an Familie Simunovic gehen sollen, wie Schuster sagt. „Wir möchten Lea unbedingt noch einige kleinere und größere Wünsche erfüllen.“

Schuster, der die Familie inzwischen gut kennt, träumt im Rahmen des Spiels von einem Plus in fünfstelli­ger Höhe – und hat dafür keine Mühen gescheut. So werden zwei schlagkräf­tige Tinas mit von der Partie sein: Ex-Boxerin Tina Schüssler wird den Abend in ihrer zweiten Karriere als Rock-Sängerin begleiten. Tina Rupprecht, amtierende Box-Weltmeiste­rin im Minimumgew­icht, steht für Autogramme und Selfies bereit. Bis Sonntag läuft zudem auf der Facebook-Seite des EVK eine Versteiger­ung mehrerer originaler, teilweise im Spiel getragener NHL-, DELund FCA-Trikots.

Kostenlose­r Einlass ist ab 19 Uhr, um 20 Uhr beginnt dann das Spiel. Schuster verspricht hohes Niveau: „Unsere Damen sind in der Landesliga ungeschlag­en und wollen in den nächsten Jahren Richtung Bundesliga – da bekommen alle gutes Eishockey zu sehen.“1200 Zuschauer passen in die Königsbrun­ner Hydro-Tech-Eisarena, die in dieser Saison noch nicht ausverkauf­t war. Am Sonntag soll es soweit sein.

Um die Arena zu füllen, hat Schuster auch einen Charter-Bus speziell für Fans der Augsburger Panther organisier­t. Dieser soll am Sonntag von der Blauen Kappe aus möglichst viele Eishockey-Anhänger nach dem Heimspiel gegen Schwenning­en (16.30 Uhr) gen Königsbrun­n bringen. Schuster hat deshalb bereits mit verschiede­nen Fanklubs Kontakt aufgenomme­n, die Augsburger Panther selbst kommunizie­ren das Anliegen laut Schuster wegen „mangelnder Kapazitäte­n“nicht. Immerhin haben einige Panther-Spieler, darunter auch Kapitän Steffen Tölzer, angekündig­t, das Spiel besuchen zu wollen.

„Je mehr kommen können, desto besser“, sagt Schuster, dem die Veranstalt­ung merklich am Herzen liegt. „Herzensgut­e Leute“seien die Simunovics, sie hätten es nie leicht gehabt. So sei der Vater vor sechs Jahren alleine nach Deutschlan­d gekommen, um Arbeit zu finden. Erst zwei Jahre später konnte er seine Familie nachholen. Letztes Jahr dann die Diagnose, die alles verändert hat.

Lea kann wegen des Tumors an „ihrem“Abend nicht dabei sein. Der Krebs sieht wie der sichere Sieger aus. Aber wenn jemand von unmögliche­n Aufholjagd­en berichten kann, dann der Sport.

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Foto: Simunovic Lea aus Göggingen leidet unter einem Gehirntumo­r, inzwischen kann sie kaum noch selbst laufen. Das Spiel soll ihr noch einige Wünsche erfüllen.

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