Augsburger Allgemeine (Land West)
Das verweltlichte Kreuzzeichen
Dass es wahrlich ein Kreuz mit dem Kreuz sein kann, musste CSU-Politiker Markus Söder erfahren, nachdem er Ende April eigenhändig und vor laufenden Kameras in der Staatskanzlei eines aufgehängt hatte. Was nicht nur Baden-Württembergs grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann an Vampirfilme denken ließ. Das Kreuz jedenfalls war nicht irgendeines, versteht sich, sondern jenes, welches der frühere Münchner Kardinal Friedrich Wetter dereinst dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber geschenkt hatte. Aus Söders Sicht eigentlich eine Aktion von großer innerer Logik: Er – Ende April gerade einmal etwas mehr als einen Monat amtierender Ministerpräsident des Freistaats – ist ja nicht allein bekennender Stoiberianer, sondern auch bekennender evangelischer Christ.
Seinen „Kreuz-Erlass“samt Kreuz-Anbringungs-Aktion nahmen ihm dennoch viele krumm, besonders Kirchenvertreter. Es sei ein billiges Wahlkampfmanöver in AfD-Manier, dass ab dem 1. Juni im „Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes“ein Kreuz aufzuhängen sei. Söder vereinnahme das Christentum und instrumentalisiere es – als Abgrenzung zum Islam. Was sie zudem erboste: Söder erklärte, das Kreuz sei vor allem ein „Bekenntnis zur Identität“Bayerns und „nicht ein Zeichen einer Religion“. Oh je! Und: Amen!