Augsburger Allgemeine (Land West)
Feuer in Werkshalle richtet Millionenschaden an
Einsatz Bei Premium Aerotec bricht in der Nacht zum Freitag ein Brand aus. Dass dabei für Menschen und Umwelt kein Schaden entstand, ist auch der Werksfeuerwehr zu verdanken. Wie sich das Feuer auf die Produktion auswirkt
Der Feueralarm ging am Donnerstag gegen 23 Uhr los. Flammen schlugen aus einer Halle auf dem Firmengelände von Premium Aerotec in Haunstetten. Wenig später bildete sich eine hohe Rauchsäule über dem Gelände. Der Brand auf dem Werksgelände des Luftfahrtunternehmens hat ersten Schätzungen zufolge einen Schaden in zweistelliger Millionenhöhe verursacht.
Als der Brand ausbrach, befand sich den Angaben zufolge lediglich der Sicherheitsdienst auf dem Firmengelände. Das Feuer war offenbar im Bereich der sogenannten Galvanik, der Oberflächenbearbeitung, entstanden. Die ersten Einsatzkräfte waren schnell vor Ort. Die Werksfeuerwehr benötigte nur drei Minuten. Bei Premium Aerotec gibt es eine eigene Werksfeuerwehr. In ihr sind 36 Mitarbeiter freiwillig aktiv. Sie lassen sich, parallel zu ihrer normalen Tätigkeit bei der Firma, zu Feuerwehrleuten ausbilden.
Der Vorteil einer Werksfeuerwehr: Die Helfer sind im Ernstfall in der Regel sehr schnell da. Zudem kennen sie sich auf dem Gelände und bei den Abläufen in dem jeweiligen Unternehmen gut aus. „Wir sind froh, mit ihnen kompetente Ansprechpartner vor Ort zu haben. Sie wissen etwa, wo gefährliche Stoffe lagern“, sagt Friedhelm Bechtel, der Sprecher der Berufsfeuerwehr Augsburg. Teils besitzen die Werksfeuerwehren auch Spezialgeräte, die für Einsätze in dem Betrieb benötigt werden. Neben Premium Aerotec hat noch MAN eine Werksfeuerwehr. Betriebe wie der Papierhersteller UPM, „Von Roll“in Inningen oder auch der Flughafen hätten eine sogenannte Betriebsfeuerwehr, erklärt Bechtel. Diese verfügen lediglich über ein Löschfahrzeug.
Bei dem Brand in Haunstetten rückten auch die Berufsfeuerwehr sowie freiwillige Feuerwehren mit Einsatzfahrzeugen an. Friedhelm Bechtel schätzt, dass insgesamt rund 80 Helfer im Einsatz waren. Zweieinhalb Stunden dauerte es, bis die Flammen gelöscht waren. Bis morgens um 1.30 Uhr. In dem betroffenen Gebäude befindet sich eine Anlage für die Oberflächenbearbeitung von Flugzeugmetallteilen. „Bei den Prozessen sind durchaus auch Chemikalien im Spiel“, sagt eine Firmensprecherin auf Nachfrage. Doch die vorhandenen Sicherheitssysteme und Vorrichtungen, die das Lösch- wasser zurückhalten, hätten gegriffen. „Es sind keine schädlichen Stoffe nach draußen gedrungen.“Auch die Berufsfeuerwehr bestätigte, dass keine Gefahr für die Bürger oder die Umwelt bestand.
Zunächst hieß es, dass vier Feuerwehrmänner leicht verletzt worden seien. Wie die Berufsfeuerwehr später jedoch mitteilte, seien die Feuerwehrleute nur vorsorglich medizinisch untersucht worden, sie konnten jedoch ohne gesundheitliche Schäden wieder nach Hause. Thomas Ehm, der Geschäftsführer von Premium Aerotec, dankte am Morgen nach dem Brand den Kräften seiner Werksfeuerwehr. „Sie war sehr schnell vor Ort und hatte die Situation mit Unterstützung der Augsburger Feuerwehren sehr schnell unter Kontrolle. So konnten weitere Schäden und Gefahren für Menschen und Umwelt ausgeschlossen werden.“
Die Firmensprecherin von Premium Aerotec bestätigte auf AZAnfrage, dass durch das Feuer auch die Produktion in dem Werk beeinträchtigt ist. Still stehe sie aber nicht. Das Unternehmen prüft nun, ob andere Standorte vorübergehend die Arbeiten übernehmen können, die in Augsburg momentan nicht mehr möglich sind. Die Ursache für das Feuer ist noch unklar. Wie in solchen Fällen üblich ermittelt die Kriminalpolizei. Dabei wird sie von Brandgutachtern des Landeskriminalamtes unterstützt, sagt die Polizeisprecherin Sabine Braunmiller.
Die Airbus-Tochter Premium Aerotec beschäftigt momentan rund 4000 Mitarbeiter am Unternehmenssitz Augsburg. Die Firma mit Standorten in Augsburg, Bremen, Hamburg, Nordenham und Varel sowie im rumänischen Brasov gilt als weltweit bedeutender Anbieter in der Luftfahrtindustrie. Im Jahr 2017 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von zwei Milliarden Euro. Das Kerngeschäft sind die Entwicklung und Herstellung von Flugzeugstrukturen aus Metall- und Kohlenstofffaserverbundstoffen.
Videos Szenen vom Brand und den Löscharbeiten finden Sie unter augsburger-allgemeine.de