Augsburger Allgemeine (Land West)

Bürger zahlen gemeinsam für ein Feuerwerk

Idee In Kühlenthal legen die Bürger zusammen, um einen Pyrotechni­ker zu bezahlen. Wie dort Silvester gefeiert wird

- VON ELLI HÖCHSTÄTTE­R

Kühlenthal Man kennt das. An Silvester holt jeder seine Raketen raus und lässt es vor dem Haus krachen. Ganz anders läuft es dagegen in Kühlenthal ab. In dem Ort mit rund 850 Einwohnern treffen sich die Menschen zum Jahreswech­sel am Rathaus und bestaunen gemeinsam ein Feuerwerk. Das besondere daran: Das Spektakel, für das ein Pyrotechni­ker sorgt, haben die Bürger selbst gezahlt.

Die Idee für das Gemeinscha­ftsfeuerwe­rk stammt von Bürgermeis­terin Iris Harms. Sie berichtet: „Ich hatte schon seit Jahren den Traum eines Gemeinscha­ftsfeuerwe­rkes.“Doch die Idee ließ sich gar nicht so einfach umsetzen. Der erste Anlauf ging schief. Damals hatte Harms das Vorhaben zwar im Gemeindebl­att beschriebe­n, doch es gab es keine Reaktionen darauf. Erst kurz vor Silves- ter meldeten sich einige Bürger und wollten wissen, was aus dem Gemeinscha­ftsfeuerwe­rk geworden sei. Deshalb packte Harms im vergangene­n Jahr die Sache anders an. Sie erklärte, dass es dieses Feuerwerk geben werde, und wollte bereits im Oktober wissen, wer sich daran finanziell beteiligt. Und es funktionie­rte. Mit dem Geld wurde ein Fachmann beauftragt, der ein herrliches Feuerwerk für die Kühlenthal­er abbrannte. Für Harms stand fest: „Es wurde eine Tradition geboren“. Auch heuer wurde wieder gesammelt und es kamen 600 Euro für das Gemeinscha­ftsfeuerwe­rk zusammen. An Silvester können sich nun die Kühlenthal­er am Rathaus treffen. Dort schenkt die Feuerwehrj­ugend Sekt aus. Um Mitternach­t steigt das rund zehnminüti­ge Feuerwerk. „Erst gibt es Fontänen. Daraufhin werden die Feuerwerks­körper von einer benachbart­en Wiese aus in den Himmel geschossen“, erklärt Harms. „Wir wollten ganz bewusst keine Silvesterp­arty machen und damit Familienfe­iern stören. Mir ging es vielmehr darum, dass man die ersten Minuten des neuen Jahres miteinande­r verbringt. Das ist ein schönes Gemeinscha­ftsgefühl“, sagt Harms. Im vergangene­n Jahr wurde der Gemeinscha­ftsgedanke auch in eine andere Richtung gelebt. Da einige Kühlenthal­er zu spät für das Feuerwerk spendeten, blieb ein Geldbetrag übrig. Diesen spendete Harms an die Hospizgrup­pe in Meitingen. Schließlic­h hat das Gemeinscha­ftsfeuerwe­rk noch einen ganz praktische­n Nutzen. Am Tag nach Silvester liegt in Kühlenthal wesentlich weniger Müll herum, da die Raketen des Pyrotechni­kers kaum Dreck hinterlass­en. So sieht der Neujahrsmo­rgen für die Kühlenthal­er gleich ein wenig freundlich­er aus.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r In Kühlenthal gibt es ein besonderes Feuerwerk. Den Pyrotechni­ker finanziere­n die Bürger gemeinsam.

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