Silvester spaltet unser Land

Aufgefallen

Es bedürfte einer Wünschelrute, um die Welt zu Neujahr grundsätzlich so zu lassen wie sie uns gefällt (Bahn ausgenommen). Stattdessen werden wir von der Angst vor einem höheren Rundfunkbeitrag geplagt, die hartnäckig in unseren Genen sitzt. Aber gibt es denn Schöneres als Drittliga-Fußball vom TSV 1860 live oder wenn Thomas Gottschalk das Silvesterkonzert auf BR-Klassik als Experte von Mascagni und Bernstein bereichert?

Schlimmer noch ist die Furcht vor dem Diesel-Nachrüstungsminister Andreas Scheuer, der uns in seiner Feinstaub-Panik die Lust an farbensprühendem Lärm rauben will, um die Zahl von Fahrverboten möglichst gering zu halten. Soll ja die Automobilindustrie nicht darben. Von der Bahn, die im Gegensatz zu BMW und Co. von der Politik nicht gehätschelt, sondern gerüffelt wird, wollen wir folgenden Beschluss hören: Servus, falsche Wagenreihung im ICE!

Voll an der Wünschelrute vorbeigegriffen! Die Bahn rüstet ja lieber die Schokoladenstrecken nach und hat übrigens 16 Prozent ihrer Schienen stillgelegt. Nicht mal die Silvester-Raketen kann man noch politisch korrekt – gute Deutsche gegen böse Chinesen – in die Nacht jagen. Zwischen den Jahren ist Feinstaub-Deutschland gespalten: Sollen wir mithilfe der Sternsinger Böller durch Weißbrot ersetzen? Eher nicht. Was nützen Röstaromen, wenn die Brotkugeln schwarzgebacken sitzen bleiben?

Also bleibt als Nachrüstung nur die Entrümpelung. Erst mal Feinoder Großstaub von Fernseher, Musikanlage und Mahagoni-Sideboard entfernen. Den Film „Independence Day“(zu knallig) entsorgen, die krank machenden Bücher von Jojo Moyes (alle) verscharren und nicht das Flugverbot für lästig gewordene Vinyl-Scheiben in Innenstädten vergessen!